Kann Denken statt Handeln schon rassistisch sein?

Wir haben vor einigen Wochen in unserem Seminar so einen Text von Stuart Hall durchgekaut, in dem es um Rassismus ging. Der Autor stellt dort die These auf, dass Rassen selbst nicht existieren und nicht wissenschaftlich belegt werden können, aber Rassismus eben von den Menschen konstruiert wird.

Allerdings stellt er die These auf, dass Rassismus nur dann Rassismus ist, wenn man handelt. Das Denken an sich ist für ihn nicht rassistisch, also nur wenn man dem dann auch Taten folgen lässt und andere Menschen wegen ihrer "Rasse" diskriminiert.

Was meint ihr dazu? Ist schon das Denken alleine rassistisch oder gehört das Handeln für euch dazu? Folgen dem rassistischen Denken nicht automatisch irgendwann entsprechende Handlungen?

Das ist doch von vorne bis hinten hirnrissig. Dass Menschen möglichst nicht mehr als verschiedene Rassen oder (Unter-)Arten gesehen werden, ist nur der Vorbeugung des Rassismus geschuldet. Denn diese Ansicht würde der Menschheit erheblich mehr bringen. Schließlich unterscheidet sich durchaus die medizinische Behandlung bei einigen Krankheiten, auch wenn wir genetisch (noch) keinen Grund dafür finden. Ohne Wertung ist der Gedanke an verschiedene Rassen oder Arten eher sinnvoll.

Aber wie soll jemand bitte rassistisch handeln, wenn er nicht rassistisch denkt? Das klappt nur bei Versehen und Fettnäpfchen. Ansonsten muss doch zwangsläufig erst das Denken da sein, damit das Handeln folgen kann.

Beispielsweise hat vor rund 50 Jahren ein Professor in Harvard eine Abhandlung geschrieben, warum Afroamerikaner nicht studieren sollen. Er führte an, dass diese Menschen naturbedingt dumm seien und gar nicht fähig, die Anforderungen zu erfüllen. So etwas kann man nur zu Papier bringen, wenn man entsprechend denkt.

Natürlich lebt nicht jeder seinen Rassismus aus, wenn er rassistisch denkt. Aber ohne rassistisches Denken ist auch das Handeln unmöglich. Und ob aus rassistischem Denken Handeln wird, das kommt auf den Einzelnen an. Wer seine Gedanken reflektiert, bemerkt und umdenkt, hat sicherlich kein Problem. Aber wo soll Rassismus beginnen wenn nicht im Kopf?