Trotz Besuch nur mit eigenem Kind spielen?

Mein Freund und ich waren letzte Woche bei dessem Bruder zu Besuch. Der Besuch war auch vorher geplant, die Uhrzeit war festgemacht und wir waren auch pünktlich da. Es ist also nicht so, dass wir da irgendwie überraschend reingeschneit sind oder so.

Vor Ort stellte ich aber fest, dass die Gäste bei diesem Unterfangen offensichtlich eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Meine Nichte A (3 Jahre), bei der ich die Inkonsequenz der Eltern so schon kritisiere und dass sie zu sehr betüttelt wird, spielte immer noch die erste Geige, obwohl Gäste da waren.

Ich ging gerade in die Küche, um A und ihrer Mutter hallo zu sagen, als die Mutter beschloss, sich mit A ins Kinderzimmer zurückzuziehen und mit ihr zusammen ein Malbuch auszumalen. Erst als das erledigt war und A zufrieden war, "durfte" sich die Mutter um die Gäste kümmern, was ich schon ziemlich krass finde.

Würdet ihr euch bei erwarteten Gästen nur um euer Kind kümmern und es bespaßen? Oder gehen die Gäste für euch vor? Ich habe mich trotz ausgemachtem Termin ziemlich deplaziert gefühlt, wenn ich ehrlich bin.

Man kann ein 3 jähriges Kind schlecht ignorieren, wenn Gäste da sind, aber ich finde, dass man diese auch bespaßen muss. Meiner Meinung nach sollte man da einen guten Weg für sich finden. In dem Alter kann man sich aber noch nicht absolut eigenständig beschäftigen und wenn einer der beiden Eltern noch für die Gäste da ist, ist das doch eigentlich auch in Ordnung. Wobei man das Kind ja auch im Raum sitzen lassen kann, sodass es einen ansprechen kann.

Wenn das Kind ein Problem hat - Murmel verschluckt, Kopf angeschlagen etc. - dann ist es natürlich klar, dass sich die Eltern um das Kind kümmern. Auch ist es okay, dass das Kind generell anwesend ist, obwohl Besuch erwartet wird. Man könnte ja auch nur zu Kindergartenzeiten Besuch empfangen oder wenn das Kind bei einem Freund ist. Aber dazu ist das Kind hier noch ein wenig zu jung. Außerdem ist es, wie gesagt, nicht notwendig.

Aber das Kind sollte schon lernen, dass man sich auch mal alleine beschäftigen muss und die Eltern nicht 24 Stunden bereit stehen. Eltern brauchen ja auch mal Zeit für sich und Kontakte zu Verwandten und Freunden sollten eben auch nicht total einschlafen.

Um dem Kind das beizubringen, muss man allerdings Besuch einladen und es üben. Natürlich muss das Kind auch mal ohne dass Besuch da ist ruhig sein und sich selbst beschäftigen, aber durch den Besuch kommt eventuell Eifersucht ins Spiel und so ist das schon noch mal was anderes. Außerdem ist die Kleine erst 3. Da fängt das gerade erst an, dass sie auch mal alleine spielen.

Bei deiner Schilderung habe ich aber gar nicht rausgelesen, dass das Kind das Spielen und die Aufmerksamkeit direkt eingefordert hat. Mehr als hätte die Mutter jetzt einfach Lust gehabt, ein Malbuch auszumalen. Aber du bist eben auch gerade erst dazugekommen. Vielleicht hat sich ja vorher etwas ereignet, dass es rechtfertigt, sich mit dem Kind zurückzuziehen.

Wie gesagt, vielleicht war es eifersüchtig und hat umso mehr Aufmerksamkeit gefordert. Ein dreijähriges Kind ist auf jeden Fall zu jung, um es wütend ins Zimmer zu schicken. Vielleicht war der Kompromiss, dass man das Malbuch ausmalt und die Mutter sich danach um die Gäste kümmern kann. Ich fände es aber auch okay, daneben zu sitzen, während die Mutter mitmalt und sich gleichzeitig mit mir unterhält. Also das Kind kann das Malbuch ja im Wohnzimmer bei den Gästen ausmalen.

Apropos Kompromiss: Eltern zu besuchen ist immer irgendwie anstrengend. Auch brave und ruhige Kinder wollen in regelmäßigen Abständen Aufmerksamkeit oder verschütten ihren Saft oder spielen seelenruhig mit der Fotoausrüstung. Man hat Eltern nie ganz für sich, wenn die Kinder anwesend sind. Auch wenn man angekündigt war und auch wenn man sich schon seit langem nicht gesehen hat. So ist es bei einer Freundin von mir, die ich nur alle paar Monate sehe. Blöd, aber die kleinen Racker gehören jetzt nun mal dazu.

@Bienenkönigin: Ja also es war so, dass das Kind sich an meiner Anwesenheit gestört hat und mich weghaben wollte. Da hat die Mutter eben beschlossen, sich zurückzuziehen und mit dem Kind weiter zu spielen. Das hätte ich vielleicht erwähnen sollen.

Außerdem ist es so, dass das Kind sich absolut nicht alleine beschäftigen kann. Immer sind da die Erwachsenen, die es bespaßen und es unterhalten. Sogar die Oma muss mit 60 jede Rutsche und jedes Klettergerüst raufklettern, weil die Kleine das nicht alleine kann und alleine will und das finde ich schon bedenklich, gerade in dem Alter.

Ich finde, dass ein Kind von drei Jahren schon lernen muss, dass es nicht immer die erste Geige spielen kann und dass es auch mal Situationen gibt, in denen die Eltern sich auch mal um etwas anderes oder jemand anderen kümmern müssen. Dazu gehört dann auch die Situation, wenn Gäste da sind. Dann finde ich es zwar auch klar, dass das Kind mit dabei ist, aber dann sollte man es dem Kind auch zeigen, dass es in dem Moment nicht im Mittelpunkt steht.