Sich im Gespräch mit Autoritätspersonen minderwertig fühlen?

Ich habe eine ehemalige Kommilitonin von mir auf Instagram abonniert, wobei ich gestern auf einen Beitrag von ihr aufmerksam wurde. Unter ein Foto von sich hatte sie geschrieben, endlich das Gespräch mit dem Dozenten überstanden zu haben, vor dem sie sich eine halbe Ewigkeit gedrückt hatte. Sie hatte dann auch noch dazu geschrieben, dass sie fürchterlich aufgeregt deshalb gewesen war, da sie sich im Gespräch mit Dozenten immer minderwertig und unwissend fühlen würde.

Auch wenn die Dozenten nett wären, hätte sie immer das Gefühl, ihnen unterlegen zu sein und nichts zu wissen. Im Laufe der Semester sei die Angst dabei nur noch schlimmer geworden, da die Ausrede "Erstsemester" dann auch nicht mehr galt.

Ich muss sagen, dass ich mich in dem Moment genau in meine Kommilitonin hineinversetzen konnte. Mir geht es da leider immer ganz genauso, weshalb ich mich immer schrecklich unwohl vor Sprechstunden fühle. In der Schule war es dabei bei Gesprächen mit Lehrern ebenfalls so. Geht es euch auch oft so, dass ihr euch im Gespräch mit Autoritätspersonen oft minderwertig und unwissend fühlt, obwohl es eigentlich keinen Grund dafür gibt? Was kann man dagegen tun?

Das hat doch nichts mit dem Rang oder der Bildung einer Person zu tun. Ich kenne viele Dozenten, die sind so locker drauf, dass man sich mit ihnen auf einer Ebene unterhalten kann, auch wenn man sich nicht duzt. Ich finde das sehr entspannend und das Klima in meiner Uni ist schon fast familiär.

Meine Mutter dagegen ist anders. Sie hat keine abgeschlossene Ausbildung und hat somit nur die normale Schulbildung vorzuweisen. Trotzdem redet sie immer mit den Menschen, als wäre sie etwas besseres und als wären alle anderen Menschen Abschaum. Mit mir redet sie immer besonders so und deswegen hatte ich mich immer minderwertig in ihrer Gegenwart gefühlt. Da ist es kein Wunder, wenn man depressiv wird, wenn man mit so einer Mutter groß werden muss.

Ich finde, dass es in erster Linie auf den Menschen selbst ankommt, auf dessen Wesen und seinem Charakter. Von Menschen, die nur viel erreicht haben wie Chefs von großen Unternehmen, Dozenten oder Professoren habe ich keine Angst und da fühle ich mich auch nicht minderwertig. Außer natürlich sie verhalten sich wie meine Mutter, aber das ist meiner Beobachtung nach eher selten.

Ich finde auch, dass es darauf ankommt, mit wem man sich da genau unterhält. Allgemein ist es nicht so, dass ich mir bei einem Gespräch mit einer Autoritätsperson minderwertig vorkommen würde. Aber es gibt einfach Menschen, die ihre Autorität so richtig ausstrahlen. Dabei kenne ich dieses Gefühl gut und ich komme mir dann auch immer etwas unwissend vor, wenn ich mit solchen Menschen rede.