Verhaltensgestörte Haustiere trotz Schwierigkeiten behalten?
Zitronengras hat geschrieben:Nein, dass sich da noch jemand verantwortlich fühlt, dafür habe ich kein Verständnis, das ist dann Naivität, wenn man solche Tiere behält.
Bienenkönigin hat geschrieben:Das zu erwarten, finde ich naiv.
Zitronengras hat geschrieben:Zunächst einmal möchte ich anmerken, dass es von keiner geeigneten Gesprächskultur zeugt, wenn man anderen Menschen, nur weil sie deine Ansicht nicht teilen, Naivität unterstellt.
Du hast mit dem Vorwurf der Naivität begonnen, weil wir deine Meinung nicht teilen.
Zitronengras hat geschrieben:Dieses vor sich her getragene Gutmenschentum ist in vielen Fällen aufgesetzt und stimmt mit der privaten Lebenswirklichkeit sicher nicht überein.
Es ist natürlich sehr einfach, in einem Forum, wo niemand das tatsächliche Verhalten prüfen kann, zu behaupten, man wäre so ein heiliger Altruist, der sich selbst gestörten und abweisenden Tieren selbstlos annimmt. Das kann man leicht sagen und andere verurteilen, wenn sie ein gewisses Entgegenkommen von einem Tier erwarten. Aber ob diese Menschen dann tatsächlich so handeln würden oder bei total abweisenden oder gar aggressiven Tieren nicht doch die Nase voll hätten, das bleibt im Verborgenen.
Da hast du natürlich sehr viel mehr Gesprächskultur bewiesen. Wir legen dir hier lang und breit und mit etlichen Beispielen aus dem eigenen Leben dar, dass wir anders handeln würden und es schon getan haben. Aber wir sind natürlich alles Heuchler, die sich hier Geschichten ausdenken. Nur, weil wir anders darüber denken als du.
Mit bleibt abschließend nur zu hoffen, dass du tatsächlich nicht so handeln würdest, wie du es hier darstellst. Du warst ja noch gar nicht in der Situation, dass du ein Tier aufgenommen hast, dass deine Erwartungen nicht erfüllt hat. Vielleicht würde sich in der Situation auch bei dir das Gewissen melden.
Zitronengras hat geschrieben:Es ist natürlich sehr einfach, in einem Forum, wo niemand das tatsächliche Verhalten prüfen kann, zu behaupten, man wäre so ein heiliger Altruist, der sich selbst gestörten und abweisenden Tieren selbstlos annimmt. Das kann man leicht sagen und andere verurteilen, wenn sie ein gewisses Entgegenkommen von einem Tier erwarten. Aber ob diese Menschen dann tatsächlich so handeln würden oder bei total abweisenden oder gar aggressiven Tieren nicht doch die Nase voll hätten, das bleibt im Verborgenen.
Und wieso sollte man in einem anonymen Forum lügen? Letztendlich ist meine Meinung für dein Leben genauso relevant wie umgekehrt, wir werden uns wohl nie begegnen und du bekommst durch dein Geschriebenes hier im Forum keine Probleme im richtigen Leben.
Du hast mit dem Vorwurf der Naivität begonnen, weil wir deine Meinung nicht teilen.
Das bezog sich aber nicht persönlich auf dich, sondern allgemein auf Menschen, die sich für alles mögliche verantwortlich fühlen, obwohl das nicht notwendig oder gerechtfertigt ist. Ich finde es allgemein naiv, wenn man in so einer kleinen Gutmenschen-Blase lebt, sich von Dingen in Beschlag nehmen lässt, die einem eher schaden, wenn man so weich ist, dass man sich nicht distanzieren kann. Damit warst aber nicht explizit du gemeint.
Und wieso sollte man in einem anonymen Forum lügen? Letztendlich ist meine Meinung für dein Leben genauso relevant wie umgekehrt, wir werden uns wohl nie begegnen und du bekommst durch dein Geschriebenes hier im Forum keine Probleme im richtigen Leben.
Dass man lügt habe ich nicht geschrieben. Es ist eher ein sich selbst etwas vormachen. Manche Leute sind zu idealistisch, sodass sie denken, sie würden ein Tier nie abgeben und in der Theorie streiten sie das vehement ab. In der Praxis mag es anders aussehen, weil dann der Idealist merkt, dass ihm die nötige Portion Realismus fehlt. Und es gibt Menschen, die einfach ihre eigenen Bedürfnisse vernachlässigen, aber gesund ist das nicht.
Da hast du natürlich sehr viel mehr Gesprächskultur bewiesen. Wir legen dir hier lang und breit und mit etlichen Beispielen aus dem eigenen Leben dar, dass wir anders handeln würden und es schon getan haben. Aber wir sind natürlich alles Heuchler, die sich hier Geschichten ausdenken. Nur, weil wir anders darüber denken als du.
Etliche Beispiele? Wirklich? Wo sind die? Wir haben eine Geschichte von CCB86 gelesen, die berichtet hat, dass ihre Katze das erste halbe Jahr sehr anstrengend war. Danach hat sie sich gebessert. Ein halbes Jahr würde ich fast noch als Eingewöhnungszeit deuten und sicherlich war es auch nicht so, dass diese Katze schlagartig nach sechs Monaten lieb wurde. Es wird eher ein Prozess gewesen sein, bei dem man schon nach einigen Wochen merkte, dass sich etwas in die richtige Richtung bewegt. Das ist kein Beispiel dafür, dauerhaft das negative Verhalten eines Tieres zu ertragen.
Und wir haben ein Beispiel von dir, in dem du von deinen Kaninchen berichtest, die sich nicht hochnehmen lassen und vor dir wegrennen und dann betonst du, dass du es ihnen von Herzen gönnst, wie schön sie es bei dir haben. Das ist schön für dich, wenn du so leben willst. Und? Waren das die „etlichen“ Beispiele? Zwei Stück?
Was Cooper mit ihren Hunden macht, ist etwas anderes. Wenn ich es richtig verstanden habe, betreut sie da ehemalige Polizeihunde oder bildet die Tiere zu irgendwas aus - oder so ähnlich. Das kann man mit einer normalen Hobbytierhaltung nicht vergleichen. Und wer ist "wir"? Die Allianz der Guten? Die sich aufopferungsvoll um Tiere kümmern, egal ob sie was zurückbekommen?
Es ist für einen psychisch gesunden Menschen normal, dass er bei allem, was er macht, auch eigene Interessen hat. Genauso, wie man sich in Bezug auf Menschen auch von Leuten fernhalten würde, die undankbar oder feindselig sind - außer man hat eine Abhängigkeitsproblematik und kann sich nicht distanzieren.
Genauso ist es auch normal, dass man an Tiere als Halter Erwartungen hat und dass man Tiere nicht aus reinem Altruismus zu sich holt. Das ist einfach unrealistisch, so etwas zu glauben. Es mag Ausnahmen geben, vielleicht bis du eine solche, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die Mehrheit der Tierbesitzer die Tiere deswegen hält, weil sie vollkommen uneigennützig etwas für die Tiere tun wollten. Die Leute finden vielleicht eine Rasse toll, wollen mit dem Tier Sport machen, wollen es streicheln usw. Ein Tier, was einen nicht mag und das auch zeigt, will normalerweise keiner.
Ich möchte auch mal behaupten, dass meine Tante das viel gepriesene Verantwortungsgefühl besitzt. Denn sie behält die Katzen, obwohl sie sich feindselig verhalten. Aber sie ist jedes Mal enttäuscht von ihnen. Diese Katzen machen sie nicht glücklich, eher das Gegenteil. Ich finde, ein Mensch ist wichtiger als Tiere und wenn Tiere einen Menschen unglücklich machen, sollte man die abschaffen. Dann landen die Tiere eben im Tierheim, Pech gehabt, hätten sie sich eben anders verhalten sollen. Das Glück des Menschen ist mehr wert als das Glück eines Tieres.
Wer sich trotz alledem noch verantwortlich fühlt, der gehört vermutlich zu denjenigen, die allgemein im Leben keine Distanz aufbauen können, sich jeden Mist zu Herzen nehmen und irgendwann mit Burnout oder Depression enden. Sich von schädlichen Dingen nicht trennen zu können und eigene Bedürfnisse zu verleugnen ist einfach nicht gesund.
Und da ich nicht zu den Menschen gehören, die ihr eigenes Wohl hinter das eines Tieres stellen, würde ich Tiere, die sich destruktiv verhalten, natürlich abgeben und das habe ich, wie ich geschrieben habe, auch schon gemacht, nämlich im Falle von Meerschweinchen, die mich nur gebissen haben. Einem Tier gegenüber, das mich beißt, kann ich keine liebevollen Gefühle aufbauen. Den Meerschweinchen wird es egal gewesen sein, die mochten mich ja eh nicht. Und da brauche ich mir von dir kein schlechtes Gewissen einreden zu lassen.
Ich kann mich nur noch wiederholen. Oder mich hier in Kleinigkeiten verlieren und die genannten Beispiele heraussuchen. Das will ich nicht. Ich will mich auch nicht weiter von dir angreifen lassen, als Idealist, Heuchler und Gutmensch betiteln lassen. Ja klar, ganz allgemein, nicht nur ich.
Wir - nicht die Allianz der Guten, sondern alle, die dir hier geantwortet haben - sehen es nun mal anders. Und finden es traurig, dass du es so handhaben würdest, weil es nun mal um Lebewesen geht. Das heißt nicht, dass man Tiere über Menschen stellen muss. Man müsste nur etwas an der eigenen Einstellung arbeiten. Dann würde es deine Tante auch nicht jedes Mal so unglücklich machen. Wie gesagt, wäre ich aber auch nicht glücklicher damit, mein Verantwortungsgefühl über Bord zu werfen, mit einer neuen, verschmusten Katze.
Vielleicht denkst du nur mal darüber nach, bevor du dir wieder ein Haustier anschaffst. Du hast schon sowohl den Wunsch nach einer Hauskatze als auch nach Eseln erwähnt. Es heißt nicht umsonst "stur wie ein Esel". So stur wie ich ab sofort diesen Thread ignorieren werde.
Ich habe zwei Katzen. Einen Kater und eine Katze. Den Kater habe ich damals vom Bauernhof geholt. Er war ungefähr neun oder zehn Wochen alt, als ich ihn mit zu mir nach Hause nahm. Er erstaunte mich gleich zu Beginn. Ich hatte damals gerade das Katzenstreu in die Toilette gekippt, da saß er auch schon drauf. Mein Bauernhofkater war also stubenrein.
Ich habe immer liebevoll gesagt, dass mein Kater einen kleinen Schaden hat. Genaugenommen sage ich das auch heute noch. Mein Kater ist sehr tollpatschig. Während andere Katzen auf einer Fensterbank über Blumen steigen können, wirft er sie herunter. Während andere Katzen auf dem Badewannenrand entlang spazieren können, fällt er ins Wasser. Er klettert aus einem angekippten Dachfenster und stürzt vom Dach. Kann danach nicht mehr laufen, lässt mich mit Panik in die Tierklinik fahren und springt nachts plötzlich munter auf mir herum.
Zudem hat er noch weitere Eigenarten. Es passiert nicht selten, dass er auf das Katzenklo geht und seinen Hintern heraushängen lässt. Das ist eklig und nervig zugleich. Und es ist egal, wie groß das Klo ist. Fressen kann er auch nicht richtig. Wurststückchen bekommt er partout nicht vom Boden hoch. Er schiebt sie immer nur vor sich her. Wasser trinkt er nicht aus dem Napf, indem er die Zunge hineintut. Nein, er nimmt die Pfote dazu. Um seinen Wassernapf ist dadurch jedes Mal eine riesige Pfütze.
Dann gibt es noch meine Katze. Wir haben sie damals aus dem Tierheim geholt. Da war sie zwei Jahre alt. Zwischen meinem Ex-Freund und ihr war es Liebe auf den ersten Blick. Ich konnte ewig nichts mit ihr anfangen. Sie mauzte nur in einer Tour und ließ sich nicht anfassen. Aber sie vertraute uns. Am zweiten Tag bei uns entwischte sie durch die Haustür, blieb aber immer in der Nähe und ging nach Stunden freiwillig ins Haus zurück.
Ich sah später in ihrem Impfpass, dass sie bereits als Baby im Tierheim war. Dann war sie irgendwo bei einer Person oder einer Familie untergebracht und landete dann wieder im Tierheim. Da wunderte mich nie, dass sie misstrauisch war und sich nicht anfassen ließ. Ich hätte nicht anders reagiert. Zudem pinkelte sie oft überall hin.
Ich muss zugeben, dass wir anfangs oft überlegten, sie zurückzubringen, aber wir wollten es ihr nicht antun. Es dauerte lange, aber irgendwann fand sie richtig Zutrauen. Eines Abends sprang sie plötzlich bei meinem Ex auf den Schoß und kuschelte sich ein. Ab da an kam sie immer häufiger an. Bei mir dauerte es noch eine Weile, bis ich sie streicheln durfte. Und ab da an war das Eis gebrochen.
Wenn sie später draußen unterwegs war und Kinder sah, rannte sie sofort hin und wollte gestreichelt werden. Meinen jetzigen Freund hat sie sofort vergöttert. Sie scheint auf Männer zu stehen. Damals durften die Katzen noch mit ins Schlafzimmer und jede Nacht lag sie an seinen Hals gekuschelt auf seinem Kopfkissen.
Das Erlebnis zeigte mir, dass man verhaltensgestörten Tieren Zeit geben sollte, dass man sie behalten sollte. Keiner weiß, was sie in ihrem Leben durchgemacht haben. Oftmals brauchen sie Zeit, bis sie vertrauen gefasst haben. Aber wenn es da ist, dann bekommt man ihre bedingungslose Liebe zu spüren. Meine früher so ängstliche Katze ist jetzt das Kuschelmonster in Person. Kein Tier hat es verdient, abgeschoben zu werden, nur weil es anders ist oder anders scheint.
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