Wie entstand der Kevinismus?
Mit Kevinismus wird umgangssprachlich ja die Namensgebung bei den Sprößlingen sozial schwacher und nicht sehr gebildeter Familien bezeichnet. Jungs heißen dann Kevin, Marvin, usw. Bei den Mädchen sehr beliebt sind Chantal und Jacqueline, was dann oft zur Schakkeline wird. Daneben sind es weitere amerikanisch oder überhaupt exotisch klingende Vornamen, die von bestimmten sozialen Schichten bevorzugt zu werden scheinen.
Aber wie kam es dazu? Denn es sind ja durchaus sehr schöne Namen dabei, jedenfalls, wenn man sie korrekt aussprechen würde. Was hat also genau diesen "Trend" oder wie man es nennen soll, ausgelöst?
Morgaine hat geschrieben:Mit Kevinismus wird umgangssprachlich ja die Namensgebung bei den Sprößlingen sozial schwacher und nicht sehr gebildeter Familien bezeichnet.
Ich finde es ziemlich diskriminierend, wenn man sagt, dass Namen, wie Kevin, Marvin, Chantal und Jaqueline usw. nur oder überwiegend von sozialschwachen Familien gegeben werden. Die Definition von diesem Wort Kevinismus ist eigentlich nur, dass Eltern unfähig sind, sozialverträgliche Namen zu geben. Das hat im Prinzip nur am Rande etwas mit dem Namen Kevin zu tun. Der Name Hugo, Eugen, Willi usw. gehört auch dazu. Denn welches Kind bekommt keine Schwierigkeiten in der Schule, wenn es Eugen heißt?
Mit diesem Kevinismus sind Namen gemeint, die von dem größten Teil der Menschheit nicht gerade angenommen werden. Aber die dennoch auch in allen Schichten benutzt werden. Ich kenne ein Arztehepaar, das ihre Kinder Kevin, Jaqueline und Werner genannt haben. Die Kinder kommen alles andere als aus den sozial schwachen Schichten.
Aber wie kam es dazu? Denn es sind ja durchaus sehr schöne Namen dabei, jedenfalls, wenn man sie korrekt aussprechen würde. Was hat also genau diesen "Trend" oder wie man es nennen soll, ausgelöst?
Der Kevinismus entstand daraus, weil Eltern sich einen Namen ausgesucht haben und nicht weit überlegt haben. Zu der Zeit haben sehr viele Kinder den Namen gegeben und der Kevinismus beschreibt im Prinzip nur die Unfähigkeit der Mütter oder Väter, ihren Kindern einen sozialverträglichen Namen und keinen Namen zu geben, der gerade in Mode ist. Sie nehmen den Namen, der gerade am häufigsten gegeben wird oder Namen aus der Verwandtschaft. Das muss keine untere soziale Schicht sein.
Modenamen, wie eben die Namen, die du genannt hast und auch andere Modenamen werden beim Kevinismus besonders gerne gebraucht. Das Wort Kevinismus entstand, weil sehr viele Kinder auf einmal Kevin genannt wurden. Eine Umfrage bei Lehrern und Erziehern hat dann ergeben, dass sie, wenn sie rein nach dem Namen beurteilen, ob ein Kind schlau oder weniger schlau ist, Kevin und Co auf jeden Fall in die unterste Schicht setzen würden.
Was hat also genau diesen "Trend" oder wie man es nennen soll, ausgelöst?
Seit dieser Umfrage nennt man eben Namen, die ständig gebraucht werden, weil sie in Mode sind und Namen, die angeblich die Lehrer mit der lernschwach definieren würden "Kevinismus". Die Namen werden außerdem noch oft in Comedys benutzt und daher kommt wohl auch das Vorurteil, dass untere soziale Schichten diese Namen benutzen (siehe Mario Barth).
Der Kevinismus entstand Anfang der 90er Jahre. Da nannten die Eltern ihre Kinder sehr oft Kevin und von diesem Namen wurde dann Kevinismus abgeleitet und alle häufig vergebenen Namen waren dann gleichzusetzen mit dem Namen Kevin. Hätte man damals Paul so oft benujtzt, wäre es Paulismus geworden.
Morgaine hat geschrieben:Aber wie kam es dazu? Denn es sind ja durchaus sehr schöne Namen dabei, jedenfalls, wenn man sie korrekt aussprechen würde. Was hat also genau diesen "Trend" oder wie man es nennen soll, ausgelöst?
Meine Favoriten sind die Namen Cheyenne, Fynn und Luca, die ich zum Kevinismus zähle. Anders als Diamante sehe ich aber ganz klar eine Tendenz der unteren Bildungsschicht (was nichts mit Status oder Einkommen zu tun hat), die sich in der Namenswahl sehr von Massenmedien leiten lassen. Dabei werden eben viele Namen aus Trickfilmen, Sitcoms und Kinofilmen oder Babynamen von Starbabys übernommen.
Das liegt einfach am fehlenden Zugang dieser Bildungsschicht zu anderen impulsgebenden Möglichkeiten und bedeutet nicht, dass diese dumm sind. In Schulformen, die nicht mit dem Abitur enden wird aber leider der technisch-handwerkliche Fächerzweig meist ausgeprägter behandelt, als der geisteswissenschaftlich- musische Zweig. Damit fehlen oft Zugangsmechanismen, mit denen neue oder fremde Medien entdeckt, Wissen rezipiert und abstrahiert werden kann. Die Erfahrungshorizonte sind deshalb in dem Gebiet bei vielen sehr eng und massenmedial geprägt, sich Schulwissen selbstständig zu erarbeiten später fast nicht mehr möglich. Dass man sich durch ausgefallene Vornamen eigentlich von der Masse abheben möchte ist eigentlich ein echter Witz, denn es findet eher eine soziale Gleichschaltung statt.
Bei der gegenteiligen Gruppe sieht es aber nicht viel besser aus, denn da werden als Gegenreaktion viele altdeutsche und traditionelle Vornamen vergeben, um zu verdeutlichen, dass man sich nicht zu dieser Trendgruppe zählt, bodenständige Werte verkörpert und die soziale Tragweite eines Kevinismusnamens überblickt. Auch hier besteht ein Drang in die obere soziale Schicht, die eben bis vor einigen Jahrzehnten noch durch solche Namen (und Monarchie) geprägt war. Bei denen, die Weltbürgertum verkörpern möchten, werden aber gerne ausländische Namen vergeben.
Trendnamen gibt und gab es eben schon immer. Dass dieses Phänomen derzeit wohl wirklich stark präsent ist, liegt wohl auch an gesellschaftlichen Missständen. Ich kann ehrlich nicht verstehen warum man seinem Kind einen Namen gibt, der bei den Geburtsanzeigen in der Zeitung jede Woche fünf Mal vertreten ist.
Meine Schulzeit war Mitte der 70-er und bis 1984. Damals gab es das noch nicht, das man einen Vornamen einer bestimmten Gesellschaftsschicht zuschrieb.
Ein Junge namens Andreas oder Gerhard und ein Mädchen namens Silke oder Sabine konnte sowohl eine reiche Rechtsanwältin als Mutter haben oder auch eine Mutter mit Sozialhilfe (damals gab es ja zum Glück noch kein Hartz).
Ich finde es war damals neutraler. Ich kannte den Vornamen Chantal früher nur von französischen Fotomodells. Ich hätte nie gedacht, das dieser Vorname mal als "Unterschichts-Vornamen" gilt. Kevin aus "Kevin allein zu Haus" hatte vielleicht mit dem negativen Ruf vom Vornamen Kevin zu tun. Da dieser Junge ein ziemliches Chaos machte. Jedoch es gibt doch auch einen Fußballer der Kevin Kostner.
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