Was ist für euch ein Arier? Woher stammt der Begriff?
Ich sehe gerade eine Sendung, die sich mit Ariern beschäftigt und wie man dazu gekommen ist das Ganze so zu nennen. Eine richtige Lösung woher der Begriff nun stammt, gab es noch nicht und deswegen würde mich mal interessieren, was ihr wisst, beziehungsweise was für euch ein reiner Arier ist.
In der Nazizeit waren das ja Deutsche, die einen Nachweis darüber erbringen konnten, dass ihre Vorfahren auch Deutsche waren und die nach Möglichkeit blond waren, mit blauen Augen. Denkt ihr auch, dass das der Ursprung ist und man nur Arier ist, wenn man so aussieht?
Die Nazis haben viele an sich harmlose Begriffe pervertiert und für immer oder zumindest für lange Zeit verdorben. Der Begriff "Arier" ist nur einer davon. Vor den Nazis hatte er einige, harmlosere Bedeutungen.
Meines Wissens bezeichnete der Begriff Arier insbesondere die Sprecher von sogenannten indoiranischen Sprachen, meinen aber eher selten ein homogenes Volk. Diese Sprachen wurden und werden, wie der Name nahelegt, insbesondere im mittleren Osten und in Indien gesprochen. Die dortigen Ureinwohner sind aber bekanntlich eher selten blond und blauäugig.
Diese Verbindung zwischen dem Begriff Arier und einer bestimmten Aussehensform wurde erst im Zuge des Aufkommens rassistischer Ideologien Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts gelegt. Dass die führenden Nazis diesem Arieridealtypus gar nicht entsprachen, ist eine der Ungereimtheiten des dritten Reiches. Im Übrigen verwendeten die Nazis diesen Begriff später selbst nicht mehr, er wurde durch "deutschblütig" ersetzt.
Es gibt in verschiedenen Mythen übrigens Hinweise auf ein Volk, das sich selbst als Arier bezeichnete, aber das sind sehr alte Mythen. Diese deuten auf ein Volk in der Bronzezeit hin, irgendwo in Zentalasien. Sollte es also existiert haben, war es sicher nicht blond und blauäugig.
Diese deuten auf ein Volk in der Bronzezeit hin, irgendwo in Zentalasien. Sollte es also existiert haben, war es sicher nicht blond und blauäugig
Ich hatte mal eine Doku über das Thema gesehen, da wollte man dieses Volk finden und hat tatsächlich in Asien einige Großfamilien, die da als Nomaden lebten, angetroffen, die blaue Augen und zumindest dunkelblonde Haare hatten.
Es kursierte mal online eine Kopie eines Buches von damals, in dem die verschiedenen "Rassen" beschrieben und bebildert waren und interessehalber hatte ich mir das mal durchgelesen. Ich glaube, man sah im Dritten Reich nicht nur Blond und Blauäugig als "gut" an, sondern da gab es noch andere "Typen", die auch dem nordischen Bereich zugeschrieben wurden, etwa Blond und dunkle Augen oder dunkle Haare und helle Augen. Wie das hieß, weiß ich aber nicht mehr, ich habe mir das nicht gemerkt.
Man kann ja schon Menschen in verschiedene Typen unterscheiden. Asiaten sehen eben anders aus als Europäer oder Afrikaner. Aber das Problem ist, dass da eine Unterscheidung in gut und schlecht damit gekoppelt war, was das rassistische Element ausmachte.
Arier findet man heute noch im Iran und Umgebung, das sind aber nicht die Leute, die man sich so vorstellt. Der Begriff "Arier" wurde praktisch nur geliehen und hat gar nichts mit deutsch, groß, blond und blauäugig zu tun. Der Begriff Arier wurde vor dem dritten Reich nicht in deutschen Geschichtsbüchern gefunden.
Die Annahme, dass der Begriff Arier erst in Dritte Reich als Bezeichnung für eine Rasse oder gar Herrenrasse benutzt worden ist, ist falsch. Bereits im 18. Jahrhundert vertrat man in ganz Europa die Meinung, dass unterschiedliche Rassen eine unterschiedliche Wertigkeit haben.
Das Vermessen von Gesichtern, das Anfertigen von Totenmasken und ähnliche Versuche, die Charakterzüge oder kriminelle Energie entschlüsseln sollten, waren damals schon ein alter Hut. Die Nationalsozialisten haben diese damals üblichen Ideologien nur geballt verwendet.
Die Argumentation war schon im mittleren 18. Jahrhundert ganz simpel: Nordische Typen haben sehr unterschiedliche Gesichtszüge, die gleichzeitig eher fein geschnitten sind. Damit sind sie anderen "Rassen" überlegen und Arier. Das ist eher eine Französische denn eine deutsche Idee.
Schwarze, Asiaten, amerikanische Ureinwohner oder Inuit dagegen "sehen alle gleich aus". Diese Gleichförmigkeit steht für eine niedrigere Intelligenz und damit Unterlegenheit. Auch Menschen mit eher groben, markanten Gesichtszügen sind nach der damaligen Idee dumm und unterlegen.
Was dabei getreulich übersehen worden ist, ist dass nordeuropäische Typen für andere Völker ebenso gleich aussehen wie beispielsweise für uns Chinesen. Denn verschiedene Haar- und Augenfarben spielen für die Unterscheidung ebenso wenig eine Rolle wie die Gesichtszüge. Die erscheinen uns nur so unterschiedlich, weil wir es gewöhnt sind. Wir sehen für Chinesen genauso verwirrend ähnlich aus wie die für uns. Aber als überlegene Rasse musste man solche Überlegungen nicht anstellen.
Diese Überlegungen gab es flächendeckend in Europa. Ebenso gab es starke nationale Strömungen. Das war zur Zeit des Dritten Reichs ein ebenso alter Hut wie der Hass auf Juden. Der hat nun auch eine viel längere Geschichte.
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