Welche berufliche Möglichkeiten habt ihr nach dem Studium?
Ich habe ja Germanistik und Geschichte studiert und kann mit diesen Studiengängen tatsächlich beruflich weitaus mehr anfangen, als ich ursprünglich dachte. So kann ich beispielsweise in einem Buch- Zeitschriften oder Zeitungsverlag arbeiten, entweder in der Redaktion oder im Lektorat.
Ansonsten bietet sich auch noch die Möglichkeit, in Fernseh- oder Radioredaktionen zu arbeiten oder auch in Museen. Außerdem könnte ich auch als Quereinsteiger als Lehrerin arbeiten. Welche beruflichen Möglichkeiten und wie viel Auswahl habt oder hattet ihr nach dem Studium? Wann war euch klar, in welche Richtung genau ihr einschlagen wollt?
Ich denke, man muss den Unterschied zwischen den theoretischen Möglichkeiten und dem, was man tatsächlich machen kann, betrachten. Fast jeder, der studiert hat, hat theoretisch viele berufliche Möglichkeiten, weil man durch die verschiedenen Seminare und Vorlesungen im Studium ja auch in viele Bereiche hineinschnuppert und Wissen in zahlreichen Themen hat. Das Studium ist insgesamt doch auch viel breiter angelegt als eine Ausbildung.
Aber ob man das dann tatsächlich bekommt? Nur weil mich das Studium auf etwas vorbereitet hat, heißt das nicht, dass ich solche Jobs auch bekomme, dass man da wirklich eingestellt wird. Ich weiß nicht, wie das bei dir ist - du kommst auch Baden-Württemberg oder? Mein ehemaliger Chef hat immer gesagt, Baden-Württemberg sei das Land, wo im übertragenen Sinne Milch und Honig fließen, also wo jeder Arbeit findet. Ob das so ist, weiß ich nicht.
In meiner Region findet man aber mir einem geisteswissenschaftlichen Fach nur sehr schwer Arbeit, im Prinzip kann sich da jemand, der Germanistik und Geschichte studiert, schon mal auf die Arbeitslosigkeit vorbereiten. Die Jobmöglichkeiten sind theoretisch die gleichen, aber praktisch wird da keiner Arbeit finden.
Wobei es schon Stellen gibt, aber die muss man halt lange suchen. Eine Bekannte von mir hat Soziologie studiert, war ewig arbeitslos und macht gerade eine Umschulung zur Bürokauffrau. Ein anderer Bekannter hat Germanistik studiert, ebenso wie seine Freundin. Die kenne ich deswegen, weil ich früher gerne Gedichte geschrieben habe und die hatten ein kleines Heftchen mit Gedichten von Studenten herausgebracht.
Er hatte eine kurze Anstellung bei jemandem, der ihn so lange beschäftigt hat, bis die Förderung vom Arbeitsamt ausgelaufen ist. Da war er Texter. Danach hat er versucht, sich selbstständig zu machen, auch als Texter und Fotograf, hat aber nicht gereicht, das musste er wieder sein lassen. Sie hat es mangels Jobangeboten ebenso mit Selbstständigkeit versucht und kommt gerade so durch.
In einem Verein, in dem ich früher war, gab es einen Geschichtsabsolventen. Er arbeitet nun nach langer Arbeitslosigkeit im Museum, als Museumsführer. Er hat also zumindest eine Stelle abbekommen. Ein anderer Historiker hat nichts gefunden, sich dann selbstständig gemacht, darüber eigentlich aber nichts eingenommen und er ist nun durch seine Mitgliedschaft in einer Partei zumindest im Stadtrat gelandet und lebt von der Aufwandsentschädigung, die er da bekommt.
Da ich früher mal in einer Partei war, kenne ich auch einige, die Geschichte studiert haben und dann irgendwie in dieser Partei mitarbeiten, also beispielsweise als Referenten bei einem Landtagsabgeordneten. Der hat ein bestimmtes Kontingent zur Verfügung und stellt dafür Referenten ein, aber viel mehr als vorgesehen, sodass die Leute sich eine Stelle zu Dritt oder zu Viert teilen und entsprechend wenig verdienen.
Aufgrund dieser Jobaussichten würde ich in meiner Region niemandem raten, Geschichte oder Germanistik zu studieren, damit hat man keine rosige Zukunft. Und das sind keine Beispiele aus Kleinkleckersdorf, wir haben hier in einer Landeshauptstadt studiert.
Zitronengras hat geschrieben:Aufgrund dieser Jobaussichten würde ich in meiner Region niemandem raten, Geschichte oder Germanistik zu studieren, damit hat man keine rosige Zukunft. Und das sind keine Beispiele aus Kleinkleckersdorf, wir haben hier in einer Landeshauptstadt studiert.
Bei uns in NRW sind die Jobaussichten als Historiker oder Germanist auch nicht gerade prickelnd. Eine Freundin von mir hat Germanistik und Anglistik studiert und dabei zwei Master parallel gemacht, um bessere Chancen zu haben. Einerseits hat sie einen Master Richtung Medien gemacht, parallel aber noch auf Lehramt studiert. Eine Zeit lang hat sie lektoriert, aber von dieser Arbeit könnte man (laut ihrer Aussage) kaum leben. Sie wurde mehr oder weniger ausgebeutet und hat für einen Hungerlohn geschuftet. Aus diesem Grund hat sie dann doch ein Referendariat angetreten und will jetzt die Lehrerlaufbahn weiter verfolgen.
Bei mir an der Uni kann man auch Geschichte studieren, aber da es keinen NC gibt, gibt es viel zu viele Absolventen und wo sollen die alle hin? Der Markt ist überschwemmt und für jeden wird garantiert kein guter Job bei rauskommen, von dem man auch leben kann. Ich habe offen gesagt den Eindruck, dass du Prinzessin, keine wirkliche Erfahrung hast was das Berufsleben angeht. Denn dann würdest du nicht so utopisch und meiner Ansicht nach blauäugig nach deinem Abschluss in die Zukunft schauen.
Versteh mich nicht falsch, ich hatte anfangs auch ziemliche Illusionen. Ist ja auch kein Wunder. Man kommt an die Uni und um das eigene Studienfach zu rechtfertigen, wird dir von allen Seiten eingetrichtert, dass Absolventen deines Faches dringend gesucht werden und dass man gefühlt unendliche Jobchancen hätte. Aber dann folgt irgendwann die erste Ernüchterung und man sieht vieles anders.
Nehmen wir mich als Beispiel. Mein Fach ist bei den Geowissenschaften angesiedelt, aber als einziges Fach dort interdisziplinär ausgerichtet. Soll heißen, dass Absolventen meines Faches theoretisch in der Landschaftsplanung, im Städtebau bzw. der Raumplanung, in Wirtschaftsförderung, Standortplanung von Unternehmen, Umwelt- und Abfallwirtschaft, Wasserwirtschaft, Ingenieursbüros und in diversen Behörden arbeiten könnten. Auch Jobs als Meteorologen wären eine Möglichkeit oder bei Krankenkassen und Versicherungen. Die Wirklichkeit sieht aber anders aus.
Ich habe mich mal für einen Nebenjob in einem Ingenieursbüro beworben, wo ich aber abgelehnt worden bin. Es hat sich herausgestellt, dass der Personaler meine Bewerbung nicht mal richtig gelesen hat, weil er per Email nach Informationen fragte, die ich fett gedruckt erwähnt hatte, die ihm aber nicht bekannt waren. Ich wurde vermutlich abgelehnt, weil ich eine Frau bin und man mir nicht zutraute, auf Baustellen Geländemessungen durchzuführen. Die Qualifikationen hierzu hätte ich auf jeden Fall gehabt.
Die meisten meiner Ansprechpartner bei großen Kunden haben Germanistik studiert. Und eigentlich alle haben lange gesucht und Lücken mit verschiedenen Praktika gefüllt, bevor sie einen Job ergattert haben. Da steckt tatsächlich ein Körnchen Wahrheit in der möglichen Karriere als Taxifahrer.
Viele hatten dann auch nicht wirklich den Job, den sie wollten. Wer im Verlagswesen arbeiten möchte, findet SEO naturgemäß eher wenig spannend. Die Bezahlung scheint auch eher Glückssache zu sein, denn ich hatte schon öfter Gespräche über meine Selbstständigkeit. Man kennt sich schließlich länger, wenn man regelmäßig zusammen arbeitet. Aber es gibt Absolventen, die sehr glücklich geworden sind.
Bei mir war das anders. Nach Studium Nummer 1 standen Klinik, Praxis, öffentlicher Dienst, Pharmaindustrie, Forschung oder Futtermittelhersteller zur Auswahl. Das wären die naheliegenden Möglichkeiten gewesen. Zuchtprogramme und ähnliches wäre auch gegangen. Man findet auch immer etwas.
Studium 2 machte mich zur eierlegenden Wollmilchsau. Theoretisch waren die Möglichkeiten unbegrenzt. Allerdings brauchte man die passenden Schwerpunkte und möglichst Beziehungen für einen guten Job. Es gibt meinen Abschluss in Massen und man konkurriert auch noch mit BWL.
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