Kinder dauernd warnen, dass sie nicht laufen sollen?

Neulich habe ich eine Satiresendung gesehen, in der man sich auch über ''Helikopter-Eltern'' lustig gemacht, die ihren Nachwuchs übermäßig behüten. Es kam auch ein Witz über Eltern, die ihre Kinder dauernd davor warnen nicht zu laufen, da sie ja hinfallen könnten. Das fand ich zunächst sehr witzig, bis mir dann eingefallen ist, dass ich tatsächlich solche Eltern kenne.

So durfte mein Cousin als Kind niemals rennen, da meine Tante ihm das verboten hatte. Egal ob zu Hause oder draußen, er musste immer langsam gehen. Auch eine Kindergartenfreundin von mir wurde von ihren Eltern häufiger ermahnt, wenn sie in ihrer Anwesenheit gerannt ist.

Kennt ihr auch Eltern, die ihren Kindern nicht erlauben zu rennen? Findet ihr das noch normal? Kann es wirklich angehen, dass Eltern nicht wollen, dass der Nachwuchs rennt, da er hinfallen und sich verletzen könnte?

In meiner Familie ist das gar nicht üblich und ich kenne auch niemanden, der seinen Kindern verbietet zu rennen. Es kommt immer auf die Umstände an. So durfte ich als Kind beispielsweise nie um einen gedeckten Tisch herumlaufen, was ja auch logisch ist. Denn gerade wenn Kinder fangen spielen und um einen gedeckten Tisch herumlaufen, passiert es schnell, dass man das Gleichgewicht leicht verliert und möglicherweise dann an der Tischdecke zieht und dann hat man das vorprogrammierte Chaos. Wenn dann noch Gläser und Porzellan zu Bruch gehen, schneidet und verletzt man sich schnell.

Außerhalb von gedeckten Tischen durfte ich immer laufen und toben, das war egal. Ich finde das auch richtig so, denn Kinder müssen sich auch ausdrücken lernen. Ich glaube nicht, dass es positiv für die kindliche Psyche ist, wenn es sich von Anfang an kontrollieren muss und nicht ausleben darf.

Bei uns ist es auch nicht üblich ein Kind nicht rennen zu lassen. Wobei ich schon manchmal gebremst wurde, wenn ich mal wieder zu schnell durch die Wohnung gerannt bin, weil es da auch als Kind einen Vorfall bei mir gab, wo ich nicht mehr rechtzeitig bremsen konnte und gegen eine Schrankwand krachte.

Meiner Meinung nach muss man Kinder einfach auch mal toben lassen und wild sein lassen, weil das zur Entwicklung dazu gehört. Streng muss man da nicht wirklich sein, wenn es darum geht, dass das Kind sich bewegen will. In manchen Situationen, wie beispielsweise an der Straße, muss man das Kind ja eh an der Hand halten und so dürfte es durch den Bewegungsdrang zu keinen schlechten Situationen kommen.

Ich ermahne meinen ältesten Sohn auch sehr häufig, dass er nicht zu schnell rennen soll. Es liegt aber nicht daran, dass mich das stört, sondern weil ich Angst um ihn habe. Angst nicht im Sinne einer Helikopter-Mutter, sondern Angst auf Grund seiner Vergangenheit.

Mein Sohn leidet unter einer leichten Muskelschwäche und hat auch noch leichte Gleichgewichtsstörungen. Er lernte mit ungefähr 15 Monaten das Laufen und fiel sehr häufig hin. Er konnte sich nie abfangen und stürzte jedes Mal auf sein Gesicht. Es dauerte fast ein ganzes Jahr, bis er auch etwas schneller gehen konnte, ohne gleich zu fallen. Kantsteine waren noch viel länger ein Problem für ihn.

Wir haben lange mit ihm geübt und auch Physiotherapie gemacht und im Laufe der Jahre wurde es immer besser. Allerdings neigt er noch manchmal dazu, dass er hinfällt, wenn er zu schnell läuft. Jeder Stoplerstein in seinem Weg birgt eine Gefahr für ihn. Und nur aus diesem Grund ermahne ich ihn, nicht so schnell zu laufen.

Meinen jüngsten Sohn lasse ich rennen. Er hat die Probleme, die sein Bruder hat, nicht, so dass ich mir da nicht so die Sorgen mache. Natürlich fällt er auch mal hin, aber das ist normal. Ich kenne aber genügend andere Mütter, die ihren Kindern hinterherrufen, dass sie bitte nicht rennen sollen. Väter dagegen sind da ruhiger.