Lehrbücher empfehlen die nicht mehr verkauft werden?

vom 20.10.2015, 21:35 Uhr

In meinem Studienfach ist es mir schon häufiger passiert, dass Lehrbücher empfohlen worden sind, die man nicht mehr kaufen konnte. Auch dieses Semester wurde ein sehr gutes Buch für Stereochemie empfohlen, was zuletzt 1992 erschienen ist und seitdem auch nicht mehr gedruckt wird.

Viele Bibliotheken haben dieses Buch gar nicht mehr und im Internet kostet es inzwischen über 300 Euro, da es so selten ist. Auch in anderen Modulen habe ich solche Empfehlungen schon bekommen und habe mich immer gefragt, was einem das denn bringen soll. Manch ein Student hat Glück und bekommt eine alte Auflage über Ebay oder so, aber den meisten bringt es doch gar nichts.

Ist euch das an der Uni auch schon passiert oder sind eure Literaturempfehlungen immer ganz aktuell? Sollte man nicht zumindest ein alternatives Lehrbuch empfehlen, dass noch zu bekommen ist? Wie geht ihr damit um, wenn man die Lehrbücher nicht mehr kaufen kann, die euch empfohlen werden?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Wenn man das so liest könnte man glatt meinen, dass eure Dozenten noch nicht in der Gegenwart angekommen sind. Das ist echt traurig und peinlich, wenn ich ehrlich bin.

Also bei uns kommen solche peinlichen Pannen eigentlich nie vor. Mir ist nicht bekannt, dass ein Dozent mal ein Buch empfohlen hätte, welches nicht mehr verkauft wird. Es werden immer die aktuellsten Lehrbücher empfohlen und die sind auch immer zu haben.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Olly173 hat geschrieben:Wenn man das so liest könnte man glatt meinen, dass eure Dozenten noch nicht in der Gegenwart angekommen sind. Das ist echt traurig und peinlich, wenn ich ehrlich bin.

Das sehe ich aus so. Ich denke, dass die Dozenten wirklich steinalt sein müssen, wenn sie gar nicht merken, dass ein Buch schon längst nicht mehr aktuell ist. Wahrscheinlich sind das die Bücher, die sie selbst immer benutzt hatten, wobei ihnen gar nicht aufgefallen ist, dass es nun schon tausend andere, aktuellere Bücher gibt. Ich glaube kaum, das ein Dozent den Studenten bewusst Bücher vorschlägt, die es nicht mehr zu kaufen gibt, an die man total schwer herankommt und die um die 300 Euro kosten. Das wäre ja total unnötig und unsinnig.

Ich würde generell niemals für ein Buch für die Uni so viel Geld ausgeben, wenn ich ehrlich bin. Wenn es sich dann noch dazu um ein völlig veraltetes Buch handelt, dem ich ewig hinterher rennen muss und welches noch dazu völlig unaktuell ist, handeln würde, dann würde ich es erst recht niemals kaufen und ich kann mir nicht vorstellen, dass das jemand kaufen würde.

Ich habe festgestellt, dass je jünger die Dozenten sind, desto aktueller sind auch die Bücher, die sie vorschlagen. Viele Dozenten sagen uns auch immer wieder, dass man auf jeden Fall aktuelle Literatur verwenden soll, da mit der Zeit einfach ständig neue Erkenntnisse dazu gewonnen und Sachen neu erforscht werden, so dass die uralten Bücher kaum noch zu gebrauchen sind. Ich kann mir nicht vorstellen, wie man so uralte Bücher noch empfehlen kann. Gerade in der Psychologie oder in der Medizin ist es doch teilweise fatal, so veraltete Bücher zu verwenden und den Informationen da drin einfach so zu vertrauen.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Prinzessin_90 hat geschrieben:Gerade in der Psychologie oder in der Medizin ist es doch teilweise fatal, so veraltete Bücher zu verwenden und den Informationen da drin einfach so zu vertrauen.

Das erinnert mich an ein Buch, das ich mal gelesen habe. Ich interessiere mich sehr für die Geschichte der Epidemiologie und der Medizin. Ich las vor kurzem ein Buch über Krankheiten und ihre Verbreitung in europäischen Städten, beispielsweise Cholera oder Typhus, also eher so Krankheiten, die man bekommen kann, wenn man verunreinigtes Trinkwasser zu sich nimmt.

Damals gab es noch keine Infrastruktur, keine Wasserversorgung und Abwasserentsorgung wie wir sie kennen und man wusste nicht, dass es Bakterien in dem Sinne gibt. Damals hat man doch tatsächlich gedacht, dass die Menschen nur dadurch krank werden, weil irgendwelche "Dämpfe" oder Miasmen aus dem Boden nach oben steigen, die nicht gut sind.

Man dachte tatsächlich, dass das Problem erledigt wäre und weniger Menschen krank werden würde, wenn man entsprechende Masken trägt oder sich sonst irgendwie vor diesen Dämpfen schützt. Dass das Blödsinn ist, wissen wir heute. Das Problem hatte sich auch erledigt, als die Infrastruktur aufgebaut wurde, die wir heute kennen. Es wäre aber ziemlich merkwürdig, wenn man diese Miasmen-Theorie immer noch vertreten würde.

Aber dass überwiegend die jüngeren Dozenten aktuelle Bücher empfehlen sollen, habe ich nicht beobachten können. Ich habe auch schon Professoren gehabt, die sehr bekannt auf ihrem Gebiet sind und die schon viele Jahre auf dem Buckel hatten. Trotzdem war immer die aktuellste Literatur empfohlen worden. Ist das vielleicht bei euch Geisteswissenschaften anders?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Dass ein kaum noch zu erhaltendes Buch nicht die einzige Empfehlung sein sollte, ist klar. Eigentlich sollte man sich doch nie nur auf ein Buch stützen und lieber mehrere zu Rate ziehen. Aber meiner Meinung nach kann es durchaus sein, dass ein älteres Buch besonders gut war und es deshalb eine Empfehlung wert ist.

Viele Dinge ändern sich eben nicht. Die Grundlagen sind schon seit Jahrzehnten bekannt und vielleicht erklärt dieses Buch die Grundlagen besonders gut. Es kommt ja nicht nur auf den Inhalt an, sondern eben auch auf die Art und Weise, wie dieser dem Leser nähergebracht wird.

Allerdings würde ich als Professorin dieses Buch einfach für alle kopieren lassen. Dann kommen die Studenten für 10 bis 20 € Kopierkosten an das Werk, das ich für so wichtig halte. Dass die Professoren es nicht merken, dass das Buch gar nicht mehr verlegt wird, glaube ich kaum. Da wird sich schon der eine oder andere Student dazu gemeldet haben.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Bienenkönigin hat geschrieben: Allerdings würde ich als Professorin dieses Buch einfach für alle kopieren lassen. Dann kommen die Studenten für 10 bis 20 € Kopierkosten an das Werk, das ich für so wichtig halte.

Das halte ich eher für überflüssig. Bei uns an der Uni ist es so, dass die Professoren alle Sekretärinnen und/ oder Studentische Hilfskräfte haben, die ja auch beschäftigt werden wollen. Da gibt man dann einfach den Auftrag entsprechende Texte einzuscannen und als PDF online in den entsprechenden Online-Kursen von Online-Plattformen hochzuladen.

So würde man sich auch die Kopierkosten sparen, weil das jeder Student selbst ausdrucken müsste oder es auf dem Tablet lesen könnte. So muss man die Datei auch nur einmal anfertigen und müsste nicht jedes Semester jemanden losschicken, zig Kopien für die Studenten zu machen.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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