Freundschaften nach Umzug - aus den Augen, aus dem Sinn?

vom 24.06.2013, 11:31 Uhr

Ich bin vor knapp ein-einhalb Jahren 350 Kilometer weit weggezogen; vorher habe ich fast zwanzig Jahre in derselben Stadt gewohnt. In dieser Stadt hatte ich vier gute Freunde/-innen. Mit einer Freundin habe ich nach dem Umzug noch genau einmal telefoniert (ich hatte sie angerufen) - danach hat sie sich nie mehr gemeldet. Eine andere Freundin hatte schon Monate vor dem Umzug angekündigt, wir würden dann wohl keinen Kontakt mehr haben, weil sie nicht gut darin sei, über größere Entfernungen Freundschaften zu erhalten - mit dieser Äußerung, war sie bei mir ab diesem Zeitpunkt untendurch, denn was ist das denn für ein Verhalten?!

Die dritte gute Freundin schließlich, mit der ich mich regelmäßig einmal pro Woche getroffen und auch über sehr persönliche Dinge ausgetauscht habe (sie sagte zu mir, ich sei eine ihrer wichtigsten und besten Freundinnen, über bestimmte Dinge könne sie mit niemandem so gut reden, wie mit mir) meldete sich nach dem Umzug nur sehr sporadisch. Wenn ich in meine "alte Heimat" zu Besuch kam, hatte sie entweder gar keine Zeit oder wir trafen uns zu dritt mit ihrem Freund (vorher immer zu zweit) oder sie meldete sich so kurzfristig ("Heute abend hätte ich jetzt Zeit!"), dass ich schon anderweitig verplant war. Ich hatte im Vorfeld immer mindestens ein bis zwei Wochen vorher angekündigt, von wann bis wann genau ich in der Stadt sei.

Obwohl es meinerseits von Anfang an eine "stehende Einladung" gab, mich jederzeit in meinem neuen Wohnort zu besuchen, reagierte sie sehr zurückhaltend darauf, wenn ich andeutete, sie könne gerne mal zu Besuch kommen - von sich aus fragte sie auch nie, wann ich mal wieder in die "alte Heimat" kommen würde oder ähnliches. Das hat mich sehr verletzt, weil ich das Gefühl hatte / habe, sie möchte keinen Anteil an meinem jetzigen Leben haben, es interessiert sie zum Beispiel nicht, wie ich jetzt wohne oder ähnliches.

Nur mein bester Kumpel hat sich als sehr verlässlich erwiesen. Er meldet sich regelmäßig (ich mich natürlich auch bei ihm), hat mich schon mehrmals besucht und fragt auch immer, wann ich ihn besuchen komme. Man merkt, dass ihm im Gegensatz zu den anderen genannten Personen wirklich etwas daran liegt, die Freundschaft auch weiterhin zu pflegen.

Ich hätte von diesen drei ehemaligen Freundinnen so ein Verhalten nie erwartet. Es waren alles jahrelange Freundschaften, in denen es auch möglich war, Konfliktgespräche zu führen, sich gegenseitig bei persönlichen Krisen zu unterstützen etc. Ich habe das Gefühl, der Spruch "aus den Augen, aus dem Sinn" stimmt wirklich - sobald man nicht mehr vor Ort "verfügbar" ist, scheint man seinen Wert als Freund für die meisten Menschen zu verlieren. Zumindest kann ich das beschriebene Verhalten nicht anders werten. Ich finde das menschlich sehr arm. Eine echte Freundschaft ist doch durch nichts zu ersetzen, warum lässt man sie dann an einer (ja auch nicht unüberwindbaren) örtlichen Entfernung scheitern?

Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht, entweder, nachdem ihr selbst umgezogen seid oder nachdem Freunde weggezogen sind? Werden euch Freunde weniger wichtig, wenn sie wegziehen, zum Beispiel, weil euch der persönliche Kontakt beziehungsweise gemeinsam etwas unternehmen zu können, fehlt? Könnt ihr Freundschaften gut über eine Distanz hinweg aufrecht erhalten?

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» Kate110 » Beiträge: 485 » Talkpoints: 0,35 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich bin selber von meiner alten Heimat weggezogen, in ein anderes Bundesland. Meine Freunde sind auch heute noch meine Freunde und wir halten den Kontakt noch sehr innig. Wir schreiben uns immer im Internet und wenn ich in meine alte Heimat komme, dann habe ich immer einen Haufen anfragen, wann ich vorbei kommen kann. Meine Freunde besuchen mich selten bei mir zu Hause, weil meine Wohnung nicht groß ist und sie sich extra ein Zimmer nehmen müssten, aber ich bin öfter mal in meiner alten Heimat. Wenn ich da auch mal Hilfe brauche, sind sie alle gleich da. Ich kenne es also nicht, dass eine Freundschaft darunter leidet.

Ich kann dir aber zu deiner Situation nur sagen, dass man in der Not seinen wahren Freunde erkennt und so ein paar Kilometer sind ja eigentlich nichts bei einer wahren Freundschaft. Diese Menschen waren es dann einfach nicht, das ist schade, aber nun weiß man es ja.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich denke, dass es ganz normal ist, dass Freundschaften nach einem Umzug zerbrechen. Auch wenn man mit einer Person mehrere Jahre wirklich gut befreundet war, dann kann es gut sein, dass die Freundschaft durch die Entfernung ganz einfach zerbricht. Oftmals ist es einfach so, dass sich die Freundschaft dann im Sand verläuft. Während man sich anfangs vornimmt, regelmäßig in Kontakt zu bleiben, wird der Kontakt dann mit der Zeit doch immer weniger und irgendwann merkt man, dass man eine halbe Ewigkeit nichts mehr von der anderen Person gehört hat. So etwas ist zwar unheimlich schade und es ist klar, dass man wegen so etwas auch traurig ist, wobei man so etwas auch einfach akzeptieren muss. Es ist normal, dass auch gute Freundschaften im Laufe der Jahre kaputt gehen, wobei man bedenken muss, dass man im Leben auch immer wieder neue Leute kennen lernt, so dass man auch immer wieder die Chance hat, neue Freundschaften zu bilden.

Ich selbst habe auch schon sehr viele meiner Freunde durch einen Umzug verloren. Das finde ich selbst auch sehr traurig, wobei es mir eigentlich auch klar ist, dass Freundschaften oft an so etwas zerbrechen. Wenn die Freundin wegzieht, dann lernt sie in der neuen Heimat ja auch neue Leute kennen, mit denen sie viel unternimmt. Dabei ist es ja auch viel einfacher, sich mit den Leuten zu treffen, die in der Nähe von einem wohnen und man kann sich auch viel öfters sehen und auch mehr Kontakt haben. So entsteht dann auch schnell ein inniges Verhältnis und es ist klar, dass die alten Freunde dann in Vergessenheit geraten. Wenn man sie nicht so oft sehen kann, dann ist es klar, dass man dann eher den neuen Freunden seine Geheimnisse erzählt, wenn man sie auch viel öfters sehen kann.

Auch wenn man selbst weg zieht, dann muss man damit rechnen, dass sich die alten Freunde auch neue Freunde suchen, mit denen sie sich treffen können. Man kann auch nicht erwarten, dass sie keinen Ersatz suchen. Das machen die Leute immer und jeder möchte doch am liebsten einen Freund haben, der in der Nähe wohnt und mit dem man sich oft treffen kann. Von daher sollte man selbst auch einfach nach vorne schauen und auch versuchen, neue Leute kennen zu lernen. Man kann ja trotzdem noch versuchen, mit den alten Freunden aus der alten Heimat befreundet zu bleiben und auch in Kontakt zu stehen, wobei man sich nicht darauf versteifen sollte. Stattdessen sollte man auch neue Freundschaften zulassen können und es kann ja nie schaden, viele Freunde zu haben.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Freundschaften über weite Entfernungen zu pflegen, ist nicht leicht und bedarf den Aufwand von beiden Seiten.

Ich selbst habe solche Freundschaften gehabt, sah sie zerbrechen und versuchte auch, diese weiterhin aufrecht zu halten. Allerdings ist es schwierig, wenn die Pflege der Freundschaft nur einseitig stattfindet.

Als Beispiel kann ich nennen, dass ich noch im letzten Sommer meine alte Heimat besucht hatte, dort auch alte Freunde traf, mir auch welche versprochen hatten, dass sie mich besuchen kämen, weil sie in meiner Nähe Urlaub machen würden, aber von diesen Versprechen wurde kein einziges in die Tat umgesetzt. Es wurde sich weder gemeldet, dass man kommt oder dass man nicht kommt, was ich persönlich am Schlimmsten finde. Ständig dann der Person hinterherzurennen und nachzufragen, ob ein Treffen klappt oder nicht, ist mir dann auch unter dem Strich zu anstrengend.

Sobald ich aber in meiner Heimat bin und meine "Freunde" das wissen, bekomme ich viele Bitten, dass ich mich mit ihnen treffen soll. Mittlerweile bin ich auf dem Standpunkt angekommen, dass ich keinem mehr groß Bescheid gebe, wann ich meine alte Heimat besuche. Läuft mir dann einer von ihnen dort über den Weg, bin ich dann gern bereit zu schauen, ob kurzfristig ein Treffen möglich wäre, aber ich verbiege mich längst nicht mehr für sie.

Wenn eine Freundschaft nicht von beiden Seiten gepflegt wird, sprich wie du das Glück mit deinem Kumpel hast, dann ist es auch im Vorfeld schon keine wirkliche Freundschaft gewesen, als du noch in deiner Heimat gelebt hattest. Wenn der Person, mit der du befreundet bist, wirklich etwas an dir als Mensch, als Freund liegt, dann bleibt man da auch am Ball, auch wenn die Entfernung zwischen euch etwas größer ist.

Ärgere dich einfach nicht zu sehr über die angeblichen Freunde bzw. Freundinnen, die du in deiner alten Heimat hattest, lerne daraus und nimm diese Erfahrung einfach für dich auf für die nächsten Freundschaften, die du sicherlich auch in der neuen Heimat schließen wirst.

» ps-mieze » Beiträge: 457 » Talkpoints: 0,38 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ja, so ist es leider. Sieht man sich nicht mindestens alle paar Tage persönlich, wird man aus der Freundesliste gestrichen. Bei dir waren es 350 Kilometer, was eigentlich keine große Entfernung ist. Bei mir waren es 0 Kilometer. Ich hatte die Frechheit besessen und in der gleichen Stadt eine andere, bessere Arbeit angenommen. Vorher waren wir alle in einer Firma beschäftigt. Wir fünf Personen feierten zusammen, trafen uns abwechselnd bei einem von uns zum Kartenspielen und machten auch sonst viel gemeinsam. Von Stund an kamen nur fadenscheinige Ausreden, wenn ich mal anrief. Ob es Neid oder Missgunst war, ich weiß es nicht. Eine rief mich nach ein paar Jahren notgedrungen noch einmal an. Ihre Tochter war mir in mein Auto gefahren und sie musste es regulieren.

So enden plötzlich vermeintlich wertvolle Freundschaften. Es ist schön für dich, dass dein Kumpel sich nicht von der Entfernung hat beeindrucken lassen. Vielleicht hast du noch heute Kontakt mit ihm.

Meine Freundin heiratete einen Engländer. Als sie dann später ein Kind bekam bat sie mich, die Patenschaft zu übernehmen. Ich habe das gerne gemacht. Dann zogen sie nach Hongkong mit mittlerweile drei Kindern. Sie kam dann einmal und besuchte ihre Eltern und auch mich. Dann zogen sie nach England. Sie wollte mir ihre Anschrift mitteilen, aber ich habe nie wieder etwas von ihr gehört. Wir waren gute Freundinnen. Sind zusammen in Urlaub gefahren, hatten viel Spaß und haben uns immer verstanden. So geht es eben.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Bei mir ging es ans Aussortieren der Freunde, als ich für ein halbes Jahr ins Ausland gegangen bin. Es war direkt nach dem Abi, daher bin ich auch nicht anschließend in die Schule zurück, sodass ich einige Leute wirklich nie wieder gesehen habe.

Für mich war aber von vornherein absehbar, welche Freundschaft nicht halten würde. Meine guten Freunde habe ich allesamt behalten, auch wenn der Kontakt bei nahezu allen weniger geworden ist. Wenn wir aber in den Semesterferien alle zusammenkommen, ist es aber wieder so wie früher, deswegen finde ich den Umstand auch nicht so tragisch. Auch haben wir eine Whatsapp-Gruppe, in der wir die wichtigsten Updates teilen.

Die Leute, die nach meiner Reise und dem Umzug wegen des Studiums aus meinem Leben verschwunden sind, waren auch schon vorher eher lockere Freundschaften, sodass ich keine großen Verluste mitgemacht habe. Es gibt von meinen wirklich guten Freunden niemanden, der mich durch einen Kontaktabbruch enttäuscht hat.

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