Sind Primusschulen wirklich pädagogisch sinnvoll

In dem Ort, in dem meine Schwester wohnt, eröffnet demnächst eine Primusschule. Das ist eine Schule, in der die Kinder von der ersten bis zur letzten Klasse gehen können. Sie brauchen also keinen Schulwechsel. Ich weiß wohl nicht, welche Schulform diese Primusschule dann hat und ob man da nur den Hauptschulabschluss oder den Realschulabschluss machen kann. Ich glaube nicht, dass es eine Gesamtschule ist.

Kennt ihr Primusschulen und kann man auf den Schulen auch Abitur machen, also ist es ein Gymnasium von der ersten bis 12. Klasse oder ist es eher ein Realschulkonzept? Was haltet ihr von diesen Primusschulen und wo in Deutschland gibt es solche Schulen noch? Wie pädagogisch sinnvoll sind Primusschulen?

Ich habe eben das erste Mal von solchen Primusschulen gehört und mich ein wenig schlau gemacht. Zumindest bei Primusschulen in Nordrhein-Westfalen geht man nicht unbedingt bis zur letzten Klasse auf diese Primusschule, sondern es ist ein Modellprojekt, wo die Kinder von der ersten bis zur zehnten Klasse auf eine gemeinsame Schule gehen sollen. Sie haben danach also den Abschluss der zehnten Klasse und müssten für das Abitur dann doch noch einmal wechseln.

Es soll bei diesem Modellprojekt getestet werden, ob es sinnvoller ist, die Kinder alle zusammen zu lassen, sodass sie im gewohnten Umfeld bleiben, die gewohnten Lehrer behalten, Freunde nicht auseinander gerissen werden und die Arbeit der Grundschule soll fortgesetzt werden. Die Schüler können so voneinander lernen, können sich individuell in ihrem Tempo entwickeln und erleben früh Vielfalt und Verschiedenheit
als Bereicherung.

Ich habe meine großen Zweifel, ob das so funktioniert. In einer idealen Welt klappt dies vielleicht. Aber ich empfand damals auch die neue Schule als Bereicherung bzw. hätte vielleicht einen Schulwechsel mehr zwischendurch begrüßt. Denn es ist leider so, dass es viel zu wenig ideale Lehrer gibt. Es gibt immer welche, die sich auf bestimmte Schüler eingeschossen haben und sie immer negativ bewerten. Das ging an unserer Schule sogar bis zur Sippenhaft, weil etwa mehrere Brüder einer Familie an der Schule waren und der Lehrer alle auf der Abschussliste hatte.

Und genauso gibt es das natürlich auch anders herum, manchmal sogar ohne Zutun des Schülers. Da wird ein Schüler plötzlich von einem Lehrer bevorzugt und bekommt ungerechtfertigt gute Noten. Ich denke, solche Verhaltensweisen sollten durchbrochen werden und ein Kind nicht unbedingt zehn lange Jahre unter demselben Einfluss stehen bzw. einem Lehrer ausgeliefert sein. Bei uns am Gymnasium lief es damals wirklich darauf hinaus und man konnte sich dem Lehrer auch kaum irgendwie entziehen.

Dazu kommt, dass ich der Meinung bin, dass es einem Kind auch gut tut, wenn es mal Veränderungen kennen lernt und lernt, damit klar zu kommen. Zuviel Behütung tut meiner Meinung nach nicht gut. Damit werden die Kinder nicht auf das reale Leben außerhalb der Schule vorbereitet. Dazu kommt, dass es auch mal gut tun kann, wenn bestehende Klassenverbände aufgebrochen werden, damit die Kinder auch mal die Chance haben, ihre angestammte Rolle in der Klasse los zu werden und sich zu entwickeln.

Denn es ist leider Fakt, dass auch Schüler nicht immer nett zueinander sind und dort viele das erste Mal mit Mobbing in Kontakt kommen - sei es als Täter oder als Opfer. Ich denke, die Ziele, die mit diesem Modellprojekt versucht werden zu erreichen, gehen ein bisschen an der Realität vorbei, wo Gewalt an Schulen Realität ist, die dann per Video von Smartphone zu Smartphone verschickt wird. Die Pädagogen bekommen davon nur selten etwas mit, denn entweder sind die Täter zu schlau oder die Pädagogen verdienen ihre Bezeichnung nicht.