Nebenjob als Hilfspolizist und freiwilliger Polizeidienst

vom 16.09.2013, 21:20 Uhr

Letzte Woche habe ich einen interessanten Beitrag auf RTL gesehen: In einigen Bundesländern werden mittlerweile schon Hilfspolizisten, der sogenannte "Freiwillge Polizeidienst", eingesetzt. In einem zweiwöchigen Lehrgang kann jeder Hilfssheriff werden, vorausgesetzt, er/sie hat ein einwandfreies Führungszeugnis. In Baden-Württemberg dürfen die Hilfspolizisten sogar Schusswaffen tragen. Der Freiwillige Polizeidienst wird mit einer Aufwandentschädigung um die 7-8 €/Stunde belohnt. Die Ziele sind folgende:

    1. weniger richtig ausgebildete Polizisten einstellen, dadurch Kosten einsparen
    2. Migratenanteil in der "Polizei" erhöhen (viele Migranten hätten es auf normalem Weg nicht in den Polizeidienst geschafft)
    3. Höhere Polizeipräsenz in den Innenstädten, dadurch Sicherheitsgefühl der Bevölkerung erhöhen
Was haltet ihr davon?

» easyRoy » Beiträge: 33 » Talkpoints: 9,92 »



Ich halte gar nichts davon. Ein polizeiliches Führungszeugnis sagt nichts über den Charakter eines Menschen aus. Wenn es wirklich so ist, dass für die Tätigkeit nur ein zweiwöchiger Lehrgang nötig ist, reicht das bei Weitem nicht, um in der Exekutive tätig zu sein. Ich weiß allerdings nicht, welche Befugnisse diese Leute haben.

Allein der Begriff Sheriff weckt schon negative Assoziationen in mir und erinnert mich an die berüchtigten Schwarzen Sheriffs, die zur Bewachung der Münchner U-Bahn eingesetzt wurden und nach einigen Skandalen wieder abgeschafft wurden.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich sehe so etwas auch recht kritisch. So an sich ist es ja eine schöne Gelegenheit, um dort hinein zu kommen, aber mir missfällt die Sache. Man kann einen Lehrgang über 2 Wochen machen, aber verglichen mit einer richtigen Ausbildung ist das ein Witz. Wie man zu reagieren hat wird man kaum in der kurzen Zeit verinnerlichen. Da macht eine Ausbildung wesentlich mehr Sinn, auch wenn das teuer ist. Hier sollte man eher auf Qualität statt Quantität setzen. Es mag sein, dass es an Personal mangelt, aber ob das der richtige Weg ist?

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» Zohan » Beiträge: 4398 » Talkpoints: 16,33 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich glaube es gibt schon einige Situationen, in denen langjährige Polizisten schon überfordert sind. Und dann kommt da jemand an, der zwei Wochen lang in einem Lehrgang anwesend war und soll rechtlich richtig handeln können? Und dann auch noch mit Schusswaffe...

Zudem haben alle möglichen Jobs drei Jahre Ausbildungszeit und man hat danach trotzdem für die meisten keine Berufserfahrung. Da können wir dann aber auch auf weitere Berichte bei RTL warten wie: "Hilfspolizisten von Jugendlichen verprügelt und Waffe entwendet".

» Salma81 » Beiträge: 12 » Talkpoints: 3,34 »



Ich finde es auf jeden Fall interessant zu hören, dass es so etwas mittlerweile gibt. Meine Gefühle dazu sind ziemlich gemischt. Natürlich kann es von Vorteil sein, dass auch Menschen, die es sonst nicht bei der Polizei geschafft hätten, dieser Tätigkeit (zumindest zu einem gewissen Maß) nachgehen können und durch mehr Mitglieder bei der Polizei das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung erhöht wird.

Jedoch denke ich, dass solche "Hilfspolizisten" höchstens als Assistenten an der Seite eines erfahrenen Beamten eingesetzt werden sollten, sofern sie sich dies zutrauen. Einen Unerfahrenen auf seiner Seite zu haben, macht einen ja indirekt verantwortlich für etwaige Fehler. Denn ein zweiwöchiger Lehrgang wird und kann niemals eine qualifizierte Ausbildung kompensieren, egal wie ambitioniert solche Hilfspolizisten sein mögen. Es gibt immer wieder Situationen, in denen auch erfahrene Polizisten überfordert sind; von jemandem, der einen kleinen Lehrgang absolviert hat, kann man kaum erwarten, in einem solchen Moment richtig zu handeln.

Es sollte also ganz strikt auf die Befugnisse solcher Hilfspolizisten geachtet werden. Sie in einen normalen Einsatz zu schicken, halte ich für unverantwortlich, denn durch unprofessionelles Verhalten der Einsatzkräfte können auch andere Menschen zu Schaden kommen. Und die Erlaubnis, eine Schusswaffe zu tragen, halte ich schlichtweg für Irrsinn. Eine ungeladene Waffe als Einschüchterungsmittel wäre je nach Umständen wohl noch akzeptabel, aber die tatsächliche Benutzung einer solchen ohne eine Ausbildung kann verheerende Folgen haben.

» rikina » Beiträge: 69 » Talkpoints: 40,93 »


Ich war auch ganz entsetzt, als ich den Bericht gelesen habe. Bis mir einfiel, dass meine Schwiegermutter das sogar mal gemacht hat. Und als ich das damals erfahren habe, fand ich das gar nicht schlimm. Das liegt aber daran, dass meine Schwiegermutter an der Seite eines Polizisten durchs Viertel spaziert ist. Dabei ging es dann um Kleinigkeiten, z.B. wenn sich zwei Jugendliche an der Bushaltestelle streiten oder Graffiti hinsprühen.

Dass der Mann in dem Artikel sogar eine Schusswaffe zur Verfügung hatte, ist aber mal ein ganz anderes Kaliber. Schon allein, dass er ein Motorrad hat und somit ein viel größeres Gebiet betreut und in ganz andere Straftaten verwickelt wird, ist sehr irritierend. Ich würde die Polizei in Grund und Boden klagen, wenn so einer ein Familienmitglied von mir verletzt. Das ist mehr als verantwortungslos.

Also bisschen Präsenz zeigen ist schön und gut. Aber ohne Befugnisse zu irgendetwas. Schon gar keine Schusswaffen. Das geht gar nicht. Das ist doch schon bei ausgebildeten Polizisten heikel. Aber übrigens ist das Ganze nicht neu, sondern wird so schon seit den 60ern gemacht. Da wir alle noch nie was davon gehört haben, bewegt es sich wohl in einem relativ kleinen Rahmen. Hoffe ich mal.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Oh Gott wenn ich das lese wird mir schlecht. Das kann doch wirklich nicht wahr sein oder? Was sagt denn ein Führungszeugnis darüber aus ob die Person frei von Gewalt oder Straftaten ist? Ich glaube die Leute, die diese Art von Polizist dann ausüben werden sich sehr wichtig vorkommen. Allein schon das sie berechtigt sind Schusswaffen zu tragen geht für mich gar nicht. Wie lange geht die Ausbildung zum Polizisten? Mit Sicherheit nicht nur zwei Wochen.

Das ist für mich einfach nur fahrlässig. Und die Bezahlung mit 7-8 € die Stunde kann doch auch nicht stimmen oder zahlt nicht mal mehr die Polizei jetzt den Mindestlohn? Denke 8,50 € sollten dann wenigstens drin sein für diejenigen die schon ohne Ausbildung ihren Arsch hinhalten. Für mich ist das einfach auch eine Art von wir nehmen die richtig ausgebildeten Polizisten ein bisschen mehr aus der Schusslinie und bauen auf die Sherriffs. Die sind glücklich und stolz das sie sowas machen dürfen und werden sich wahrscheinlich in jeden Einsatz stürzen, auch nachts arbeiten wollen.

Ich bin nicht überzeugt von diesem Modell und hoffe das sich das Ganze bei uns nicht durchsetzen wird. Nicht weil ich nicht möchte das es nicht sicherer bei uns ist, sondern gerade deswegen. Denn diese Leute sind nicht ausgebildet und wissen in Notsituationen vielleicht nicht wie sie handeln müssen um die Lage zu entschärfen.

» Kobe » Beiträge: 472 » Talkpoints: 72,02 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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