Haben eure Eltern euch immer genug Anerkennung geschenkt?

Meine Eltern haben selbst keine so besonders hohe Bildung, wobei sie selbst sagen, dass ich es zu wesentlich mehr gebracht habe, als sie. Dennoch haben sie mir nie wirklich Anerkennung geschenkt, für das, was ich erreicht habe.

Sie haben es quasi von Anfang an erwartet, dass ich Abitur mache und studiere und haben selbst nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass sie sich vor ihren Verwandten schämen würden, wenn ich es nicht weiter bringen würde, als sie. Von daher war es auch nie etwas Besonderes für sie, als ich einen Schul- oder Uni-Abschluss, den Führerschein oder sonst etwas gemacht habe, da sie das quasi erwartet haben. Stattdessen bekam ich oft nur "Ärger", dass ich ruhig hätte noch besser sein können.

Haben eure Eltern euch immer genug Anerkennung geschenkt? Findet ihr es schlimm, nicht genügend Anerkennung von den Eltern zu bekommen oder ist euch das egal, wenn ihr andere Personen habt, die wertschätzen, was ihr macht?

Ich habe bei meinen Eltern eigentlich auch nie Anerkennung bekommen. Sie haben mich immer nur schlecht geredet, egal was ich gemacht habe und haben dann auch immer gesagt, dass mein Bruder das so und so in dem Moment gemacht hat und so weiter. So wirklich stolze Eltern hatte ich nicht, sie haben mich irgendwie nie so richtig zu schätzen gewusst und wissen es auch immer noch nicht.

Ich kann mich da nur anschließen. Ich wurde immer angemeckert, egal was ich geleistet habe. So war ich beispielsweise immer total schlecht in Mathe. In der Grundschule musste mir mein Vater das immer lang und breit abends erklären, weil ich mit den Hausaufgaben nicht klargekommen bin. Mir hat das Fach auch nie Spaß gemacht und ich habe Mathe immer gehasst.

Trotzdem habe ich es einmal in der 6. Klasse geschafft, in der Mathe-Klassenarbeit eine 1- zu schreiben, was für mich schon eine ziemliche Leistung war, wenn man bedenkt, dass ich in der Realschule in Mathe sonst bloß Vieren auf dem Zeugnis hatte. Anstatt mich zu loben und so zu motivieren, wurde ich nur angemotzt und hart kritisiert, warum ich nicht die volle Punktzahl geholt hätte. Es klang dann so, als wäre ich eine Schande und ich habe mich trotz erstem Erfolgserlebnis total gedemütigt und schlecht gefühlt, obwohl ich durchaus stolz hätte sein können auf meine Leistung.

Das führte dann dazu, dass meine Leistung wieder abgesackt ist. Mich motiviert man eher mit Lob und Anerkennung und nicht mit chronischer Kritik. Das haben meine Eltern bis heute nicht verstanden und wissen mich immer noch nicht zu würdigen.

Als ich mein Abitur in der Tasche hatte, hat mein Vater mich sogar als "Schande" bezeichnet, weil ich nicht in jedem Fach eine 1 hatte. Ich hatte nur zwei Einsen auf dem Zeugnis und das war meinem Vater nicht gut genug. Er meinte, mein Zeugnis wäre viel zu schlecht und dass keine Uni mich so nehmen würde. Tja, falsch gedacht, ich wurde direkt zugelassen und studiere.

Ich kann das zum Glück so gar nicht von mir behaupten, dass ich zu wenig Anerkennung bekommen hätte. Von mir haben meine Eltern keine großartigen Dinge erwartet, sondern immer nur, dass ich mein Bestes gebe. Solange das so war, war auch alles in Ordnung und ich wurde auch für besonders gute Leistungen gelobt und immer bei allem unterstützt. Das finde ich unheimlich wichtig, weil es einem jungen Menschen einfach die Führung gibt, die er braucht.