Dinge die man vor seinem 30 Lebensjahr getan haben sollte

Ich habe letztens in einer Zeitschrift einen sehr interessanten Artikel, mit dem Titel "30 Dinge, die jede Frau getan haben sollte, bevor sie 30 ist", gefunden. Als ich es durch las, wurde mir schnell klar das es irgendwie komisch ist. Die Dinge die sie aufzählten kamen nicht ernst gemeint rüber.

Ich zitiere mal ein paar Ratschläge: "Einfach mal keine Unterwäsche unterm Rock tragen", "Eine Frau küssen. Oder mindestens eine andere sexuelle Fantasie wahr werden lassen" oder "Die Haare einfach mal radikal abschneiden oder völlig anders färben".

Diese Ratschläge gelten eigentlich für Frauen, aber ich würde mal gerne von Frauen wie auch Männern hören, was sie denken. Was sollten man vor seinem 30. Geburtstag mal gemacht haben?

Das ist doch totaler Quatsch, die Haare kann ich mir auch mit 40 radikal abschneiden und eine andere Frau kann ich auch jederzeit küssen, falls ich noch nicht vergeben bin, natürlich nur. Und wer sagt, dass ich das mit 30 automatisch bin. Das kann schon davor oder erst danach schon so sein, dass ich einen festen Partner habe und mich an Treue halten muss und will. Die ganzen Beispiele aus der Zeitung sind doch einfach nur schlecht ausgewählt.

Gut, nun bin ich erst 18 und bis zur 30 ist es noch ein Stück hin, aber sagen wir mal so, ich würde auch gar nicht unbedingt die 30 als Grenze sehen, sondern die erste Schwangerschaft. Was sollte eine Frau bis zur ersten Schwangerschaft, bis sie also zum ersten Mal Mutter wird und zum ersten Mal Verantwortung für ein Kind übernehmen muss, getan haben? Da kann 30 die Grenze sein, aber auch schon 25 oder 35.

Bis dahin würde ich persönlich jedenfalls mal nach Ägypten fahren und mich dort geschichtlich bilden. Das geht mit Kindern (vor allem kleinen Kindern) schlecht und auch die Hitze ist für Kinder nicht geeignet, daher würde ich es davor machen.

Auch meine Haare würde ich ganz lang wachsen lassen - mach ich schon. Gut, da ist die erste Schwangerschaft nicht so entscheidend, dann doch eher die 30 Jahre. Vielleicht sogar bis zur 40. Ab da ist es dann nicht mehr so passend allzu lange Haare zu haben, dann müssen die ein ganzes Stück ab, würde ich für mich jetzt so sagen. Nicht unbedingt ein Kurzhaarschnitt, aber mit 35 oder 40 noch Po-lange Haare zu haben, sieht komisch aus.

Bis 30 sollte man natürlich außerdem nochmal ordentlich gefeiert haben. Damit meine ich jetzt nicht, dass man sich bis dahin wenigstens einmal ins Koma gesoffen hat, sondern ganz einfach, dass man nochmal ordentlich lange weg war, nochmal mit Freunden tanzen war und erst frühs wieder gekommen ist oder gleich bei einer Freundin übernachtet hat.

Mir erscheint das ganze ziemlich schwachsinnig. Wieso sollte man krampfhaft irgendwelche ausgedachten "Regeln" einhalten und entsprechend gewisse Dinge vor einem gewissen Alter erledigt haben? Wenn überhaupt, dann setzt man für sich selbst Ziele und entscheidet selbst, zu welchem Alter sie erfüllt sein müssen.

Wobei das teilweise auch nur unnötiger "Stress" ist, weil man die Sache(n) dann eventuell immer weiter rausschiebt und davon genervt ist. Am besten lebt es sich, wenn man einfach nur das nötigste plant, aber sich keine richtigen (nebensächlichen) Ziele im Leben setzt, die man letztendlich doch nicht wirklich einhalten will.

Naja, also solche Sachen sind doch nur Seitenfüller. Wenn man mal nicht weiter weiß und noch zwei, drei Seiten fehlen, macht man halt so ein dumpfsinniges Thema auf. Ernthafte Tipps oder Ratschläge darf man sich da nicht erhoffen. Zudem gehe ich mal davon aus dass es sich um ein Klatschblättchen gehandelt hat, da vermute ich solche Themen eher als bei wirklich hilfreichen Zeitschriften.

Jedes Leben ist anders, jeder hat andere Präferenzen. Es gibts nicht was JEDER bis zu einem bestimmten Zeitpunkt getan haben muss abgesehen von so elementaren Dingen wie atmen oder essen oder ähnliches. Die eigentliche Lebensgestaltung liegt in der Hand eines jeden einzelnen und solche Lückenfüller mit dem Inhalt was man alles getan haben sollte sind doch reiner Schwachsinn. Ich kann mir vorstellen dass einen das noch erheitern kann wenn sie gut formuliert sind, aber ernster als wie einen guten Lacher sollte man sie nicht nehmen.

Was man bis dreißig unbedingt getan haben sollte – oder dann halt bleiben lassen sollte: Man sollte die Sache mit dem austoben hinter sich haben. Nicht das man danach gar nicht mal heftig durchfeiern kann, aber das eigentliche Austoben sollte man geschafft haben. Nicht nur weil man mit zunehmenden Alter immer weniger gut auf den Kater reagiert, sondern auch weil ein Nickerchen zwischendurch auf dem Boden mächtig ins Kreuz fährt und alles andere als erfrischend ist.

Außerdem sollte man nach der großen 3.0 nicht mehr auf jeden Deppen reinfallen – und wenn doch, dann das Standvermögen haben zu sagen „Tja, da hab ich mich wohl vertan ...“ (das gilt im übrigen auch für die Männer! Nur weil man akut von zwei schwer wogenden Argumenten abgelenkt war, hat NICHT die Frau schuld daran, das man sich aber sowas von vergriffen hat). Man sollte aufhören bei New Yorker einkaufen zu gehen und erkennen, das ein gewisses Unterstatement beim Auftreten auch spaßig sein kann. Neonohringe sollte man eigentlich eh NIE tragen, aber mit dreißig kann man sich es mal endgültig abgewöhnen.

Und, superwichtig: Man sollte unbedingt bis dreißig wenigstens einmal es geschafft haben von Zuhause auszuziehen. Wenn einen böses Karma und Weltwirtschaftskrise zwischendurch temporär wieder zu Mama verschlugen ist das okay, aber noch immer im Kinderzimmer wohnen: Nein, das geht nicht. Wirklich nicht. Ganz besonders an die Männer gerichtet: Wenn ihr eine Frau richtig verscheuchen wollt und zwar so, das nie wieder kommt: Sagt ihr „Ich bin 30 und wohne noch bei Mama.“

Was habt ihr denn alle, sind doch tolle Sachen dabei. Ich als Mann kann ja mal aufzählen was ich bisher so angestellt habe. Bin im übrigen erst 25.
- habe es geschafft rechtzeitig von zu Hause auszuziehen
- meine Haare waren schon einmal komplett Blond, und das bei Länge von über 12 cm, bin eigentlich dunkelbraun
- habe mit einer unbekannten im Sand die Nacht verbracht
- habe jemanden aus dem Internet spontan getroffen, habe mich direkt verliebt, erwarte von der Frau jetzt mein zweites Kind
- habe mich zusammen mit meinem Vater selbstständig gemacht und dann nach seinem Tod alles verloren, da uns der Verpächter abschießen wollte.
- Habe dann komplett neu angefangen und binnen 6 Monaten ein Restaurant auf die Beine gestellt, von ich leben kann. An dieser Stelle mal einen Riesen Dank an meinen Geldgeber Rainer , auch wenn seine Zinsen manchmal doch ganz schön drücken.
- habe einen Sohn und eine Tochter gezeugt
- habe meinen Vater beerdigt (oder besser versenkt)
- habe einen Baum gepflanzt, zweiter steht in den Startlöchern
- habe ein Haus gebaut, die Vögel im Garten finden es toll

Ich halte nun auch rein gar nichts von diesen Vorschlägen. Ich finde es zwar durchaus gut, das Leben quasi auszunutzen, solange man jung ist, wobei ich mich da aber auch nie an irgendwelche Regeln aus Zeitschriften halten würde. Ich denke nicht, dass man als Frau etwas verpasst hat, wenn man mit über dreißig Jahren noch nie auf Unterwäsche unter dem Rock verzichtet hat. Das ist doch völlig blödsinnig und so etwas würde ich auch sicherlich niemals machen. Ich denke nicht, dass ich das später einmal bereuen werde.

Ich denke, dass es einfach wichtig ist, nicht nur zu Hause herumzuhängen und jeden Tag das gleiche zu machen. Stattdessen kann man durchaus Neues probieren und verschiedene Frisuren und Kleidungsstile probieren, genauso wie es schön ist, viel herumzureisen. Allerdings ist das Leben mit dreißig Jahren doch noch längst nicht vorbei, so dass es doch auch nicht wichtig ist, bis dahin eine riesige Liste abzuhaken. Vieles kann man doch auch später noch machen.

Wenn ich mir den Vater meines Freundes anschaue, dann genießt dieser sein Leben nun in vollen Zügen, auch wenn er schon in der Rente ist. Er reist aber mehrmals im Jahr um die ganze Welt, erlebt sehr viel und sieht auch viel. Ich denke, dass das gut zeigt, dass das Alter einen nicht unbedingt einschränken muss. Man kann das Leben doch genauso genießen, wenn man über dreißig Jahre alt ist, so dass es für mich nichts gibt, was ich davor nun unbedingt getan haben muss. Wichtig ist mir nur, dass ich eben nicht jeden Tag zu Hause sitze und nicht jeden Tag gleich gestalte.

Ich finde so eine Liste und die gemachten Vorschläge schon einigermaßen schwachsinnig. Ich denke, dass man jederzeit alles machen kann und wenn es Frauen oder Männer gibt, die erst ab 30 das machen, was sie wollen, dann passt das auch. Man sollte sein Leben nur zu genießen wissen.

Ich finde, dass gewisse Dinge erstrebenswert sind, aber man kann sich das ja nicht vorschreiben oder sich einschränken. Beispielsweise finde ich es erstrebenswert, wenn man vor 30 verliebt war. Außerdem finde ich, dass man sich Gedanken machen sollte, wo man im Leben hin möchte.