Gibt es Bemerkungen, die euch zur Weißglut treiben?

Wenn ich richtig aufgebracht und wütend bin, dann kann ich es wirklich überhaupt nicht leiden, wenn mir jemand sagt, ich solle mich entspannen. Irgendwie werde ich durch diese Bemerkung erst richtig wütend, da ich mich dann auch irgendwie provoziert fühle. Wenn ich auf 180 bin, dann bringt es mir nichts, wenn mir jemand an den Kopf wirft, ich solle mich doch einmal entspannen.

Gibt es Bemerkungen, die euch zur Weißglut treiben? Um was für Bemerkungen handelt es sich dabei und wie reagiert ihr darauf? Bekommt ihr diese Bemerkungen dennoch regelmäßig zu hören, auch wenn sie euch so nerven?

Ich kann es überhaupt nicht leiden, wenn meine Großmutter allen Leuten immer erzählt, dass sie alleine und einsam wäre und niemanden mehr in ihrem Leben hat. Zwar ist mein Großvater schon verstorben, allerdings hat meine Großmutter auch viele Schwestern, so dass sie jeden Tag mindestens einen Telefonanruf bekommt.

Außerdem kümmern sich auch noch einige Nachbarn um meine Großmutter, beispielsweise bringt ihr eine türkische Frau auch mal was zum Essen vorbei und auch eine andere Nachbarin kommt mal zum Plaudern und Kaffeetrinken vorbei. Meine Mutter ist auch fast jeden Tag in der Woche bei meiner Großmutter, genauso wie meine Schwester.

Wenn meine Mutter auf die Straße geht, etwa zum nächsten Supermarkt, dann wird sie auch ständig von irgendwelchen Leuten angesprochen. Hier in diesem Stadtviertel kennt man sich eben untereinander. Einige Monate nach dem Tod von ihrem Hund hat sich meine Großmutter auch einen neuen Hund angeschafft, der auch an ihrer Seite ist.

Es ist für mich auch schon ein wenig verletzend oder nicht wertschätzend, wenn ich meine Großmutter besuche, bei ihr auf der Couch sitze und sie am Telefon erwähnt, dass sie ganz alleine und einsam ist und sich daran auch gewöhnt hätte. Klar ist es als Witwe nicht einfach und sie kann sich einsam fühlen, aber nicht alleine, denn viele Menschen sind für meine Großmutter da.

Genau diese selbst mitleidige Art hatte meine Großmutter auch: Ständig hieß es "Keiner kümmert sich um mich, immer bin ich alleine, ich könnte hier tot umfallen, und keinen würde es interessieren" und so weiter und so fort. Natürlich völlig ungeachtet der Tatsache, dass praktisch alle Kinder und Enkel ihre mehr oder weniger knapp bemessene Freizeit so eingeteilt haben, dass regelmäßige Besuche und Anrufe möglich waren. Solche Bemerkungen haben mich auch immer bis aufs Blut gereizt.

Nun, da Oma nicht mehr ist, ärgern mich vor allem herablassende und ignorante Bemerkungen und Kommentare. Beispielsweise tönt eine Arbeitskollegin von mir bei jeder sich bietenden Gelegenheit "Sie sind ja noch so jung!" im Sinne von "Was verstehen sie schon von dem Thema!". Ich wirke jünger, als ich bin, aber ich würde schon ganz gerne mal darauf hinweisen, dass ich mit 35 Lenzen kein unbedarfter Teenager mehr bin. Ins gleiche Horn stößt auch der Kommentar "Wenn Sie selber mal Kinder haben, dann werden Sie schon sehen!"

Für mich sind diese Kommentare von so viel Intoleranz und Borniertheit geprägt, dass ich am liebsten eine richtig dummdreiste Antwort geben möchte, aber dafür ist man dann doch zu erwachsen und professionell.

Es gibt eine bestimmte Bemerkung, die mich immer richtig wütend macht. Ich habe in meinem Studium und meinem Job nämlich wirklich ziemlich viel zu tun und muss daher phasenweise auf viele meiner geliebten Hobbies gänzlich oder zumindest größtenteils verzichten, da sie eben alle nicht gerade wenig Zeit in Anspruch nehmen. Wenn ich mir dann einmal in der Woche, vielleicht sogar nur einmal im Monat, tatsächlich mal die Beschäftigung mit etwas gönne, was mir Spaß macht, und dann den Kommentar zu hören bekomme, dass ich ja wirklich viel Freizeit haben müsse, wenn ich mich mit so etwas befassen würde, dann koche ich fast über.

Nur, weil meine favorisierten Hobbies - darunter unter anderem das Zeichnen, Schreiben, Puzzeln und gelegentlich auch das Zocken - Tätigkeiten sind, mit denen vielleicht nicht jeder etwas anfangen kann, heißt das noch lange nicht, dass sie Zeitverschwendung sind. Aber genauso kommt es mir eben vor, wenn mir jemand angesichts dessen vorwirft, ich hätte zu viel Zeit - zumal das ja objektiv überhaupt nicht wahr ist.

Andere machen nun mal zwei Stunden am Tag Sport, wenn sie sich das zeitlich leisten können, und ich setze mich zwei Stunden an den Schreibtisch und skizziere ein Bild. Und völlig unabhängig davon, auf was sie sich nun konkret beziehen, finde ich Bemerkungen wie diese sowieso unverschämt, da meine Freizeitgestaltung niemanden außer mir etwas angeht.

Mir fällt bei diesem Thema ein Satz ein, der mich in Filmen immer zur Weißglut bringt. Es handelt sich um den schönen Satz: "Du musst mir glauben!" Ich finde diesen Satz so bescheuert! Um jemand anderen zu überzeugen, ist dieser Satz bestimmt nicht geeignet. Und wenn mir diesen Satz jemand sagen würde, würde ich ihm entgegen schleudern, dass ich überhaupt nichts glauben muss, sondern dass ich glaube, was ich will. Und meistens hat man dann ja schon einen ganz bestimmten Grund, warum man der Person nicht glaubt.

Ich finde diesen Satz völlig überflüssig und hoffe, dass er mal aus sämtlichen Drehbüchern gestrichen wird. Allerdings befürchte ich, dass bei manchen Serien oder Filmen dann nicht mehr viel über bleibt, denn dieser Satz wird gerne inflationär gebraucht und es ist gefühlt jeder dritte Satz, der so lautet. Für mich ist dieser Satz inzwischen fast so etwas wie ein Kriterium für die Qualität eines Filmes geworden.

Ich finde Sätze total daneben, die einem suggerieren, dass man eine Person, insbesondere eine Frau, nicht wirklich Ernst nimmt. Mir fällt dazu eine Geschichte ein, die ich bei dieser Gelegenheit erzählen möchte.

In der Oberstufe hatte ich mit einer Mitschülerin zu tun, mit der ich die Hälfte meiner Fächer zusammen hatte. So hatten wir beispielsweise auch immer Mathe zusammen, anschließend Biologie, wobei wir dann immer zusammen zum Unterricht gegangen sind. In Mathe hat sie immer einen auf beste Freundin gemacht und viel geplaudert und so.

Aber kaum hat sie ihre "richtigen" Freunde vor der Biologie stehen sehen, hat sie mich immer fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel und hat mich komplett ignoriert, als würde sie mich nicht kennen. Ich fühlte mich nach einigen Wochen mit diesem Prozedere ziemlich veräppelt und mir ist irgendwann der Kragen geplatzt und ich sagte ihr meine Meinung.

Aber anstatt ihr eigenes Verhalten zu reflektieren kam so ein Satz wie "Bestimmt hast du deine Tage" und ich finde, dass dieser Satz wirklich das allerletzte ist. Von Männern habe ich so einen Satz auch schon häufiger gehört, auch wenn ich nicht immer die Adressatin war. Ich hasse es, wenn eine Frau auf ihre Biologie reduziert wird und nicht Ernst genommen wird. Das ist so abwertend und verletzend, das geht gar nicht. Da flippe ich dann auch gerne aus.