Soll Asad weiter über Syrien herrschen dürfen?

vom 15.02.2016, 15:22 Uhr

Totgesagte leben länger als man glaubt. Eigentlich sahen ihn schon viele auf der Flucht oder wie Sadam oder Gadhafi tot. Doch er ist immer noch da und inzwischen sieht es fast wieder so aus, als würde er weiter herrschen können. Viele sehen ihn als Alternative zum IS.

Doch wie realistisch ist dies wirklich? Da sind die vielen Hunderttausend Tote durch Fassbomben und Hunger. Da gibt es die Giftgaseinsätze gegen sein eigenes Volk oder besser gesagt die sunnitische Volksmehrheit. Nur die schützende russische Hand hat ihn davor bewahrt, durch die US-Luftwaffe weggebombt zu werden. Soll Asad wirklich bleiben?

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 16.02.2016, 19:20, insgesamt 2-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Die Frage ist doch: Wer wollte initial Asad loswerden? Wer hätte davon profitiert, wenn der ´arabische Frühling´ auch auf andere, muslimische Staaten bzw. auf andere Staaten im nahen Osten übergesprungen wäre? Für mich sind die Ereignisse der letzten Jahre ein ´neues Projekt im nahen Osten´, um den Imperialisten bessere, profitable und reizvolle geopolitische Standpunkte zu ermöglichen - das wird notfalls unter dem Deckmantel des Krieges gegen den Terrorismus oder Diktator verkauft, immerhin arbeiten die westlichen Medien auf Hochtouren und die meisten Menschen, die Null Ahnung von der Materie haben, fassen diese "Nachrichten" als glaubwürdig und wahr auf, ohne sie zu hinterfragen.

Womit jene Imperialisten aber nicht gerechnet haben, ist erstens der Widerstand Asads und zweitens die nicht zu vernachlässigende Unterstützung seitens des Volkes gewesen. In Tunesien, Libyen oder Ägypten ging es mehr oder minder schnell vonstatten, aber in Syrien ist man auf Widerstand gestoßen, womit man nicht gerechnet hat. Im Anschluss daran musste man irgendwie das Land destabilisieren, was sich da wie auf dem Silberteller geboten hat, sollte nicht allzu schwer zu erraten sein.

Ich bin der Meinung, dass man mit Asad und der Opposition sich an einen Tisch setzen muss und alle Fakten auf den diesen legt, um sie in Verhandlungen abzuschaffen. Es bringt nichts weiter auf stur zu schalten, davon haben beide Parteien nichts. Asad ist nicht abgeneigt gegenüber Reformen, im Gegenteil. Vielmehr versucht er wirklich alle unter anderem ethnischen Bevölkerungsteile gleichermaßen zu behandeln, weshalb Syrien ein gefundenes Fressen für Extremisten und selbsternannte Friedenspolizisten ist.

Meinetwegen können sich auf die Russen und die Amerikaner an den Tisch setzen, solange sie sich zügeln und nicht ihre eigenen Interessen verfolgen, was jedoch eher eine Sache der Unmöglichkeit sein dürfte. Wichtig ist aber, dass die restlichen Staaten sich gefälligst raushalten und nicht ständig irgendwelche provokanten Sprüche von sich geben. Russland beispielsweise ist doch von Asad, dem demokratisch gewählten Präsidenten des Landes Syriens, persönlich zur militärischen Unterstützung eingeladen worden, oder irre ich mich?

Was hat also der Westen sich da einzumischen, wenn ein Land um Unterstützung eines Verbündeten fragt? Ob das nun korrekt ist oder nicht, darum geht es mir in erster Linie nicht. Auch die ganzen völkerrechtswidrigen Kriegsverbrechen sind in meinen Augen zweifelhaft, wenn auch nicht gänzlich falsch. Man braucht nur das Buch von J.Todenhöfer durchlesen und schon sieht man die Ereignisse aus einem ganz anderen Blickwinkel.

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» getku » Beiträge: 883 » Talkpoints: 11,06 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Wer will einen Diktator loswerden? Die Antwort erübrigt sich von selbst. Asad als demokratisch gewählt hinzustellen, ist schon recht gewagt. Er hat das Amt von seinem Vater übernommen und wäre sein älterer Bruder nicht verunglückt, wäre er wahrscheinlich jetzt noch Augenarzt in London. Zu Anfang des Aufstandes gegen Asad war noch keine Rede vom IS und dieser wurde lange nicht von Asad bekämpft.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 16.02.2016, 15:48, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Ob Asad weiter über Syrien herrschen soll, kann oder darf, vermag ich nicht zu beurteilen. Wenn die Anschuldigungen alle stimmen sollten, dann natürlich nicht. Aber wie auch immer, sollte Asad nach einem Kriegsende im Amt bleiben, dann kann ich mir trotzdem vorstellen, dass reihenweise die Wirtschaftsminister aus aller Welt auf seinem Schoß sitzen. Dann zeigt man wieder Etikette und der einstige Tyrann und Diktator wird wieder mit "Eure Exzellenz" tituliert.

» marschner » Beiträge: 126 » Talkpoints: 31,67 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich finde, dass über diese Frage erst nach der Beendigung des Bürgerkriegs gesprochen werden sollte. Ob alle Anschuldigungen gegen Assad, wie zum Beispiel die Einsätze von Giftgas gegen die Rebellen, stimmen, ist schwer zu Beurteilen. Jedenfalls sollte meiner Ansicht nach zuerst der gemeinsame Feind, der Islamische Staat ISIS, besiegt werden.

Die Frage ob Assad, weiter der Machthaber in Syrien bleibt, wird außerdem noch heftige Diskussionen verursachen. Denn Russland (sowie Nordkorea) sind ja Assads' Unterstützer, während die Vereinigten Staaten von Amerika die syrischen Rebellen (also die Feinde Assads) unterstützen.

» jupla » Beiträge: 195 » Talkpoints: 0,45 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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