Erfahrungen mit der Bundesinitiative „Frühe Hilfen“

vom 26.01.2016, 11:37 Uhr

Nach der Geburt meines Sohnes, habe ich von meiner Hebamme einen Flyer von der Bundesinitiative „Frühe Hilfen“ bekommen. Diese soll Alleinerziehenden und jungen Familien eine Anlaufstelle bieten, wenn man sich mit dem Kind überfordert fühlt oder wegen anderer Belastender Situationen in einer Krise steht.

Nachdem ich die erste Zeit komplett alleine mit meinem Kind war und meine Hebamme das für eine gute Sache gehalten hat gerade weil als Alleinerziehende einiges schwieriger ist als mit Partner, habe ich dort angerufen und einen Termin für ein Gespräch ausgemacht. Wenige Tage später kam eine Diplom Sozialpädagogin und unterhielt sich über die Situation mit mir.

Aus dem Gespräch heraus meinte sie, dass sie mir eine Haushaltshilfe anbieten könnte, da ich wegen der Schmerzen in der Kaiserschnittnarbe Probleme hatte in den Supermarkt zu kommen. Wenn ich wollte auch eine Leihoma die das Kind einmal pro Woche abholt zum Spazieren gehen damit ich auch wieder Zeit für mich selbst bekomme. Dazu bot sie Unterstützung mit der Antragsstellung von Elterngeld und Kindergeld an.

Ich fühlte mich vom ersten Moment an, als die Frau meine Wohnung betrat, nicht mehr wohl. Ständig schaut sie drauf wie ich mit meinem Kind umgehe, und das Gespräch kam mir eigentlich eher nebensächlich vor. Die Haushaltshilfe die sie zugesichert hatte kam trotz Termin nie, am Ende bin ich doch selbst in den Supermarkt gelaufen. Die Leihoma habe ich von Anfang an abgelehnt, denn ich gebe mein Kind doch keinem wildfremden Menschen mit.

Die Hilfe für die Antragsstellung von Elterngeld und Kindergeld belief sich lediglich darauf, dass die Dame sich die Unterlagen angeschaut hatte und meinte diese sind vollständig - natürlich, denn die notwendigen Unterlagen habe ich bereits vor der Geburt vorbereitet und musste dann nur noch die Unterlagen beifügen die man erst danach bekommt wie z.B. Bescheinigung über das Mutterschaftsgeld und die Geburtsurkunde.

Danach kam sie alle vierzehn Tage vorbei um sich anzusehen wie es so läuft. Auch in den weiteren Terminen hat sie mehr darauf geschaut wie ich mit meinem Kind umgehe als alles andere. Als sie dann anfing, dass sie mich filmen will wie ich mit meinem Kind spiele usw. habe ich diese Treffe direkt beendet und die Dame aus meiner Wohnung geworfen. Hinterher wurde ich noch einige Male von ihr angerufen und angeschrieben, dass ich es mir doch nochmals überlegen solle sie biete das nur als Hilfestellung an.

Anfang des Jahres bin ich mit meinem Partner dann in eine größere, gemeinsame Wohnung in der Stadt gezogen die nicht zu diesem Landkreis gehört. Somit hat sich auch der Zuständigkeitsbereich geändert und erst seither habe ich Ruhe vor dieser Dame. Nur einmal hatte ich hier Besuch vom Jugendamt, die sich hier umsehen wollten.

Aus welchem Grund und wer sie angerufen hat, wollte man mir nicht sagen. Nachdem bei dieser Kontrolle alles in Ordnung war, habe ich davon auch nichts mehr gehört. Ich vermute, dass es mit den frühen Hilfen zusammenhängt, dass das Jugendamt sich hier umgesehen hatte auch wenn die Dame von Anfang an behauptet hat der Schweigepflicht zu unterliegen und dass sie keine Informationen an dritte geben dürfte ohne meine schriftliche Zustimmung.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass es mir rein gar nichts geholfen hat. Eher im Gegenteil ich habe mich beobachtet gefühlt, Gespräche waren eher höflicher Natur als das sie sich wirklich für die Probleme interessiert hat. Zusätzlich hatte immer den Stress mit den festen Terminen wann die Dame kam. Die Anträge für Elterngeld und Kindergeld erklären sich meiner Meinung nach von alleine wo welches Kreuz gemacht werden muss und auch welche Unterlagen man dazu legen muss, steht im Anhang und auch Internet sehr gut beschrieben. Der Höhepunkt war die Aktion als sie filmen wollte.

Hatte jemand anderes auch schon Kontakt mit den frühen Hilfen? Waren eure Erfahrungen ähnlich oder komplett anders? Wurde dort auch konkrete Hilfestellung gegeben, oder wurde auch nur davon gesprochen und es passierte nichts wie bei mir?

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ich habe keine Erfahrungen damit, aber ich finde, es klingt typisch deutsch. Viel vernünftiger wäre es, hier das niederländische System zur Nachsorge einzurichten. Da würden Mutter und Kind wirklich profitieren und man hätte weder das Gefühl zu versagen, noch fühlte man sich beobachtet.

Bei unseren Nachbarn kommt nach der Geburt automatisch die "Superfrau" ins Haus. Haushaltshilfe, wie sie drüben heißt, ist einfach der falsche Begriff. Denn die Dame ist eine Mischung aus Hebamme, Kinderfrau, Putzfrau und Hausmädchen und Köchin.

Die schmeißt den ganzen Haushalt, kocht, putzt, wäscht, versorgt bereits vorhandene Kinder, geht auch mit dem Hund Gassi, versorgt Besucher mit Kaffee und Kuchen und übernimmt das Baby 2 bis 3 Stunden, damit die Mutter schlafen kann. 8 Stunden am Tag nimmt sie einem alles ab und hilft auch noch bei allen Fragen zum Baby.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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