Ansprüche an das Essverhalten anderer differenzieren?
Wenn man mit jemandem in ein Restaurant essen geht, dann setzt man sicherlich voraus, dass der andere sich ein klein wenig benimmt, aber ich würde es beispielsweise nicht als schlimm empfinden, wenn er mit dem Löffel isst oder das falsche Messer für eine Speise verwendet.
In der häuslichen Umgebung hätte ich auch kein Problem damit, wenn man den Anspruch noch etwas herunterschraubt. Beispielsweise würde ich es ok finden, wenn jemand zu Hause auch bei Anwesenheit von Gästen Hühnchen mit den Fingern isst. Das ist ja bei Hühnerkeulen auch einfacher.
Allerdings hat es mich, als ich mal mit meinem Cousin Hühnchen gegessen habe, schon gestört, das er wie ein Raubtier in diese Hühnchenkeule gebissen hat und diese gewissermaßen in wenigen Bissen hinuntergeschlungen hat - bis auf die Knochen natürlich. Das sah dann aus wie Löwenfütterung im Zoo.
Ich würde also bei meinen Ansprüchen an das Essverhalten anderer zwischen vornehmem Essen im Lokal und dem Essen daheim unterscheiden, aber auch wenn man zu Hause ist, wäre es mir nicht vollkommen egal, wie jemand Nahrung zu sich nimmt, auch wenn meine Ansprüche da eher gering sind.
Habt ihr unterschiedliche Erwartungen an die Tischmanieren eurer Gesellschaft, je nachdem, wo ihr seid? Oder habt ihr gewisse Grunderwartungen, die immer erfüllt sein sollten?
Ich finde, dass man sich sowohl zu Hause, als auch im Restaurant beim Essen benehmen muss. Nur weil ich zu Hause bin, muss ich ja nicht essen wie ein Tier oder laut schmatzen oder so. Ich mache da keine Unterschiede, wo man sich befindet. Mein Gegenüber sollte schon an einem Tisch essen können. Wobei ich da nie etwas sagen würde, aber ich würde es mir eben denken. Bei meinem Partner wäre das sicherlich auch anders, aber bei anderen Leuten würde ich nichts sagen.
Ich muss sagen, dass ich da keine großen Unterschiede mache, ob ich mit jemandem in einem Restaurant esse oder ob ich die Person zu mir nach Hause eingeladen habe. In beiden Fällen erwarte ich schon ein Mindestmaß an gesittetem Essverhalten. Sicher gibt es Dinge, die nicht so schlimm sind, so würde es mich auch nicht stören, wenn sich jemand beim Besteck nicht so auskennt. Aber gröbere Dinge würden mich auch zu Hause stören.
Ich differenziere deutlich nach Anlass und nach der Person. Wobei ich immer ein gewisses Grundverhalten voraussetze. Fehlt das, dann geht das gar nicht, weil ich es dann ekelig finde. Aber so viel Anstand haben zum Glück die meisten Menschen.
Darüber hinaus kommt es auf die Situation an. Bei geschäftlichen Treffen erwarte ich schon, dass man sich mit den Konventionen vertraut gemacht hat. Privat bin ich deutlich unempfindlicher. Mein Partner sollte es bei Bedarf beherrschen, er kann es im entsprechenden Rahmen aber auch lockerer sehen.
Zitronengras hat geschrieben:Allerdings hat es mich, als ich mal mit meinem Cousin Hühnchen gegessen habe, schon gestört, das er wie ein Raubtier in diese Hühnchenkeule gebissen hat und diese gewissermaßen in wenigen Bissen hinuntergeschlungen hat - bis auf die Knochen natürlich. Das sah dann aus wie Löwenfütterung im Zoo.
Ich habe mal von einer jungen Frau, die zu Hause auf vornehm gemacht hat, das komplette Gegenteil mitbekommen. Es gab Hähnchen-Flügel bei ihren Eltern zu Hause, wobei meine Familie auch eingeladen war und sie als Tochter des Hauses war natürlich auch anwesend.
Anstatt die Flügelchen mit den Händen zu essen, was deutlich einfacher gewesen wäre, hat sie da die ganze Zeit mit Messer und Gabel herumgestochert und kaum Fleisch von den Knochen trennen können. Im Endeffekt war sie dann irgendwann "fertig", wobei noch 90% des Fleisches noch dran waren. Sie wollte den "Knochen" so wegwerfen. Wenn ich so etwas schon sehe, dann könnte ich auch die Krise kriegen.
Ich habe nichts gegen Benehmen am Esstisch, aber man kann es zu beiden Seiten hin übertreiben und irgendwann wirkt es nur noch lächerlich und dämlich wie ich finde. Da schmeißt man hier praktisch unangetastetes Essen weg und anderswo verhungern Menschen! Eine Tatsache, für die ich absolut Null Verständnis habe.
Ich esse zu Hause nicht viel anders, als im Restaurant. Ich achte eigentlich überall auf Manieren, wobei ich aber auch nicht übertreibe. Ich esse schon gerne mit den Händen, wobei ich das bei einigen Speisen auch so gut wie immer mache, egal ob ich nun im Restaurant oder zu Hause bin. Gerade so etwas wie Pizza esse ich immer mit den Händen, wobei das auch bei Burgern, Wraps und einigen anderen Speisen so ist. Da finde ich das auch nicht schlimm, da ich finde, dass man die Speisen durchaus mit den Händen essen kann.
Ansonsten achte ich aber immer darauf, dass ich mich nicht daneben benehme, egal ob ich allein zu Hause bin oder zusammen mit anderen im Restaurant. Wenn die Speisen entsprechend sind, dann nutze ich immer Besteck, wobei ich auch zu Hause am Tisch nicht rülpse oder mir Nudeln mit den Händen in den Mund stopfe. Ich spreche auch nicht mit vollem Mund und schmatze auch nicht. Das ist für mich aber normal und dafür muss ich mich auch nicht irgendwie zusammen reißen.
Ich achte aber schon darauf, mit wem ich denn esse. Wenn ich mit meinem Freund allein am Tisch sitze, dann bin ich schon viel lockerer, als wenn ich beispielsweise mit seiner ganzen Familie am Tisch sitze. Allerdings esse ich nun nie wie ein Tier, auch dann nicht, wenn ich allein bin und von daher muss ich da auch nicht so wirklich je nach Situation und je nach Person unterscheiden.
Meine Ansprüche sind da relativ konstant. Soll heißen, dass mir schon wichtig ist, dass man am Tisch nicht sabbert, nicht schmatzt und nicht alles voll kleckert, weil man so zügellos isst. Auch so etwas wie Aufstoßen und Pupsen am Tisch gehört sich für mich nicht. Ansonsten ist es mir egal, ob jemand das richtige Besteck benutzt oder mit den Händen isst. Das finde ich nicht schlimm. Geschäftliche Essen sind in meiner Branche gar nicht üblich, daher ist dieser Aspekt bei meinem Beitrag bewusst ausgeklammert worden. Dafür gelten wahrscheinlich andere Maßstäbe, die ich aber nicht berücksichtigt habe.
Als Erwachsener und auch als Kind ab einem gewissen Alter, wo man für Tischmanieren aufnahmefähig ist, sollte man schon einen halbwegs vorzeigbaren Standard beim Essverhalten am Tisch zeigen - und zwar unabhängig davon, ob man nun im Restaurant oder am heimischen Esstisch Platz nimmt.
Natürlich muss man in den eigenen vier Wänden nicht den kleinen Finger vom Glas abspreizen, das Besteck fein säuberlich auf dem Teller platzieren, um zu signalisieren, dass man fertig ist, und sich den Mund mit einer Serviette abtupfen, die man mit zwei Fingern hält. Aber es ist auch nicht notwendig, sich wie ein ausgehungerter Höhlenmensch über seinen Teller herzumachen und das Gesicht direkt in die Schüssel zu drücken, wenn man auf zivilisierte Art und Weise mit Messer und Gabel umgehen kann. Die goldene Mitte sollte es irgendwo sein: ein gesittetes Essverhalten, das weder unappetitlich noch übermäßig prätentiös ist.
Natürlich ist auch mein Verhalten am Tisch zuhause nicht gänzlich frei von kleinen Macken, die andere Leute als wenig attraktiv empfinden. Ich gebe zu, dass ich am Frühstückstisch Nutellareste von meinem Brotmesser schlecke oder die Reste meiner Suppe mit einem Stück Brot vom Teller wische. Diese Dinge würde ich in einem Sternerestaurant und am Hotelbuffet sicherlich nicht tun, wenn mir fünfzig andere zusehen.
Insofern habe ich schon abweichende Ansprüche an mich selbst und an meine Begleitung, wenn es ums Essen in der Privatsphäre und in der Öffentlichkeit geht. Aber sehr weit auseinander liegen diese nicht, denn Geschmiere mit Essensresten, Schmatzen und Spucken oder Sprechen mit vollem Mund empfinde ich beispielsweise an beiden Orten als unangebracht.
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