Sind Streber an den Unis unbeliebter, als in der Schule?

vom 25.12.2015, 11:36 Uhr

In der Schule gab es während meines Abijahrgangs sehr viele Streber und diese waren auch nicht unbeliebt. Jeder wollte einen guten Schnitt schaffen und ärgerte sich daher auch nicht über Schüler, die sehr ehrgeizig und motiviert waren. Es war eher so, dass man diese Schüler um Hilfe fragte und sich an ihnen orientierte.

Nun an der Uni ist das aber ein wenig anders. Ich bemerke immer wieder, dass Studenten unbeliebt sind, wenn sie dauernd in der ersten Reihe sitzen und sich häufig melden. Den Professoren fällt das auf und sie finden es oftmals lächerlich. Auch wenn Präsentationen üppiger ausfallen als vorgeschrieben finden Professoren das nicht toll, sondern einfach nur lästig und ärgerlich.

Sind Streber an den Universitäten oft noch unbeliebter, als früher an der Schule? Woran liegt das? Ist das einfach ein kindisches Verhalten, wenn man dauernd hervorstehen und besser sein möchte?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich habe ehrlich gesagt eher die gegenteilige Erfahrung gemacht, dass "Streber" in der Schule wesentlich häufiger geärgert und ausgegrenzt werden, als dies an Universitäten der Fall ist. Zum Teil habe ich das auch selbst erlebt, da ich immer viel gelernt und dementsprechend einen ziemlich guten Schnitt hatte. In der Schule war diese Tatsache alleine Grund genug für einige meiner Mitschüler, mich zu meiden und zu behaupten, ich hätte keine Hobbies und würde in meiner Freizeit nur am Schreibtisch sitzen. In der Uni hingegen ist mir das nie passiert.

Zum einen ist dies sicherlich durch das Alter erklärbar, denn mit der Reife kommt auch in der Regel irgendwann die Erkenntnis, dass man eine Person nicht allein auf ihre Leistungen oder auf einen bestimmten Charakterzug reduzieren kann. Auch lassen sich jüngere Kinder erfahrungsgemäß schneller zum Mobbing hinreißen als Erwachsene.

Andererseits glaube ich auch, dass man in der Uni ein viel breiteres Spektrum an unterschiedlichen Menschen und Persönlichkeiten antrifft. Das sorgt sicherlich dafür, dass man sich leichter mit Kommilitonen zusammenfindet, die ähnliche Einstellungen und Interessen haben wie man selbst. Außerdem ist man durch den Verzicht auf strenge Klassenstrukturen nicht dazu gezwungen, Teil einer Gruppe zu sein, in der man eventuell keinen richtigen Anschluss findet. Man kann sich leichter aus dem Weg gehen, wenn man sich nicht besonders gut leiden kann, sodass Konflikte wie in der Schule einfacher umgangen werden.

Dass Professoren genervt von eifrigen Studenten sind, habe ich so auch noch nicht wirklich erlebt. Natürlich kommt es vor, dass ein Kandidat in einer Vorlesung immer wieder sehr umständliche Fragen stellt, aber generell freuen sich die Dozenten eher darüber, dass überhaupt jemand Interesse an der Materie zeigt.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Diese Beobachtung konnte ich auch nicht machen, wenn ich ehrlich bin. Ich habe eher den Eindruck, dass man in der Schule die Streber weniger mochte als in der Uni.

In der Oberstufe war das bei uns eher so, dass die Streber eher unbeliebt waren, weil sie nicht zu den reichen Kids aus den Villenvierteln gehört haben. Die reichen Kids haben die anderen immer fertig gemacht, weil sie eben minderwertig waren. Die Streber waren entsprechend unbeliebt, während die reichen Kids sich bei unserer Schule zumindest immer gute Noten erkauft haben ohne großartige Leistung erbringen zu müssen. Da wurden dann schon mal die Lieblingskekse der Lehrerin aus Neuseeland eingeflogen und man hatte glatt eine oder zwei Noten besser, praktisch aus Zauberhand.

In der Uni ist das jedoch anders. Hier ist nicht jeder gegen jeden, sondern bei uns ist es zumindest so, dass man sehr von anderen abhängig ist. Bei uns studiert man nur gemeinsam und kann auch nur gemeinsam voran kommen. Die "Streber" helfen hier auch sehr gerne den Schwächeren, weil du nie weißt, von wem du als nächstes abhängig sein wirst. Denn hier muss man sehr viel im Gelände arbeiten, auf Exkursionen, in Gruppenarbeiten und dergleichen. Wenn du heute gemein zu jemandem bist, mit dem du nächste Woche zusammenarbeiten musst und von dem deine gute Note ein Stück weit abhängig bist, dann schießt du dir selbst ins Bein.

Benutzeravatar

» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Mir kommt es genauso wie den anderen auch eher so vor, als wenn Streber in der Schule unbeliebter wären, als in der Uni. In der Schule wurden Streber bei uns teilweise wirklich gemobbt, wobei es mich auch getroffen hatte. Gerade in der Realschule war das ganz schlimm und man musste richtig Angst haben, eine Eins zu schreiben, weil man genau wusste, dass man die Klasse dann gegen sich haben würde. Auf dem Gymnasium ist es dann besser geworden, wobei es dennoch immer einige gab, die über Streber gelästert haben, auch wenn diese zum Glück dann nicht mehr gemobbt wurden.

In der Uni war es bei mir jedoch komplett anders. Da wurde sich eigentlich immer komplett neutral verhalten. Man kannte die Leute alle ohnehin nicht so wirklich, da die Kurse immer aus verschiedenen Studiengängen und Semesters bestanden und man immer mit anderen Leuten in verschiedenen Kursen saß. Die Leute hat man nach einem Kurs teilweise nie wieder gesehen, so dass niemand wusste, wer nun gut war oder nicht. Die Klausuren wurden ja immer am Ende vom Kurs geschrieben.

Wenn jemand sich oft meldete oder viel Fragen stellte, fand das jeder eher positiv und gut und ich habe nie feststellen können, dass das irgendwie schlecht angekommen wäre. Immerhin studiert man doch normalerweise auch nur dann, wenn einen eine Richtung sehr interessiert und wenn man auch vorhat, zu lernen und sich für den Stoff zu interessieren. Da ist es doch normal, dass man sich anstrengt und Interesse zeigt und nicht Ungewöhnliches.

Benutzeravatar

» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^