Immer mehr Leute leiden an mangelnden Selbstvertrauen

Ich habe letztens bei verschieden Situationen gemerkt, dass immer mehr Leute Probleme haben andere Personen etwas zu fragen oder anzusprechen. Ich habe folgende Beispiele: Die Klasse steht vor einem verschlossen Klassenzimmer und ein Lehrer ist im Zimmer nebenan, der die Klasse aufschließen könnte. So nun kommt endlich einer auf die Idee den Lehrer zu fragen, ob er uns den Raum aufschließt, aber keiner will freiwillig fragen gehen. Und das in der 12 Klasse.

Als anderes Beispiel habe ich noch das hier: Ich und zwei Freunde von mir sitzen im Bus und gegenüber einer kleinen Gruppe von drei Leuten, zwei Mädels und ein Junge, sie waren ziehmlich lustig drauf und fuhren ins Kino wie wir es mitbekommen haben, da wir auch ins Kino wollten habe ich gemeint man könnte doch die Leute mal ansprechen und einen Smalltalk halten und vielleicht würde man ja wirklich ein paar interessante Leute kennenlernen. Na aber keiner von den zwei Kumpels hat den "Mut" gehabt die Gruppe anzusprechen, also hab ich es gemacht.

Meint ihr das hat etwas mit mangelnden Selbstvertrauen der Leute zu tun oder warum ist dieses Verhalten so. Kennt ihr auch ähnliche Situationen?

Hallo,

ich denke auf der einen Seite hat es mit mangeldem Selbstvertrauen zu tun, aber auf der anderen Seite kommt es sicherlich auch daher, dass die Leute nicht so recht wissen, wie sie auf die fremde Person zugehen sollen, wie sie ein Gespräch beginnen und wie die Reaktion der anderen Person auf sie ist. Ich denke, dass das bei vielen Leuten eine Hemmschwelle ist.

Ich selbst bin jetzt auch nicht so die Person die immer gleich sofort auf Leute zugeht, ich brauch immer etwas meine Zeit und beobachte erstmal bevor ich etwas sage, aber wenn es darum geht ein Klassenzimmer aufzusperren, dass ich nicht im Gang rumstehen muss, bin ich immer vorne dran.

Ich denke nicht, dass man aus diesen Beispielen auf mangelndes Selbstvertrauen schließen kann. Und überhaupt "immer mehr Leute" ist eine Aussage, die man basierend auf einigen persönlichen Erfahrungen überhaupt nicht treffen kann.

Lehrer sind im allgemeinen nicht besonders beliebt, einfach auf Grund ihrer Position und es ist ja auch klar, dass keiner Lust hat derjenige zu sein, der zum Lehrer rennt. Vor allem wenn es sich um eine recht banale Situation handelt. Genauso finde ich es auch normal, wenn man eine Gruppe von Menschen, die sich gut unterhält, nicht ansprechen möchte. Schließlich haben die auch ohne dich eine gute Zeit und ein Ansprechen könnte als störend empfunden werden.

Wie schon gesagt, das sind beides sehr banale Situationen und es ist nicht wichtig, dass jemand angesprochen wird. Wenn sich jemand in einer wirklich wichtigen Situation nicht trauen würde den Mund aufzumachen, wenn jemand zum Beispiel dringend Hilfe braucht, dann wäre das schon etwas anderes.

Hallo!

Also deine Beispiele haben ja mal übehaupt nichts mit Selbstvertrauen zu tun und einen generelle Trend kann man avon erst recht nicht ablesen. Ich habe eigentlich in den letzten Jahre überhaupt keine Entwicklung entdecken können, die Selbstvertrauen betreffen. Ich denke auch, dass dies überhaupt nicht möglich ist, da Selbstbewusstsein etwas sehr individuelles ist. Wahrscheinlich machst du die Beobachtung, weil in deiner Altersklasse (12. Klasse) einfach viele noch nicht sehr umfassende Erfahrungen mit der Welt sammeln konnten. Außerdem ist dies ein Alter, in dem man anfängt, über sich selbst nachzudenken (Zukunft, Berufswahl, Stand im Leben) und vielleicht korespondiert dies damit, dass einige etwas zurückhaltender sind.

Ja das hat mit mangeldem Selbstvertrauen zu tun, man spricht jemanden anderen nicht an in der Angst vor Ablehnung, hätten diese Menschen Selbstvertrauen würden sie nicht negativ in das "Gespräch" hinein gehen.

Ich selbst hab mir ein Selbsthilfebuch zu dem Thema geholt gehabt, da steht das drin, auch als Übung einfach mal Leute anzusprechen, denn die meisten reagieren garnicht so abweisend wie man immer denkt.

Ein weiteres Problem ist natürlich das es in Deutschland diesen Smalltalk mit fremden Personen einfach nicht so wirklich gibt, in anderen Ländern ist das einfacher.

Ich sehe diese Beobachtungen auch nicht als Beweis für mangelndes Selbstvertrauen erst recht nicht dafür, dass dies auch noch gehäuft vorkommt!

Das Beispiel in der 12. Klasse kann man auch anders sehen, und das weiß ich aus eigener Erfahrung. Zu meiner Schulzeit hat man da einfach gehofft, dass da mal eine Stunde ausfällt und sich deshalb erst recht ruhig verhalten, um gar nicht erst irgendwelche Lehrer anzulocken. Im zweiten Beispiel wäre ich mit Sicherheit auch nicht der Anmerkung nachgekommen sich eventuell mit den anderen zu unterhalten, wenn ich denn mit meiner Truppe zufrieden bin bzw. die andere Gruppe völlig in ihrem Gespräch vertieft ist. Im Gegenteil: da hätte ich eher vermutet, dass die andere Person selbst zu feige ist, die anderen anzusprechen und dann erst recht nicht reagiert.

Das Beispiel mit der 12. Klasse finde ich nun nicht unbedingt bezeichnend dafür, sodass man von mangelndem Selbstvertrauen sprechen kann. Wenn ich zurück denke, dann war der einzige Grund, weshalb nie einer fragen wollte, einfach, dass wir wussten, dass die Chance recht hoch ist, angeschnauzt zu werden und mal wieder einen schlechten Eindruck beim jeweiligen Lehrer zu hinterlassen. Das war also eigentlich eher Angst und für mich ist Angst mit geringem Selbstvergefühl eigentlich nicht vergleichbar.

Das mit dem Ansprechen der Gruppe im Bus ist aber eigentlich auch nicht das, was ich jetzt darunter verstehen würde. Denn eigentlich denke ich, könnte es genauso gut auch einfach Desinteresse gewesen sein. Deine zwei Kumpels wollten die Gruppe nicht ansprechen, weil sie keine Lust dazu hatten. Mir ging es immer sehr ähnlich und ich hatte bisher nie den Eindruck, ich hätte zu wenig Selbstbewusstsein.

Ich denke nicht, dass immer mehr Menschen unter mangelndem Selbstvertrauen beziehungweise Selbstbewusstsein leiden. Diese ganzen Ideen, dass Menschen sich plötzlich irgendwie anders verhalten und immer unsicherer werden, sind doch einfach nicht belegbar. Vielleicht entspricht es deiner persönlichen Wahrnehmung, die meisten Menschen dürften diese Beobachtungen jedoch nicht gemacht haben.

Deine angebrachten Beispiele finde ich nicht besonders treffend. Ich denke dass hier andere Gründe im Vordergrund stehen, warum sich die betreffenden Personen in diesen Situationen so verhalten haben. An mangelhaftem Selbstvertrauen liegt das meiner Meinung nach aber nicht.

Gerade bei Schülern ist es doch so, dass diese sehr ungern von sich aus auf Lehrer zugehen, aus welchen Gründen auch immer. Ich denke, dass das häufigste Motiv hierbei eine irrationale Angst ist. Zudem will niemand der Depp sein, falls er sich bei seiner Frage irgendwie komisch anstellen sollte. Die ganze Klasse bekommt das dann natürlich mit und Schüler bedenken sich ja schon gerne gegenseitig mit dummen Sprüchen.

Im zweiten Fall sieht man noch viel deutlicher, dass Angst das Motiv sein muss. Keiner will das Risiko eingehen, eine Abfuhr von den anderen zu bekommen. Das wäre für das eigene Ego beschämend und vor allem peinlich vor den Kumpels. Als Jugendlicher spielt es doch einfach noch eine viel größere Rolle, was die Peer Group von einem denkt.

Ich glaube das hat weniger etwas mit mangelndem Selbstbewusstsein zu tun, als mit Kontaktfreude oder im Falle des Lehrers auch einfach mit Schüchternheit. Auch wenn das beides natürlich ziemlich nah beieinander stehen kann.

Ich kann das auch ganz gut an mir sehen: Ich habe wohl eher zu viel Selbstvertrauen als zu wenig, wenn beispielsweise etwas diskutiert wird, bin ich grundsätzlich ganz vorne mit dabei, habe immer den klarsten Standpunkt und sage auch ganz offen meine Meinung. Trotzdem bin ich nicht auch nicht der Typ, der komplett fremde Leute im Bus einfach anspricht.

Ich bin nicht der Meinung, dass deine Aussage zutrifft, ich glaube eher, dass die Menschen heute immer mehr Selbstbewusstsein haben, aber das ist nur meine persönliche Erfahrung. Aber um noch einmal auf deine Beispiele zurückzukommen: Es mag ja sicher Leute geben die das machen, aber es nicht unbedingt normal, sich einfach mal so in ein Gespräch anderer Leute einzuhacken, das hat absolut nichts mit Selbstvertrauen zu tun. Und ich denke, dass einfach keiner den Lehrer ansprechen will, da man zumindest während meiner Zeit recht häufig angeschnauzt wurde und auch keinen schlechten Eindruck beim Lehrer hinterlassen wollte.

Ich würde nun nicht sagen, dass immer mehr Leute an mangelndem Selbstvertrauen leiden. Ich denke, dass es da keine besondere Entwicklung in den letzten Jahren gab. Es gibt nun einmal Leute, die schüchtern sind, während es auch genügend Leute gibt, die sehr offen sind und problemlos auf andere zugehen können. Es gibt einfach solche und solche Menschen und das wird wahrscheinlich immer so bleiben, was ja aber auch gut ist. Es ist doch gut, dass nicht jeder Mensch gleich ist.

Ich würde nun aber auch nicht direkt auf mangelndes Selbstvertrauen schließen, wenn ich mir deine Beispiele so ansehe. Wenn es um die Situation mit dem Lehrer geht, dann denke ich mir, dass ich mich schon trauen würde, einen Lehrer anzusprechen, wahrscheinlich aber zu faul wäre. Immerhin gibt es ja noch andere Mitschüler, die das ebenfalls machen könnten. Ich denke, dass die anderen da sicherlich auch so denken würden, so dass letztendlich niemand fragen würde.

Bei der anderen Situation würde ich mich auch trauen, aber ich würde nun auch nicht unbedingt die Notwendigkeit darin sehen, fremde Leute einfach anzusprechen, nur weil sie auch ins Kino gehen würden. Wie dem auch sei, jedenfalls kann man daran nun auch nicht festmachen, dass immer mehr Leute an mangelndem Selbstvertrauen leiden. Das hängt ja noch immer vom jeweiligen Charakter der Person an.