Wird Platt / Dialekt bei euch in Grundschulen unterrichtet?

vom 24.01.2016, 13:20 Uhr

Bei uns in den Grundschulen gibt es eine AG, die auch Platt und Dialekt der Region unterrichtet, Lesewettbewerbe in diesem Dialekt veranstaltet und auch den Kindern die "Sprache" der Großeltern und teilweise auch Eltern nahe bringt. Damit der Dialekt nicht ausstirbt wollen die Lehrer den Kindern schon nahe bringen, alles zu verstehen und auch an ihre Kinder weiter zu geben, wenn sie sich mit den Großeltern in Dialekt unterhalten können.

Gibt es bei euch auch Fächer oder Arbeitsgemeinschaften, wo Dialekt unterrichtet wird? Macht es den Kindern Spaß oder wollen die Kinder das dann doch nicht machen? Wie findet ihr es, wenn den Kindern Platt aus der Region und Dialekt beigebracht wird?

Benutzeravatar

» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich komme gebürtig aus dem tiefsten Schleswig-Holstein, vom Land, wo auch noch Plattdeutsch gesprochen wird. Gerade die älteren Generationen konnten oft gar kein Hochdeutsch. Leider wurde zu meiner Schulzeit Plattdeutsch aber immer noch als die Sprache der Bauern und ungebildeten, ärmeren Bevölkerung angesehen. Es wurde alles getan, um diese Sprache auszumerzen. Man wurde tatsächlich schief angeguckt, wenn man es sprach.

In der Ausbildung kam dann einmal mein Ausbilder zu mir. Es würde gleich ein älterer Mann kommen, der mir einen Sachverhalt erzählen müsste. Leider könne dieser Mann nur tiefstes Platt sprechen. Meinem Ausbilder war es sichtlich unangenehm, das er mir so einen "ungebildeten" Mann präsentieren musste. Sein Gesicht hellte sich dann aber merklich auf, als ich ihm sagte, dass ich es zwar nicht sprechen kann, aber Plattdeutsch ganz gut verstehe.

Meine jüngste Cousine hat Plattdeutsch dann an der Schule gelernt. Zum Glück hatte inzwischen ein wenig ein Umdenken eingesetzt, nachdem die Sprache fast schon ausgestorben war mit der älteren Generation. Ich kenne Plattdeutsch viel vom Hören aber diese Sprache, mit der meine Cousine den plattdeutschen Wettbewerb fast gewonnen hatte, hatte für mich nicht viel damit zu tun. Es hörte sich für meine Ohren recht grausam an. Es war total künstlich und unnatürlich, die Betonung und die Länge der Silben völlig falsch, eben keine gelebte Sprache.

Ich denke deshalb, dass man einen Dialekt nicht unbedingt unterrichten kann, sondern dass er gelebt werden müsste. Sonst bleibt es eine Kunstsprache, nicht besser als etwa unser Schulenglisch, mit dem man sich auch kaum verständigen kann. Dazu ist es aber wohl nötig, dass sich niemand mehr in der Öffentlichkeit schämen muss, weil er Plattdeutsch spricht. Diese Haltung ist leider immer noch in den Köpfen der Leute drin, viel mehr als bei anderen Dialekten. Für mich ist es nicht unbedingt ein geeignetes Unterrichtsfach.

» SonjaB » Beiträge: 2698 » Talkpoints: 0,98 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Bei allem Respekt, aber wenn die Kinder in der Grundschule den Dialekt erst lernen müssen, damit sie sich mit den Großeltern verständigen können, dann haben die Eltern doch etwas falsch gemacht. Da ist doch die Schule nicht für verantwortlich, ob die Kinder mit den Großeltern reden können oder nicht.

Ich finde solche Kurse total schwachsinnig. Ich selbst habe den Dialekt meiner Eltern und Großeltern als Muttersprache vermittelt bekommen und kann mich problemlos mit meinen Großeltern unterhalten und hatte es nie nötig, das in der Schule zu lernen.

Benutzeravatar

» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^