Selbstgekochtes aus Dankbarkeit nicht kritisieren?

vom 13.10.2015, 23:56 Uhr

Neulich waren wir bei der Oma meines Freundes. Diese kann nicht besonders gut kochen, betonte aber immer wieder, dass ihr Mann ihre Kochkünste nie kritisiert hätte. Er hätte sich immer darüber gefreut, dass überhaupt etwas auf den Tisch kam und hat immer brav aufgegessen. Das hat er aus Dankbarkeit getan, fand die Oma meines Freundes.

Verstehen kann ich das ehrlich gesagt nicht. Nun wurde die Oma letztens wegen ihres Kartoffelsalates kritisiert, da sie Essig hinzugefügt hatte. Beim nächsten Mal schmeckte der Salat deutlich besser. Das wäre ohne die Kritik sicherlich doch nie zustande gekommen.

Kritisiert ihr selbst gekochtes Essen mitunter auch aus Dankbarkeit nicht? Denkt ihr nicht, dass das Essen beim nächsten Mal vielleicht besser schmecken könnte, wenn ihr einen Verbesserungsvorschlag macht?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Der Ton macht die Musik wie ich finde und wenn man kritisiert, sollte man schon darauf achten, wie man das formuliert. So kritisiert mein Freund auch ab und zu mein Essen so ist es nicht. Aber er äußert dann Verbesserungsvorschläge. Er schlägt dann beispielsweise vor, dass ich beim Reistopf das nächste mal etwas weniger oder mehr salzen könnte oder dass Gericht Y bestimmt sehr gut schmecken würde, wenn man Zutat Z hinzufügen würde. Das finde ich noch human, wenn ich ehrlich bin.

Ich kenne auch Männer, die Kritik sehr viel härter formulieren. Mein Schwiegervater hat da schon richtige Starallüren, wobei mir davon erzählt wurde und er sich vor mir immer benimmt. Es soll aber auch schon vorgekommen sein, dass er ohne eine Suppe zu probieren, direkt der Ansicht war, dass sie "Scheiße" schmeckt und sie dann in die Kanalisation gekippt hat. So etwas würde ich total persönlich nehmen und heiße das nicht gut. Aber gegen Verbesserungsvorschläge spricht doch nichts.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Früher waren das glaube ich auch andere Zeiten, die Arbeit war sehr hart und wenn man dann als Mann nach Hause kam, war man froh, wenn man aus dem wenigen was man hatte noch irgendwas zum Essen gekocht bekommen hatte. Dass man da nun keine Kritik äußert, dürfte klar sein.

Heutzutage hat man aber alles, auch jede Menge Rezepte und man kann sich auch zu allem belesen, weswegen ich schon finde, dass man als Gast etwas sagen kann oder als Bekochter. Man sollte es aber freundlich formulieren und nicht ausfallend werden, weil das dann doch sehr gemein ist, wenn jemand vorher stundenlang in der Küche gestanden hat.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ein wenig freundlich formulierte und konstruktive Kritik hat noch keinem geschadet. Wenn mein Freund und ich uns gegenseitig bekochen, dann geben wir dem anderen auch öfter ein paar Ratschläge oder Anregungen, wie man das Gericht noch verfeinern könnte. Das finde ich auch gut und wichtig, denn mit dem Kochen verhält es sich wie mit jeder anderen Fähigkeit: nur durch Übung und Kritik kann man sich auch wirklich verbessern.

Nun ist es aber abhängig davon, in welcher Situation und gegenüber welcher Person die Kritik geäußert werden soll. Wenn ich zum Beispiel zu einer größeren Feier bei Freunden eingeladen bin und jeder andere am Tisch das Menü lobt, dann würde ich ungern vor versammelter Gemeinschaft Kritikpunkte äußern und den Gastgeber damit in eine unangenehme Situation bringen. Auch bei einem Überraschungsessen wie zum Beispiel einem geschenkten Geburtstagskuchen würde ich nichts kritisieren, da hier ja die Geste im Vordergrund steht und nicht die handwerkliche Finesse.

Werde ich hingegen nach einem Essen explizit nach meiner Meinung gefragt, dann würde ich auch Verbesserungsvorschläge machen, wenn ich welche hätte. Diese sollten aber selbstverständlich nett verpackt und mit etwas Lob der positiven Aspekte zusammen geäußert werden, damit sich der Koch nicht gekränkt fühlt.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Ich denke auch, dass man auch aus Dankbarkeit nicht alles essen muss, nur weil man sich freut, dass man überhaupt bekocht wird. Wenn man nett sagt, dass es ja sehr gut ist, dass aber schon noch Verbesserungen möglich sind, dann denke ich, dass diese Kritik nicht so schlecht ankommen wird und eben auch zu Verbesserungen führt. Aber wenn man natürlich immer nur meckert, dann wird das nicht so gut ankommen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich finde, dass es immer darauf ankommt, wen man denn kritisiert. Bei Familienmitgliedern kann man das schon machen, wie ich finde, wobei ich jedoch nichts kritisieren würde, wenn ich beispielsweise bei irgendwelchen entfernten Verwandten von meinem Freund zum Essen eingeladen wäre, die ich gar nicht richtig kennen würde. Bei Familienmitgliedern spricht doch aber nichts dagegen und da darf man doch auch ehrlich sein, gerade wenn es sich um die Eltern oder Großeltern handelt.

Ich denke, dass es aber auch immer darauf ankommt, wie man seine Kritik denn äußert. Ist man dabei total böse und sieht nur das schlechte im Essen, dann ist es nur verständlich, dass man diese Kritik nicht annehmen will und dass man dann eben auch böse und verletzt ist. Lobt man das Essen aber, äußert aber den einen oder anderen Verbesserungsvorschlag, dann finde ich das nicht schlimm, sondern sogar gut. Immerhin kann das Essen ja auch nur so verbessert werden.

Ich finde nicht, dass man Essen aus Dankbarkeit wirklich immer loben muss, auch wenn es beispielsweise total angebrannt ist oder gar nicht schmeckt. Natürlich bin ich dankbar, wenn mein Freund oder meine Mutter mir etwas kochen, aber wenn das Essen wirklich gar nicht geht, dann will ich nicht lügen. Es ist mir dann auch unangenehm, etwas dagegen sagen zu müssen, aber ich will auch nicht unehrlich sein und etwas herunter würgen, wenn es mir nicht schmeckt.

Wenn es nur Kleinigkeiten sind, die ich anders gemacht hätte, dann sage ich das auch, wobei ich das dann aber natürlich auch nicht böse meine und versuche, das so nett wie möglich zu formulieren.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Wenn eine Speise ungenießbar ist und man keinen einzigen Bissen herunter bekommt, dann kann man das natürlich sagen, wobei es wirklich so gut wie nie vorkam, dass ich ein Gericht überhaupt nicht und nicht einmal teilweise essen konnte.

Wenn meine Mutter mir im Stress schnell ein Fertiggericht serviert hat, welche bekanntlich nicht so gut schmecken wie andere Gerichte mit frischen Zutaten, dann habe ich das eben einfach gegessen und war trotzdem dankbar.

Außerdem ist alles auch immer eine Sache vom persönlichen Geschmack: Meine Schwiegermutter würzt das Essen nicht so stark und im Allgemeinen benutzt sie nur Salz und Pfeffer, das ist auch okay und das schmeckt den meisten auch.

Nur weil ich viele Gewürze ans Essen haue, heißt es doch noch lange nicht, dass mein eigener Geschmack für die ganze Menschheit allgemeingültig ist. Wenn man nur für mich ein bestimmtes Gericht zubereitet, dann kann man so etwas auch erwähnen.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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