Haben euch Schicksalsschläge stärker gemacht?

Eine Tante von mir hat nicht gerade das große Los im Leben gezogen und ist dennoch, zumindest äußerlich, eine sehr starke Frau. Sie hat zwei gescheiterte Ehen hinter sich, wobei der eine Mann ein notorischer Fremdgeher war und der andere sie geprügelt hat. Sie hat drei Kinder. Ein Kind ist gestorben und ein Kind hat sich komplett von ihr abgewendet und das dritte Kind ist nicht gerade nett zu ihr.

Sie hat schon viele Freunde durch Krankheit verloren und auch sonst ist sie nicht gerade ein Mensch, der das Glück anzieht. Ihr jetziger Ehemann ist arbeitslos geworden und sie selber kann durch Krankheit nicht mehr arbeiten. Es ist wirklich nicht gerade schön, aber das soll auch gar nicht das Thema sein. Sie brachte mich einfach darauf, dass solche Schicksalsschläge einen auch stark machen können.

Haben euch Schicksalsschläge stärker gemacht oder doch eher heruntergezogen? Wie kommt es, dass man zumindest rein Äußerlich vor den anderen so eine Stärke ausstrahlen kann, obwohl man von Schicksal gebeutelt wurde?

Ich hab auch sehr vieles im Leben durch und stand schon oft an dem Punkt, wo ich dachte, es geht nichts mehr. Was konkret alles war, möchte ich hier nicht sagen, davon weiß nur mein Freund. Neben Psychologen ist er der Einzige, den ich alles unter Tränen gebeichtet habe. Und das Beichten war weder geplant noch war es einfach für mich. Eigentlich wollte ich schon vor dem Neubeginn mit der Vergangenheit abschließen, aber es gibt Tage im Leben, da holt mich meine Vergangenheit einfach ein und da bin ich froh, meinen Freund zu haben.

Härter geworden oder stärker bin ich aber nicht, eher im Gegenteil: Öfters breche ich mal in Tränen aus und weiß manchmal selbst nicht warum, weil es meistens nur so belanglose Sachen sind. Mich haben Schicksalsschläge eher sensibler gemacht. Seit einem Jahr geht`s aber langsam wieder aufwärts. Ohne meinen Freund hätte ich diesen Schritt bestimmt nicht geschafft.

Vor wenigen Tagen ist mein Vater verstorben, was für mich ein großer Schock ist und ich glaube, dass das mein schlimmster Schicksalsschlag ist. Der Tod von meinem Großvater und auch Mobbing in der Schule haben mich auch relativ mitgenommen, wobei ich am Ende durch das Mobbing stärker geworden bin und mich verändert habe, als ich die Klasse gewechselt habe.

Die Todesfälle machen mich überhaupt nicht stärker, ganz im Gegenteil, mittlerweile bin ich wirklich sensibel und zerbrechlich geworden. Im Moment fehlt mir die Freude am Leben, da ich meinen Vater so sehr vermisse. Er ist mit 54 Jahren gestorben, was für mich wahnsinnig schlimm ist. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass er tot ist. Stärker geworden bin ich auf gar keinen Fall.