Bringt Frühförderung wirklich etwas?

Heute ist es im Gegensatz zu früher üblich, dass Kinder alle möglichen Kurse machen um bestmöglich gefördert werden. Ich frage mich allerdings, ob ein Baby wirklich schon alle möglichen Kurse braucht, um sich gut zu entwickeln. Ich gehe zu einem Babymassage Kurs und der macht mir und dem Baby viel Spaß. Wir machen den Kurs aber eben zur Freizeitbeschäftigung und nicht, um dem Kind einen Vorteil gegenüber anderen Kindern zu verschaffen.

Ich habe aber den Eindruck, dass es nur noch darum geht. Um mich herum höre ich nur noch wie wichtig Pekip und Babyschwimmen für die Entwicklung ist und das man das seinem Kind nicht vorenthalten sollte. Ich finde das absolut übertrieben und bezweifele das Pekip für uns das Richtige ist. Deshalb möchte ich es nicht machen und meine es schadet uns eher, wenn wir keinen Spaß daran haben.

Babyschwimmen möchte ich wieder nur machen, weil es Spaß macht. Wieso geht es heute nur noch um möglichst frühe Förderung? Das kann doch nicht der Sinn des Lebens sein. Die Mütter in meinem Babymassage Kurs regen sich z.B. darüber auf, dass sie erst ab April zum Babyschwimmen können. Da sind unsere Babys um die sechs Monate alt, aber Babyschwimmen wird doch ab vier Monaten empfohlen. Die haben ernsthaft Angst, dass ihre Kinder Nachteile haben, weil sie nicht mit genau vier Monaten anfangen können. Ich finde das schon sehr merkwürdig und habe das bei meinen anderen Kindern ganz anders in Erinnerung.

Kennt ihr auch solche Mütter oder liegt es an unserem Wohnort? Geht es heute nicht mehr um Lebensqualität sondern nur noch um Leistung und das schon bei kleinen Babys? Ich finde das sehr sonderbar.

Möglicherweise mag es auch mit am Wohnort liegen. Je höher der Status der Eltern ist, desto mehr Ehrgeiz wird in der Regel auch in die Frühförderung gesteckt, damit man aus dem Projekt Kind das beste heraus holt und Erfolge vorweisen kann.

Klar bringt Frühförderung etwas. Man muss sich nur ansehen, was mit Kinder passiert, die gar nicht gefördert werden. Aber man kann es auch übertreiben. Und man sollte natürlich berücksichtigen, dass Förderung auf viele Arten und Weisen statt finden kann. Wenn man also das Gefühl hat, dass das Programm X oder der Lehrer Y nicht zur Familie oder zum Kind passt, finde ich, dass man nichts erzwingen sollte.

Förderung sollte meiner Meinung nach gut ans Kind angepasst sein. Wenn das Kind sich beim Turnen wohler fühlt, weil es sehr aktiv ist, sollte man es eher nicht in etwas anmelden, wo es viel still sein muss und sitzen muss. Oder es zum Erlernen eines Instruments zwingen, wenn es an Musik nicht so recht Gefallen finden will, nur weil es angeblich zum guten Ton gehört, dass jeder gebildete Mensch ein Instrument lernt.

Nachdem ich jetzt schon einige Jahre Mutter bin, bin ich schlauer, was solche Kurse angeht. Aus heutiger Sicht würde ich nicht mehr alles mitmachen, was ich bei meinem ältesten Sohn gemacht habe.

Mit meinem ältesten Sohn war ich damals beim Babyschwimmen, beim Delfi-Kurs, bei einem Bücherkreis für Kinder ab einem Jahr und bei einer Krabbelgruppe. Gefördert hat davon mein Kind nichts auch nur einen Millimeter.

Damals hieß es, dass das Babyschwimmen dafür sorgen soll, dass die Kinder ein besseren Gleichgewichtssinn entwickeln. Heute lache ich über diese Aussage. Denn mein Kind hatte bis zum Alter von vier Jahren die größten Gleichgewichtsprobleme, die man sich vorstellen kann. Auch heute ist noch nicht alles gut.

Die restlichen Gruppen waren auch alle nichts für ihn. Jedenfalls nicht in dem Sinne, dass es ihn sehr stark gefördert hat. Es war eher mehr was für mich, damit ich nicht mit ihm alleine zu Hause sitze. In meinen Augen ist das somit nur ein Modetrend.