Bestimmte Anzahl an Fragen um Seminar zu bestehen?

Eine Bekannte von mir hat mir erzählt, dass es in ihrem Seminar an der Uni nun eine neue Regelung gibt. Um das Seminar zu bestehen und an der Klausur teilnehmen zu können, muss jeder Student mindestens 5 Fragen gestellt haben, die mit dem Thema zu tun haben.

Da sich in ihrem Kurs 85 Leute befinden, ergeben sich daraus 425 Fragen für insgesamt 90 Präsentationen in einem Zeitraum von 12 Veranstaltungen. Das ergibt also 36 Fragen pro Seminarstunde. Und da der Leiter des Seminars die Namen nicht kennt, wird nach jeder Frage erstmal nach dem Namen gefragt.

Habt ihr sowas an eurer Uni schon erlebt und wie findet ihr das? Ist es wirklich sinnvoll die Studenten zu sowas zu verpflichten? Läuft das nicht darauf hinaus, dass auch viele unsinnige Fragen gestellt werden und die Stunden unproduktiv werden, da jeder nur seine Fragen zusammen bekommen will?

Bei mir an der Uni gab es einen Professor, der die Studierenden in seinen Veranstaltungen dazu angehalten hat, sinnvolle Fragen und Diskussionsbeiträge einzubringen. Wenn am Ende des Semesters jeder Kursteilnehmer wenigstens einmal den Mund zum Thema aufgemacht hat, ist quasi zur Belohnung die Mini-Klausur weggefallen, die sonst zum Scheinerwerb nötig gewesen wäre.

Ich fand die Idee auch ganz sinnvoll, da sich die überwältigende Mehrheit meiner Kommilitonen vor allem zum Berieseln in diverse Veranstaltungen gesetzt hat. Die meisten Dozenten hatten in dieser Hinsicht wohl schon lange resigniert, und nur eine entschlossene Minderheit versucht, die Studierenden zum Mitarbeiten zu motivieren. Aber natürlich mussten wir die Klausur trotzdem schreiben, da der Ansporn wohl doch nicht groß genug war.

Allerdings ging es nur um einen Beitrag pro Person in einem Kurs von vielleicht 30 Leuten. Über 425 Beiträge einzukassieren und darüber Buch zu führen ist natürlich ein recht ehrgeiziges Projekt, und ich würde mich auch fragen, ob da nicht die Inhalte der Lehrveranstaltung in den Hintergrund treten.

Von so einer Regelung habe ich ja noch nie etwas gehört, wobei ich das total blöd finde. Immerhin besteht da quasi jede Stunde doch nur aus Fragen, wenn insgesamt so viele Fragen gestellt werden müssen. Fünf Fragen pro Person finde ich dabei auch ziemlich viel, wenn bei uns jedes Seminar auch nur einmal wöchentlich stattfindet. Das ist bei so vielen Personen aber definitiv zu viel und vor allem dann, wenn der Professor dann auch noch ständig die Namen notieren muss.

Wie will er denn außerdem entscheiden, ob die Fragen sinnvoll sind oder nicht? Ich kann mir dabei auch vorstellen, dass das richtig problematisch ist. Wenn anfangs beispielsweise zehn Fragen gestellt werden, die alle nicht sinnvoll sind, schreitet die Zeit doch total voran und es sind im Endeffekt dann immer noch keine Namen auf der Liste. Wenn jeder jedes Mal woanders sitzt und sich der Professor die Namen nicht merken kann, kann es ja auch sein, dass jemand ständig dran kommt und ein anderer vielleicht noch nie dran war und dann auch Panik bekommt, weil sein Name noch gar nicht auf der Liste steht.

Es kann ja auch sein, dass jemand die fünf Fragen schon voll hat, aber trotzdem fragen hat und diese stellen will, weil sie einen interessieren. Wird diese Person wieder dran genommen und eine Person, die noch keine Fragen gestellt hat, dann ist das ja total unfair. Oder soll die Person sich die Fragen dann verkneifen?

Fragen zu stellen finde ich schon immer sinnvoll, wobei man doch nicht dazu gezwungen werden sollte. Wenn sich keine Fragen ergeben, kann man sich doch nicht spontan etwas ausdenken. Man kann ja trotzdem aufpassen und interessiert sein, aber keine Fragen haben. Ich finde das daher einfach blöd und kann mir das auch nicht vorstellen.