Wie glaubhaft sind Zeitungsberichte?

vom 26.07.2015, 21:26 Uhr

Ich habe hier bereits in einigen Threads erwähnt, dass eine sehr liebe Freundin von mir ein schweres Schicksal mit mehreren spontanen und vollkommen unerwarteten Hirnblutungen hatte. Sie hat noch mehrere kleine Kinder, eines war sogar noch unter einem Jahr alt. Insgesamt also wirklich eine sehr tragische Sache.

Nach einigen Wochen entdeckte ich dann auch einen Zeitungsbericht in einer Tageszeitung. Diese Tageszeitung (die mit dem krönlichen Titel) ist zwar durchaus dafür bekannt, dass sie zwar eher den "Bild" Charakter hat, aber dennoch ist und bleibt es eine Tageszeitung, wo man doch davon ausgehen sollte, dass sie nur Fakten schildert.

Jedenfalls habe ich mir natürlich den Zeitungsbericht durchgelesen und war dann wirklich mehr als nur erstaunt, dass da eigentlich nur sehr wenig gestimmt hat. Sehr viele Fakten waren komplett falsch. Es ging aber definitiv um meine Freundin, zumahl auch ihr Ehemann namentlich erwähnt wurde.

Dass nun vor allem in dieser Zeitung nicht immer so alles zu 100% stimmt, war mir durchaus schon vorher bekannt und bewusst. Dennoch war ich sehr erstaunt hier einmal zu sehen, wie die Fakten wirklich sind und wie sie in einer Zeitung geschildert werden.

Und da kann man sich dann natürlich generell fragen, wie glaubhaft Zeitungsberichte generell sind und ob sich so krasse Fehlmeldungen nur in gewissen Tageszeitungen abspielen oder mehr oder weniger in jeder. Wie denkt ihr darüber? Wie glaubhaft sind für euch Zeitungsberichte?

Benutzeravatar

» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich will nun anfangs erwähnen, dass Journalist ein normaler Job ist, dass heißt sie müssen wirkliche Ereignisse schildern. Sie können sich nicht leisten immer etwas zu erfinden. Ich denke die Zeitung sagt immer, dass was gerade passiert ist. Sonst wären sehr viele Menschen schon den Job los und es wäre veröffentlicht, dass die Zeitung nur falsche Angaben macht.

» cryanDE » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 27.07.2015, 06:42, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Die Zeitungsberichte basieren meistens auf Augenzeugenberichten und wenn die Leute die Nachricht verbreiten, werden immer wieder Details hinzugefügt oder weggelassen und so kann schon mal eine Nachricht mit falschen Fakten bei einem Reporter ankommen. Ich habe eigentlich noch nie bemerkt, dass eine Zeitung wirklich absichtlich falsche oder künstlich dramatisierte Berichte veröffentlicht hat, ich denke, diese Fehlinformationen wurden nicht absichtlich falsch veröffentlicht.

» Bascolo » Beiträge: 3586 » Talkpoints: 0,29 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich bin etwas erstaunt. Was meine Vorredner geschrieben haben, empfinde ich als ziemlich naiv. Klar ist Journalist ein normaler Beruf, aber welches Ziel hat denn dieser Beruf. Das gibt die Zeitung vor, für die der Journalist schreibt. Und da gibt es einige Zeitungen, die gerne mal Fakten weglassen, dramatisieren und ganz absichtlich Falsches drucken. Da sie eben nur auf die Verkaufszahlen achten.

Es kommt halt immer darauf an, wie man es verpackt. Nicht namentlich genannte Augenzeugen sind beispielsweise keine sehr gute Quelle. Die Bild druckt dann gleich eine Meldung. Eine seriöse Zeitung versucht den Augenzeugenbericht durch weitere Quellen zu belegen und achtet darauf, was das für ein Zeuge ist. Aber solange man "laut einem Augenzeuge" schreibt, lügt man nicht. Auch, wenn der Augenzeuge selber sich so einiges aus den Finger gesaugt hat.

Und allein sich auf das Schicksal dieser einen Frau mit Hirnblutungen zu konzentrieren, ist eine Dramatisierung. Ein seriöser Journalist würde mit einem Arzt sprechen, Statistiken aufführen und ähnliches. Aber diese Personal oder Human Interest Stories stellen das Problem nur aus der Sicht einer oder zwei Familien dar. Das ist Dramatisierung.

Und ich denke sehr wohl, dass da gerne mal was weggelassen wird, was die Geschichte etwas relativiert und weniger dramatisch aussehen lässt. Und dass die Betonung auf eigentlich Unwichtiges fällt, wenn es das Ganze dramatischer wirken lässt. Das können auch Kleinigkeiten sein. Beispielsweise, dass selbst der Hund ganz traurig ist wegen seinem kranken Frauchen. Dass der Hund eigentlich traurig ist, weil niemand mehr mit ihm Gassi geht, wird nicht erwähnt. Das ist nicht dramatisch genug.

Die Zeitungsberichte basieren meistens auf Augenzeugenberichten und wenn die Leute die Nachricht verbreiten, werden immer wieder Details hinzugefügt oder weggelassen und so kann schon mal eine Nachricht mit falschen Fakten bei einem Reporter ankommen.

Genau das passiert einer seriösen Zeitung nicht. Bevor sie drucken, sprechen sie mit der Polizei oder anderen offiziellen Stellen und lassen sich diese Augenzeugenberichte bestätigen. So, dass es eben Fakten werden. Augenzeugenberichte sind keine Fakten, weder falsche noch richtige.

Benutzeravatar

» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^