Personen, die schnell verzeihen, als rückgratlos bezeichnen?

vom 19.01.2016, 18:40 Uhr

Ich würde mich im Allgemeinen als eine Person bezeichnen, die man nicht so schnell beleidigen kann und die auch nicht grundlos oder leicht eingeschnappt ist. Dabei ist es mir auch wichtig, dass ich mich mit Menschen umgebe, bei denen das ebenfalls so ist.

Wenn man es sich mit mir allerdings mal verscherzt hat, dann verzeihe ich es der entsprechenden Person auch nicht so schnell wieder. Das bedeutet nicht, das ich nachtragend bin, aber es gibt eben gewisse Dinge, über die ich dann nicht so leicht oder schnell wieder hinwegsehen kann.

Ich habe allerdings einen Bekannten, der sich mitunter doch sehr schlecht behandeln lässt, es den entsprechenden Personen aber gleich wieder verzeiht und eben sehr darauf bedacht ist, dass nicht lange böses Blut herrscht. Deshalb wird er von seinen Freunden auch oft als rückgratlos bezeichnet.

Würdet ihr Menschen, die anderen beispielsweise auch schwerwiegende Fehler schnell verzeihen, ebenfalls als rückgratlos bezeichnen? Oder findet ihr es eher gut, wenn man Menschen schnell verzeihen kann, da dies ein Zeichen eigener Stärke ist?

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» TamiBami » Beiträge: 2166 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich finde das muss man differenziert betrachten. Es spricht prinzipiell meiner Ansicht nach nichts dagegen, besonders harmoniebedürftig zu sein und sich nicht wohl zu fühlen, wenn irgendwo Streit ist. Aber wenn man sein Selbstwertgefühl davon abhängig macht, was andere Menschen über einen denken und wie sie sich einem gegenüber verhalten, finde ich das extrem bedenklich.

So habe ich beispielsweise eine Bekannte, die ich persönlich als extrem charakterschwach und rückgratlos bezeichnen würde. Sie ist seit einigen Jahren mit ihrem Partner zusammen und glücklich. Jedoch hat ihre Studienfreundin, die nebenbei Borderline hat (die ja zu Intrigen neigen und dazu, Menschen zu verkrachen, damit sie sie nicht teilen müssen) und es offen zu gibt, ein Problem mit dem Freund. So hat sie einige Sachen versucht, um das glückliche Paar zu trennen, damit sie meine Bekannte nicht mehr teilen muss. Das ging jedoch schief und die beiden haben sich gestritten. Es war sogar einige Zeit Funkstille.

Spätestens an dem Punkt wäre es für mich persönlich vorbei gewesen, allein schon bei der Vorgeschichte und wenn man bedenkt, dass die besagte Studienfreundin sogar meine Bekannte mit deren Schwester verkracht hat und das Verhältnis zerrüttet ist. Aber meine Bekannte ist so, pardon, "dämlich" und rennt immer wieder zu ihrer Studienfreundin zurück.

Meine Bekannte sieht die Ignoranz durch den Streit als eine Art "Bestrafung" an, fühlt sich schlecht und kriecht ihr voll in den Hintern, dass die Freundin ihr wieder verzeiht und sie wieder Freunde sein können. Sie merkt nicht, dass sie eigentlich das Opfer ist und ihre Freundin Wiedergutmachung leisten muss. Sie macht ihr Selbstwertgefühl extrem vom Verhalten anderer abhängig, was ich ihr auch so direkt gesagt habe. Sie sieht aber nicht ein, dass es etwas schlechtes ist und sieht sich eher als "harmoniebedürftig" und "friedliebend". Für mich ist das nur niveaulos und charakterlos. Denn da meine Bekannte immer noch mit ihrem Freund zusammen ist, ist doch absehbar, dass sich der Teufelskreis wiederholen wird.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Es gibt sehr viele Menschen, welche lieber etwas mehr Harmonie im Leben genießen und aus diesem Anlass wohl auch sehr schnell verzeihen. Doch als Rückratlos würde ich das nicht unbedingt nennen, aber das Leben ist eben in vielen Punkten auch zu kurz und kann schlagartig enden. Da muss man nicht für jeden „Furz“ total eingeschnappt sein, wo ich auch einige Menschen von kannte oder teilweise auch noch kenne. Das muss ich persönlich jetzt allerdings auch nicht haben.

Zu mir sei da zu sagen, dass ich gar nicht sehr schnell eingeschnappt bin. Ich mag es jedoch gar nicht, wenn man mich in Schubladen steckt, wo ich nicht hingehöre. Ich werde da schon sehr fuchsig auf die Dauer, aber in Streit endet das jetzt nicht oder so, dass ich die Person ignoriere. Streit kann man mit mir eigentlich auch recht wenig haben, weil ich sehr freundlich im Umgang mit anderen Menschen bin. Ich rede viel über jedes Problem und gerne auch sofort, weil das beruflich ohnehin so erlernt habe!

Derweil kann ich in Beziehungen aber anders sein. Also mir ist man schon fremdgegangen und da verzeihe ich überhaupt nicht. Ich habe den Kontakt dann auch rigoros abgebrochen und da gibt es auch in Freundschaft sowie Bekanntschaft keine Rückkehr mehr. Bei so etwas als Paar kann ich wirklich komplett dicht machen, weil ich es nicht akzeptiere, dass man Menschen bewusst wehtut und da lasse ich Argumente wie „es ist einfach passiert nicht gelten“, da man mit den Gefühlen anderer Menschen spielt.

Ansonsten habe ich im Freundeskreis auch Menschen, die komplett und den ganzen Tag streiten. Sie verzeiehen sich alle Nase lang, was im Übrigen auch körperliche Gewalt betrifft und dann geht es am selben Tag noch von vorne los. Solche Menschen sind in meinen Augen armselig und rückratlos, aber niemals jemand, der eigentlich viel eher schnell vertragen mag, wenn er nicht gerne streitet.

Ich denke man muss hier wohl differenzieren, um welche Situation es geht. Wo verzeiht Person A oder Person B besonders viel und sollte das eigentlich nicht tun. Andere wiederum Person C ist zu empfindlich und immer nachtragend. Ich glaube, dass man von jedem Teil eines Menschen wohl schon umgeben war. Manchmal packt man sich da eher am Kopf und hat kein Verständnis, aber es kann auch anders sein, nicht wahr?

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Im Allgemeinen bin ich der Meinung, dass verzeihen eher ein Zeichen von Größe ist als ein Zeichen von Schwäche. Man ist schließlich in der Lage über die Fehler der anderen Person hinwegzusehen und sie ihm nicht länger nachzutragen. Man vergibt alles, was in der Vergangenheit passiert ist, und ist bereit einen neuen Anfang zu machen. Dies zu machen ist definitiv ein Schritt in die richtige Richtung.

Dennoch denke ich, dass man hierbei differenzieren sollte. Eine Freundin, die ihrem Freund jedes Mal verzeiht, wenn er ihr erneut fremdgeht, würde ich demzufolge nicht als stark bezeichnen, weil sie ihm vergibt, sondern als schwach, weil sie nicht in der Lage ist sich von ihm zu trennen und einen Schlussstrich zu ziehen und sich immer weiter von ihm ausnutzen lässt.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



So allgemein kann ich das gar nicht sagen. Bei mir ist es auch so, dass ich eigentlich schnell anderen Menschen etwas verzeihe, wenn sie sich bei mir entschuldigen und ich dabei auch merke, dass die Entschuldigung auch ernst gemeint ist. Aber manche Dinge, die zu schlimm waren, kann ich nicht so schnell verzeihen und das möchte ich dann auch gar nicht. In dem Fall würde ich mich selber schon rückgratlos fühlen, wenn ich dann doch die Entschuldigung annehmen würde.

Eine andere Person würde ich aber nicht schnell als rückgratlos bezeichnen, weil ich die Beweggründe nicht kenne, die dazu führen, dass diese Person anderen Menschen schnell verzeiht. Ich mag es auch gerne, wenn Harmonie herrscht und so kann ich es schon verstehen, dass andere das auch brauchen und dann schneller eine Entschuldigung annehmen, damit die Stimmung wieder besser wird. Wenn das ernst gemeint ist und man auch wirklich nichts mehr nachträgt, dann zeigt das für mich aber auch eher die Stärke der Person.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


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