Wie reagiert ihr auf eine Todesnachricht?
Als ich vom Tod meines Großvaters erfahren habe, musste ich sofort anfangen zu weinen, wobei ich nichts gesagt habe, sondern einfach für mich alleine geweint habe. Natürlich habe ich dann auch meine Großmutter in den Arm genommen und mit ihr zusammen geweint.
Bei der Todesnachricht von meinem Vater habe ich anders reagiert. Ich saß bei meinem Partner als Beifahrer im Auto und habe ihm vorgelesen, was meine Mutter geschrieben hat. Danach habe ich angefangen zu weinen, wobei ich auch angefangen habe zu schreien.
Wie reagiert ihr auf eine Todesnachricht? Seid ihr geschockt und sprachlos? Fangt ihr an zu weinen oder habt ihr vielleicht auch schon einen Schrei abgelassen? Wurdet ihr vielleicht schon einmal wütend und habt einen Gegenstand gegen die Wand geworfen?
Ich saß damals im Studentenwohnheim in meinem Zimmerchen und habe für eine Klausur am nächsten Tag gelernt als ich abends von dem Tod meines Großonkels erfahren hatte. Im ersten Moment hatte ich das nicht so wirklich registriert was ich da gehört hatte, dann fühlte ich mich irgendwie betäubt und ich war geschockt. Ich wollte es dann nicht wirklich wahr haben. Letzten Endes habe ich dann doch viel geweint und konnte nicht mehr lernen. Am nächsten Tag hatte ich auch einen Blackout in der Klausur und wusste gar nichts, weil ich die ganze Zeit an diesen Verlust denken musste.
Es kam nicht besonders überraschend und es war sicherlich für ihn eine Erlösung. Er hatte zuvor einen Schlaganfall gehabt und war lange Zeit pflegebedürftig und musste sogar im Rollstuhl sitzen. Ich hatte den Eindruck, dass er nur noch vor sich hin vegetierte, das war kein schöner Anblick und besonders glücklich wirkte er nicht auf mich. Ich weiß also, dass es für ihn eine Erlösung und Befreiung gewesen sein muss, aber trotzdem kam das irgendwie überraschend und war auch ein Schock für mich. Man hofft ja bis zum Schluss immer noch das Beste.
Der traurigste Todesfall in meinem Umfeld hat sich lange angekündigt. Daher war es nicht so ein Schock wie bei deinem Vater, der ja wohl sehr überraschend gestorben ist, wenn ich das richtig verstanden habe. Als ich es gesagt bekam, mussten wir uns aber noch zusammenreißen, weil die zwei Kinder der Verstorbenen es noch nicht wussten. Wir mussten uns erst überlegen, wie wir es ihnen sagen.
Solange habe ich die Tränen zurückgehalten und habe mich auch in den Wochen danach in Gegenwart der Kinder nicht total gehen lassen. War ich alleine, bin ich zusammengebrochen. Meine Beine ließen einfach nach und so saß ich am Boden und habe geschluchzt.
Passt jetzt nicht so richtig rein und ich will das auch gar nicht vergleichen. Aber als ich meine überfahrene Katze gefunden habe, habe ich dutzende Male "Nein, nein, nein, nein" gestammelt. Vielleicht weil ich ja wirklich neben dem toten Körper kniete und es am liebsten ungeschehen machen wollte.
Die Reaktion passt sich also immer den Umständen an. Wut habe ich noch nie empfunden. Da ich nicht religiös bin, kann ich auf niemanden wütend sein. Es sei denn natürlich, es gäbe einen Unfallgegner oder so etwas.
Ich reagiere irgendwie immer gleich. Ich erfahre, was passiert ist und bin erst mal wie unter absoluten Schock und kann erst mal nicht reagieren. Dann ziehe ich mich zurück und fange an zu weinen oder spreche dann mit meinem Mann darüber. Mir wurde lange Zeit von meinen Eltern vermittelt, dass man keine Emotionen zeigen sollte und wenn ich vor ihnen geweint habe, habe ich meistens einen blöden Kommentar oder einen Schlag abbekommen, deswegen ziehe ich mich zum Weinen immer noch zurück, bei solchen Nachrichten.
Es kommt immer darauf an, wer derjenige ist, der verstorben ist. Im Jahre 2010 ist meine Oma verstorben. Ich habe auch geweint, natürlich, es war ja meine Oma. Aber ich hatte mich sehr schnell wieder gefangen und getröstet. Ich hatte zu ihr nie ein sehr gutes Verhältnis, so dass es mich nicht sehr belastete.
Meinen Opa, ihren Mann, habe ich dagegen sehr doll vermisst und mir oft gewünscht, dass sie die Plätze getauscht hätten, so dass er noch bei mir wäre. Als mein Opa starb, habe ich das aber noch überhaupt nicht realisieren können. Ich war damals erst sechs Jahre alt und wusste gar nicht wirklich, was sein Tod bedeutet.
Meine anderen Großeltern habe ich nicht wirklich kennengelernt. Mein Opa war bereits tot, als ich auf die Welt kam und meine Oma starb, als ich drei Jahre alt war. Sie war davor allerdings bereits schon in einem Heim, das weiter weg von hier gewesen ist, so dass wir sie nicht oft besuchten. Oder ich kann mich nur nicht daran erinnern.
Ein Tod, der mir heute noch zu schaffen macht, ist der von einer sehr guten Freundin. Wir haben uns 1992 kennengelernt. Im Jahr 2004 brach bei ihr Krebs aus und sie zog sich zurück. Lange wusste ich gar nicht, ob sie überhaupt noch lebte. 2009 traf ich sie dann aber zufällig wieder, wir haben aber nur die Nummern ausgetauscht und irgendwann waren wir dann bei Facebook befreundet.
Gut ein halbes Jahr vor ihrem Tod kamen wir wieder richtig in Kontakt. Ich wusste bis dato gar nicht, wie schlecht es um sie stand. Sie schrieb immer nur, dass alles gut sei. Dass das nicht stimmte, bekam ich erst heraus, als sie vor mir stand. Der Krebs war immer noch da und kämpfte unaufhaltsam gegen sie an.
Im Juli 2014 wurde sie unsere Nachbarin, im August sagte sie bereits Treffen ab, wollte sie aber später nachholen. Im September meldete sie sich kaum noch und ging auch nicht mehr wirklich raus. Ende September sah ich sie dann das letzte Mal. Mitte Oktober verstarb sie dann. Ich ahnte es bereits, weil meine Nachrichten die Tage vor ihrem Tod bereits ungelesen blieben.
Ich erfuhr durch ihren Tod durch Zufall. Ich wollte eine Nachbarin, die ebenfalls in ihrem Haus wohnte, besuchen und lief förmlich gegen den Sarg, der dort hinter der Haustür stand. Da bin ich dann zusammengebrochen. Der Sohn der Freundin erzählte kurz darauf, als er reinkam, dass der Sarg gerade abgeholt wurde. Ich lief dann raus und traf ihre Eltern, die mir heulend in die Arme fielen.
Das ganze ist jetzt ein Jahr und fast vier Monate her und sie fehlt mir immer noch sehr. Ich weine immer noch sehr viel und breche auch noch an ihrem Grab zusammen. Ich bin allerdings dankbar für die sechs Monate, die ich noch mit ihr verbringen durfte. Diese sechs Monate taten ihr und mir so gut, nachdem die Freundschaft damals so plötzlich auseinander ging.
Wie ich auf eine Todesnachricht reagiere? Sehr abgeklärt, zumindest wird es meistens so von Leuten beschrieben die das erlebt haben. Das mag auch daran liegen, dass ich auch schon öfters der Überbringer solcher Nachrichten durch meinen Beruf her bin. Dort kann ich es mir auch nicht leisten mich von meinen Emotionen leiten zu lassen, denn dort wird Professionalität mit klaren Worten und Fakten erwartet.
Überbringe ich solche Nachrichten, dann fange ich das Gespräch meistens mit einem Es tut mir Leid an. So wissen es die Angehörigen meistens schon, bevor die weiteren Worte, die Fakten, ausgesprochen werden. Für mich sind das auch die wenigen Sekunden in denen ich einschätzen muss, wie mein Gegenüber reagiert. Denn von weinend zusammenbrechen, bis zu Aggressiven Handlungen z.B. Schläge ins Gesicht oder Werfen von Gegenständen, gegen mich war schon alles mit dabei.
Bekommen tue ich solche Nachrichten meistens per Telefon. Dort bin ich nicht sprachlos, aber ich gebe dem anderen die Möglichkeit einen Moment der stille bevor ich nach dem wann, warum und wieso frage. Fühlen tue ich dabei ehrlich gesagt relativ wenig, mich interessieren nur die Fakten und Tatsachen. Dazu die weiteren Informationen ob derjenige nun Unterstützung durch mich möchte z.B. bei der Beerdigungsvorbereitung oder einfach jemanden braucht der Zuhört und in den Arm nimmt. Ich funktioniere einfach, so wie es von mir erwartet wird.
Meine eigene Trauer kommt meistens erst nach den Beisetzungen wenn ich für mich das ganze Revue passieren lasse, mich an bestimmte Sachen erinnere. Weinen tue ich dabei selten oder auch mit anderen darüber reden. Das sind eher stille Momente nur für mich, die eher dann Abends einmal im Bett kommen. Nach dem schlafen am nächsten Tag ist alles wieder in Ordnung und ich gehe dem normalen Tagesgeschäft wieder nach, denn die Routine hilft mir die Kontrolle zu behalten. Für mich ist das eine Art Schutzmechanismus nicht alles zu nah an mich heran zu lassen.
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