Entschuldigung von jemandem erzwingen wollen?

Wenn mich jemand verletzt oder mich enttäuscht dann erwarte ich in der Regel schon, dass sich die entsprechende Person dafür auch bei mir entschuldigt. Gerade dann, wenn es sich beispielsweise um meine Freunde oder meinen Partner handelt, dann warte ich schon auf eine Entschuldigung, wenn es der Situation entsprechend angebracht ist. Wenn sich die Person von selbst aus aber nicht entschuldigen will, dann akzeptiere ich das auch so und fordere quasi keine Entschuldigung.

Dass manche Leute eine Entschuldigung einfordern, habe ich jedoch schon oft mitbekommen. Den Satz "Dafür entschuldigst du dich jetzt aber bei mir!" habe ich schon wirklich oft gehört. Allerdings frage ich mich, was es denn für einen Sinn haben soll, eine Entschuldigung einzufordern. Wenn die Entschuldigung wirklich ernst gemeint wäre und von Herzen kommen würde, dann würde sie ja von allein kommen und nicht erst nach Aufforderung. Habt ihr schon einmal eine Entschuldigung eingefordert oder erzwungen? Haltet ihr das für sinnvoll?

Ich denke das man so eine Aussage meistens automatisch macht. Man ist wütend, sauer, wurde verletzt. Logischerweise erwartet man dann von seinem Gegenüber auch eine ordentliche Entschuldigung. Aber ich finde man kann Entschuldigungen nicht immer gleich sofort verlangen. Manche Situationen machen es einfach sinnvoll wenn man damit wartet. Wie oft kommt es vor das sich derjenige erst mal darüber bewusst werden muss, das es einer Entschuldigung bedarf.

Vielleicht dachte derjenige gar nicht das es für seinen Gegenüber so schlimm ist. Oder es gab vielleicht Schocksituationen in denen man sich erstmal finden muss und sich dadurch erst später entschuldigt. Alles in Allem finde ich es aber sehr wichtig das man es überhaupt macht. Denn so steht wenigstens nichts zwischen den beiden Parteien.

Der "Täter" kann sich nicht entschuldigen. Er hat Schuld auf sich geladen. Er kann maximal darum bitte, dass das "Opfer" ihm die Schuld erlässt, also entschuldigt. Wer demnach jemanden dazu auffordert, hat ihn schon entschuldigt.

Ich habe unter anderem das Motto "ein erzwungenes Bekenntnis ist wertlos", wobei ich das je nach Situation überall anwenden kann. In diesem Fall wäre die Entschuldigung erzwungen, vorausgesetzt, die Person von der das eingefordert wird, lässt sich darauf ein.

Ich kann mit erzwungenen Bekenntnissen nichts anfangen, weil sie nicht von Herzen kommen und deswegen auch nicht Ernst gemeint sind. Wenn mich jemand zu so einer Entschuldigung zwingen wollen würde, würde ich das aus Trotz nicht machen und eher darauf verzichten. Wenn ich mich entschuldigen möchte, weil ich mich schuldig fühle, dann spreche ich die Entschuldigung auch von mir aus aus und muss nicht "angeschubst" werden.

Bei mir ist es eher so, wenn ich das Gefühl habe, in eine bestimmte Richtung gedrängt zu werden, wie in diesem Fall wenn von mir eine Entschuldigung gefordert werden würde, dann legt sich bei mir ein Schalter um und ich denke mir so "Jetzt erst recht" und sage nichts oder kontere.

Ich finde es immer falsch, Entschuldigungen zu fordern. Denn wenn jemand das von mir fordern würde, würde mir direkt der Gedanke kommen, dass die andere Person ja auch genug Mist gebaut hat und ich dafür keine Entschuldigung gefordert habe. Das würde ich der Person dann auch auf den Tisch knallen. So ein Verhalten muss ich mir nicht gefallen lassen.

Sicher war ich auch schon mal in der Situation, dass mich jemand gekränkt hat und ich darum eine Entschuldigung erwartet habe. Aber ich finde es dann auch sinnlos, eine Entschuldigung erzwingen zu wollen. Mir ist es bei einer Entschuldigung schon sehr wichtig, dass sie ernst gemeint ist und das ist sie nun nicht unbedingt, wenn man sie nur erzwungenermaßen gesagt bekommt. Darum warte ich dann schon ab, ob eine ernst gemeinte Entschuldigung kommt, die ich dann eher ernst nehmen kann.

Eine Entschuldigung die nicht von Herzen kommt und somit auch nicht ernst gemeint ist, bringt mir gar nichts. Deshalb finde ich es auch völlig unnötig jemanden dazu zu Drängen oder ähnliches.

Trotzdem glaube ich auch das ein Satz wie: "Dafür entschuldigst du dich aber bei mir" eher im Affekt fällt. Ernst meinen tun ihn wohl die wenigsten. Hoffe ich zumindest.

Ich würde keine Entschuldigung einfordern. Ich finde es irgendwie traurig, wenn das jemand macht. Irgendwie erniedrigt man sich damit ja auch, in dem man quasi darum bettelt. Eine Entschuldigung sollte von der Person freiwillig kommen und auch eben ernst gemeint sein. Wenn ich sie einfordern würde, weiß ich doch nicht, ob mein Gegenüber diese dann auch ehrlich meint.

Leider habe ich keinen Kontakt mehr zu meiner besten Freundin, weil sie wirklich Mist gebaut hat. Ich weiß aber auch, dass von ihr keine Entschuldigung kommen wird. Ich finde das sehr traurig, aber ich akzeptiere das eben. Ich würde niemals darum bitten und so den ersten Schritt machen.

Ich habe gerade aktuell den Fall, dass meine Eltern schlecht über meinen Mann und meine Kinder geredet haben und sich dafür nicht entschuldigen wollen. Da ich kürzlich sowieso zu ihnen musste, um etwas abzuholen was mir gehört, kamen wir gezwungenermaßen ins Gespräch, wo sie betonten, dass sie sich für ihre Aussagen nicht entschuldigen werden. Ich finde das extrem schade und habe ihnen deutlich zu verstehen gegeben, dass mich das sehr verletzt.

Aber da sie sich ja nicht entschuldigen wollen, obwohl ich das angebracht gefunden hätte, werde ich daraus nun meine Konsequenzen ziehen. Sie brauchen sich dann nicht wundern, wenn meine Tochter nicht mehr zu ihnen darf und ich auch nicht mehr dort auftauche.

Solche Sachen sagt man meist automatisch. Mit meinem Mann hatte ich mal einen Streit, bei dem ich das auch gesagt hatte. Er hatte beim Streiten etwas gesagt, was mich sehr beleidigt hat, aber das war ihm nicht so extrem bewusst, weswegen ich das gesagt habe. Er hat dann im Nachgang darüber nachgedacht und es tat ihm auch wirklich leid, wie man merkte.

Allgemein finde ich es nicht gut, wenn man sich eine Entschuldigung erzwingt, aber manchmal muss man vielleicht auch mal eine Entschuldigung einfordern, damit das Gegenüber darüber nachdenkt, was es gesagt hat. Man sagt aber im Streit nicht immer alles bewusst.