Als Erwachsener Ironie nicht verstehen?

vom 07.10.2015, 01:02 Uhr

Ein Bekannter von mir versteht manchmal nicht so wirklich, wenn ich etwas ironisch meine. Wenn ich es ihm dann erkläre meint er nur, dass ich mich schlecht ausdrücken würde und es auf ihn gar nicht ironisch gewirkt hätte. Dabei verstehen sonst eigentlich alle Leute die ich kenne auch Sachen, die ich nur ironisch meine.

Allmählich habe ich mir daher auch angewöhnt ihm gegenüber keine ironischen Bemerkungen mehr fallen zu lassen. Er nimmt einfach alles wörtlich, was ich sage. Mich wundert das, denn normalerweise lernt man als Kind ab einem gewissen Alter, was Ironie ist.

Kennt ihr auch Erwachsene, die Ironie bei anderen Menschen nicht verstehen und die Dinge dann tatsächlich wörtlich nehmen? Gehört ihr möglicherweise auch selbst dazu? Wie geht man mit solchen Menschen am Besten um?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Bei mir kommt es immer darauf an, mit wem ich zu tun habe und ob ich mich an die Art der Person gewöhnt habe. So kenne ich auch eine Person, bei der ich zwischendurch zweifle ob das jetzt Ironie oder Ernst war.

Ich habe einen Kleincousin und hatte mal von meinen Eltern die Aufgabe erhalten, dass ich ihm und seinen beiden älteren Geschwistern bestimmte Süßigkeiten wegen Weihnachten geben sollte. Seine Geschwister waren nicht anzutreffen so gab ich die Sachen eben nur ihm, mit dem Zusatz, dass er das bitte mit seinen Geschwistern teilen sollte. Er meinte dann nur ganz trocken und absolut todernst: "Welche Geschwister?".

Da ich ihn damals nicht sehr oft wegen der Größe der Verwandtschaft gesehen habe, war ich auch ziemlich geschockt und war nicht sicher, wie ich das einordnen soll. Aber mittlerweile habe ich mich an seine Humor-Art gewöhnt und kann darüber lachen, wenn er wieder solche Sprüche reißt.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich hatte mal eine Arbeitskollegin, die einfach keine Ironie verstehen konnte. Am Anfang habe ich es noch immer mal versucht, aber sie hat jede ironische Bemerkung total ernst genommen. Also habe ich irgendwann versucht, in ihrer Gegenwart keine Ironie mehr zu gebrauchen. Das fand ich leichter, als nach jedem Kommentar großartig erklären zu müssen, dass dieser ironisch gemeint war.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ich habe sogar zwei Arbeitskolleginnen, die absolut kein Gespür für Ironie oder trockenen Humor haben und wirklich jede Bemerkung zu hundert Prozent wörtlich nehmen. Das Problem ist hier noch dazu, dass ich gerne ironische oder (meiner Meinung nach) geistreiche Bemerkungen von mir gebe oder (wiederum meiner Meinung nach) einen recht trockenen und sarkastischen Sinn für Humor habe, und mich noch dazu gerne reden höre.

Besagte Damen sind deswegen im Gespräch mit mir oder vergleichbaren Kollegen gerne mal überfordert, und wollen sich auch nicht die Blöße geben, nachzufragen, wie denn eine Bemerkung jetzt genau gemeint ist. Statt dessen versuchen sie, eine wie die andere, ihr Gesicht dadurch zu wahren, dass sie die ironische oder überspitzte Bemerkung herablassend korrigieren und so tun, als wäre sie das Ergebnis mangelnder Intelligenz. Damit blamieren sie sich natürlich vor allem selbst, insbesondere in Gegenwart von Dritten, die Ironie verstehen.

Ich selber löse das Problem so, dass ich in dienstlichen Angelegenheiten auf jede Form von Ironie und Humor verzichte und mich möglichst einfach und in kurzen Sätzen ausdrücke, damit es keine Missverständnisse gibt. Bei gelegentlichen Plaudereien lasse ich dagegen oft eine spitze Bemerkung nach der anderen vom Stapel und erfreue mich daran, die werten Kolleginnen intellektuell etwas durcheinander zu bringen.

» Gerbera » Beiträge: 11319 » Talkpoints: 49,61 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich finde, dass es wirklich manchmal Menschen gibt, die Ironie staubtrocken und unverständlich rüberbringen, sodass jemand, der sich mit dem Thema nicht total gut auskennt, diese nicht verstehen kann. Zur Ironie gehört meiner Meinung nach immer auch ein wenig Humor, ein Lächeln, ein Augenzwinkern oder eben irgend etwas, das dem anderen sagt "ich meine das jetzt nicht ernst".

Denn ansonsten entsteht so etwas wie in dem Beispiel mit den nicht vorhandenen oder eben doch vorhandenen Geschwistern, die auch Süßigkeiten erhalten sollen. Wenn man nicht weiß, ob derjenige Geschwister hat, dann kann man die staubtrockene Frage "Welche Geschwister" eben nicht verstehen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich glaube im Internetzeitalter hat sich manch einer daran gewöhnt, dass Humor immer mit einem "LOL" oder einem Smiley gekennzeichnet wird und erwartet dann auch im realen Leben, dass ihm das Verstehen von Ironie praktisch abgenommen wird indem man das irgendwie mit einem "bitte jetzt hier Lachen" kennzeichnet.

Natürlich kann es da mal zu Missverständnissen kommen, aber das ist mir persönlich ja immer noch lieber als wenn jemand jeden eigenen ironischen Kommentar mit einem dummen Lacher garniert.

Ich komme mit Leuten, die Ironie und Selbstironie nicht verstehen nicht wirklich gut klar, das funktioniert höchstens auf einem sehr oberflächlichen Level. Ich habe keine Lust ständig zu erklären wie ich was meine oder warum ich mich schlapp lache wenn mich mein Partner mit einem Valentinstagsgeschenk total verarscht hat und nicht in Depressionen verfalle und mich ungeliebt fühle.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Das kenne ich nur allzu gut von meinem Schwiegervater. Er erinnert mich irgendwie ein wenig an Sheldon Cooper, auch wenn er weitaus älter ist und nichts mit Physik am Hut hat. Dennoch ist er ihm charakterlich schon etwas ähnlich und versteht überhaupt keine Ironie. Wenn man einen Witz macht, dann versteht er diesen in der Regel nicht, sondern nimmt das Gesagte völlig ernst und hält anschließend einen zehnminütigen Monolog darüber.

Ich finde es immer ganz witzig, wenn mein Freund etwas ironisch sagt, sein Vater das aber völlig ernst auffasst und dann stundenlang plaudert, ohne zu merken, dass ihm niemand zuhört. Natürlich macht er dann eine richtig wissenschaftliche Analyse daraus und erörtert dann alle möglichen Seiten der Aussage, wobei ich da auch nur den Kopf darüber schütteln kann, wie man es denn kein Stück merken kann, wenn jemand einen Scherz macht. Aber er ist dann so in seinem Element drin, dass er dann eben nicht merkt, dass niemand ihm zuhört oder alle nur grinsen. Zu Wort kommen lassen würde er einen dann ohnehin nicht.

Am besten lässt man ironische Bemerkungen bleiben, wobei man dann dennoch nicht von den Monologen verschont bleibt. So etwas finde ich doch schon sehr anstrengend, vor allem, wenn es sich eigentlich offensichtlich um Witze oder ironische Bemerkungen handelt. Man kann doch nicht völlig ernst auf die Welt gekommen sein, ohne als Kind mit Witzen in Berührung gekommen zu sein. Ich verstehe das nicht wirklich, wie man so sein kann.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



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