Von Talenten erzählen, aber nichts zeigen oder vorführen?

Ein Bekannter von mir erzählt ständig, dass er unheimlich gut singen kann. Er ist von sich und seiner Stimme wahnsinnig überzeugt und erzählt anderen Leuten gerne, welche Lieder er singt. Bis jetzt hat er auch mehrere Lieder geschrieben, aber bis jetzt hat wohl keiner seine Texte oder seine Stimme beim Singen gehört.

Wenn eine neue Bekanntschaft mich besser kennenlernen möchte und nach meinen Hobbies fragt, dann erwähne ich immer, dass ich gerne zeichne und male. Allerdings traue ich mich nicht so wirklich mich in dieser Hinsicht zu öffnen und anderen Menschen meine Kunst zu zeigen. Ich möchte mich nicht erklären oder rechtfertigen. Diesen Teil möchte ich manchmal einfach nur für mich haben.

Kennt ihr so ein Verhalten vielleicht von euch selbst auch oder findet ihr das eher merkwürdig?

Hätte ich irgendein nennenswertes Talent, wäre ich sicherlich auch so bescheiden und schüchtern, es nicht vorzuführen. Daher würde ich auch nur davon erzählen, wenn ich gefragt werde. Wie du es eben beschreibst. Man lernt jemanden kennen, redet über seine Hobbies und da kommt das eben zur Sprache.

Würde man es nicht erwähnen, wäre das ja auch nicht ganz okay. Ach, ich hab ein Hobby, aber ich erzähl dir nichts davon. Erzähl du mir lieber von deinen. Nein, es ist okay, es zu erwähnen, aber es erst zu zeigen, wenn man sich viel besser kennt und es dann noch mal zur Sprache kommt. Oder auch nie, wenn man es nicht will.

Was deiner Bekannter aber macht, ist ja was ganz anderes. Er scheint mit seinem Talent anzugeben und zu prahlen und es bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu erwähnen. Und wenn man ständig davon erzählt, muss man dann schon mal was zeigen. Also ich finde es kindisch, mit etwas anzugeben, was man dann nicht beweisen kann. Alle neugierig zu machen und damit zu nerven, aber sie nie in den Genuss kommen zu lassen.

Ich kenne das von mir selbst auch. Allerdings ist es bei mir so, dass ich normalerweise nichts davon erzähle, dass ich Gedichte oder auch ab und an eine Kurzgeschichte schreibe. Und selbst wenn ich es erzähle ist es selten so, dass ich dann demjenigen gleich etwas zu Lesen gebe.

Wenn allerdings jemand von sich aus kommt und fragt, ob er mal etwas lesen darf, hab ich kein Problem damit, ihm oder ihr etwas zu zeigen. Auch habe ich inzwischen keine Problem damit, meine Gedichte oder Geschichte beispielsweise im web zu veröffentlichen. Nur bin ich im persönlichen Gespräch eben schüchtern.

Ich schreibe auch ab und zu Gedichte, wobei sich da mit der Zeit so einiges angesammelt hat. Das kommt aber eher selten zur Sprache und selbst wenn, dann zeige ich meine Werke nicht unbedingt. Ich habe einfach die Beobachtung gemacht, dass dieses Hobby eher als "spießig" oder "langweilig" angesehen wird und wenn man so denkt, ist das zwar schön und gut, aber ich fühle mich nicht dazu provoziert, meine Werke zu zeigen und die Menschen vom Gegenteil zu überzeugen.