Aus der Reihe: Was hätten Sie getan? - Pishinghilfe e.V.
Vorwort: Ich verpacke Themen gerne in kleine lesbare Geschichten und stelle hier ein ausgedachtes Thema zur Diskussion. Vielleicht kann eine kleine Reihe entstehen nach dem Motto: Wie hätten Sie entschieden / was hätten sie getan?
Aus der Reihe: Was hätten Sie getan? - Pishinghilfe e.V.
Susan kniff die Augen zusammen und kroch förmlich in den Bildschirm. Leise murmelte sie den Text nach, der auf ihrem Bildschirm angezeigt wurde: „Diese Nachricht könnte ein Betrugsversuch (Phishing) sein." Sie lehnte sich zurück, dann wählte sie hastig die so vertraute Telefonnummer ihrer Freundin Lara und ließ deren neuen Freund ans Telefon holen.
„Peter?" Sie war froh ihn gleich zu erreichen und schilderte ihr Problem. „Ja, stell dir vor, du hast doch letztens erst das Antivirenprogramm installiert und noch so ein Prüfprogramm und mein PC ist ja auch langsamer geworden und jetzt haben diese Programme wirklich etwas gefunden!", rief sie aufgeregt in den Telefonhörer. „Aber was mache ich denn nun?"
Peter war die Ruhe selbst. Nichts sollte sie machen, wenn die angegebene Internetadresse wirklich stimme. Sicherlich bedeute diese Meldung nichts und bisher hatte sie ja nicht mal ein Antivirenprogramm auf ihrem Rechner gehabt. Wenn ihr die Adresse komisch vorkomme, solle sie der Internetadresse einfach nicht folgen. „Peter“, rief sie enttäuscht in den Hörer: „Ich muss heute noch in meine Bank! Die Onlinebankingadresse habe ich kontrolliert. Die stimmt!" Was nützt mir ein Sicherheitsprogramm das mich verunsichert und bei einer Meldung dazu verdonnert nichts zu machen? Ich muss dringend Überweisungen ausführen!"
Susan legte den Hörer auf. „Pishing“, murmelte sie. Sie lutschte am Bleistift und kippelte. Beides waren schlechte Angewohnheiten, die sie nie hatte ablegen können. Dann hielt sie inne und ließ ihren Stuhl langsam nach vorne kippen. Konzentriert kopierte sie die Adresse aus dem Browserfenster und fügte diese im Suchfeld einer Suchmaschine ein. Mit kreisenden Fingern tippte sie das Wort Pishing dahinter. Die Suchmaschine zeigte ihr ellenlange Ergebnisse an. Susan las und las, bis ihr die Augen trocken wurden. Schade um die Zeit murmelte sie schließlich.
Sie rief in ihrer Bank an und ließ es lange klingeln. „Keiner da“, murmelte sie schließlich. Susan ging enttäuscht in die Küche und machte sich einen Kaffee. Das Radio dudelte und zwischendurch ereiferte sich ein Kommentator über angedachte Onlinedurchsuchungen und Abhörskandale. Anhand von Schlagworten sollten Telefongespräche überwacht werden. Sie wartete neben der Kaffeemaschine und beobachtete den Ablauf des Kaffeebrühens. Wie läuft eigentlich die Abfrage einer Internetsuche ab, fragte sie sich unwillkürlich. Sie nahm den heißen Kaffee, nippte noch im Gehen an der Tasse und verbrannte sich die Lippen an dem heißen Getränk.
Wieder suchte sie im Internet und stieß auf Angaben zu einer Datei mit dem Namen ‚hosts‘. „Diese Datei wird zuallererst nach eingegebenen Internetadressen durchforstet und liegt auf dem heimischen PC vor." Susan schaute sich die Datei mit einem Editor an. „Hm", machte sie und nippte erneut an ihrem Kaffee. Die Adresse ihrer Bank war dort eingetragen und dahinter stand eine IP-Adresse. „Wie war das noch gleich?“, murmelte sie und suchte erneut nach der Beschreibung der hosts-Datei. Langsam begann ihr die detektivische Arbeit Spaß zu machen, auch wenn sie sich nur mühsam das benötigte Wissen aneignen konnte.
Zögernd fasste sie sich ein Herz und tippte im Suchfeld einen erneuten Befehl ein, den sie im Internet gefunden hatte: whois. Dahinter folgte die Internetadresse aus der hosts-Datei. Da stand doch tatsächlich als Inhaber eine Telefonnummer! Per Rückwartssuche fand sie im Internet den Inhaber des Telefonanschlusses. „Peter!“, rief sie aufgebracht. Wütend griff Susan zum Hörer und verschüttete den Rest ihres Kaffees. „Mist!" Hastig tupfte sie mit ihrem Ärmel den noch warmen Kaffee auf. Dann hielt sie inne. Was hatte Peter vor? Wollte er ihre Daten ausspionieren und ihre Bankdaten nutzen? Was wusste sie von ihm? Eigentlich nicht viel. Er war der neue Freund ihrer besten Freundin.
Er machte irgendeine Webseite und interessierte sich für Japanologie. Zögernd tippte sie die IP-Adresse aus der hosts-Datei ein. Der Browser zeigte ihr die Internetseite von Peter an. Sie sah genauso aus wie die Webseite ihrer Bank! Hastig tippte sie die Telefonnummer von Lara und erzählte ihr alles. Natürlich glaubte ihr Lara erst nicht, doch als Susan drohte Peter anzuzeigen, gab er alles zu. Hätte sie ihn sofort anzeigen sollen, trotz ihrer Freundschaft zu Lara?
Epilog: Das Thema ließ sie nicht mehr los. Sie vertiefte sich in das Thema, wurde von Kollegen, Freunden und Bekannten angesprochen. Schließlich schaltete sie eine Internetseite, um Opfern von Pishingangriffen zu helfen. „Gründe doch den Verein Pishinghilfe e.V.“, riet ihr eines Tages ein Bekannter. „Ein Verein muss mindestens sieben Mitglieder haben“, überlegte sie. „Dann mach Dich selbstständig!“
„Selbstständig“, murmelte sie. Der Gedanke ließ sie nicht mehr los. Und bald schon stand ihr Entschluss fest eine kleine Firma zu eröffnen und Beratungsleistung rund um Viren, Trojaner und Pishing anzubieten. Die Nachfrage war groß. Sie bildete sich weiter zur IT-Forensikerin und im Nachhinein hätte ihr nicht Besseres geschehen können, als Peter.
Das ist ja schon eine ziemlich merkwürdige Geschichte und ich weiß nicht, ob das wirklich so passiert ist. Vorstellen kann ich mir das eigentlich nicht. Aber wenn es so passiert ist, dann war es schon richtig von Susan, sich mit dem Thema zu beschäftigen und dann war es sehr schlau von ihr, dazu auch eine Firma zu gründen, die sich mit dem Problem befasst. Dann hat ihr diese fiese Aktion ja tatsächlich etwas gebracht.
So ist das mit Geschichten. Was ist wahr, was komplett ausgedacht. Das Leben spielt schon manchmal ein bisserl verrückt und das fange ich gerne in meinen Kurzgeschichten aber auch in Büchern ein, z.B. bei "Rainer Unsinn". Danke für Dein Statement.
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