Wie seht Ihr Henriette Rekers Aussagen zur Silvesternacht?

Ich glaube, dass jeder von Euch mittlerweile weiß, was Frau Reker zu den jeweiligen Vorkommnissen in Köln zur Silvesternacht gesagt hat oder? Dort ging es darum, dass man überlegt, wie Frauen sich von derartigen Taten schützen können und sie meinte dann etwas unbeholfen, dass eine Armlänge Abstand zu Fremden durchaus hilfreich sein könnten.

Einige Benimmregeln sind ebenfalls wohl aus ihrem Umfeld gekommen, was ich schon absolut heftig fand. Genial fand ich jedoch die Reaktion des NRW Innenministers Ralf Jäger, welcher meinte, dass Frau Reker dies sicher in guter Absicht getan hat, aber hier nicht verwechseln sollte, dass sie Opfer sind und nicht Täter oder gar dafür sorgen müssen, dass sie geschützt sind, sondern es normal sein sollte, dass man ihre Persönlichkeitsrechte auch ohne Armlänge & Co schützt.

Ich bin im Übrigen selber der Meinung, dass hier niemand mit einer Armlänge Abstand zu Fremden durch die Welt laufen kann. Alleine Karneval hängen alle Nase lang die Menschen einem am Rockzipfel, sodass man den Abstand gar nicht einhalten könnte.

Ich empfand die Aussage als bekloppt den Opfern gegenüber. Selten habe ich so viel Inkompetenz auf einmal gesehen, aber ich möchte trotzdem nicht, die Überbewertung der Aussage zulassen. Ich vermute mal, dass sie geschockt war, nicht weiter wusste oder so. Anders kann ich mir die Aussage nicht erklären, aber besser macht es das natürlich nicht.

Nun wüsste ich gerne mal, wie Ihr diese Aussage von Frau Reker empfindet und wie Ihr darauf reagiert habt? Könnt ihr den Aufschrei gegen Sie, mit witzigen bis weniger witzigen Bildern im Web usw. nachvollziehen?

Ich glaube auch, dass sie nicht wirklich nachgedacht hat, was sie sagt. Hinterher hat sie ja behauptet, dass sie nie gesagt hätte, dass es tatsächlich geholfen hätte, wenn man diese Tipps in der Silvesternacht umgesetzt hätte. Aber "allgemein" wären diese Ratschläge immer gut zu gebrauchen.

Ich finde das mit der "Armlänge" Abstand schon lächerlich. Als ob man als Frau so einen Schrank von einem Mann mit einer Armlänge davon abhalten könnte, einem zu nahe zu treten. Das ist doch pure Illusion wie ich finde.

Ich finde die Aussagen von Frau Reker ziemlich daneben, es ist natürlich wieder mal schön, dass Opfer-Blaming stattfindet und die Frauen wieder mal daran Schuld sind, nicht wahr? Natürlich sollen die Frauen Abstand von den Männern nehmen, aber wie wäre es, wenn die Männer mal die Frauen in Ruhe lassen? Daran denkt natürlich kein Politiker.

Hat Frau Reker mal Silvester in einer Großstadt verbracht? Bei so einer Menschenmenge ist es nämlich gar nicht möglich eine Armlänge Abstand zu anderen Menschen einzuhalten, nur mal so nebenbei. Aber wahrscheinlich bedeutet das, dass wir Frauen uns jetzt nicht mehr auf die Straße trauen dürfen, sondern wir sollen Silvester und andere Feierlichkeiten schön den Männern überlassen.

Sicherlich war es von Frau Reker ungeschickt, wie sie sich geäußert hat. Aber die Armlänge Abstand ist nur ein Teil der gesamten Aussage, den jetzt jeder zitiert. Tatsächlich hat sie deutlich mehr gesagt und damit nur die Ratschläge wiederholt, die auch Frauenverbände geben. Da gibt es massig Broschüren.

Natürlich sollte jede Frau unbelästigt bleiben und Männer und Frauen sollten gewisse Verhaltensnormen selbstverständlich einhalten. Doch das tut eben nicht jeder. Aufgrund der körperlichen Unterlegenheit sollten Frauen eben durchaus daran denken.

Gewisse Verhaltensweisen verhindern eben unnötigen Ärger. Das habe ich als Teenager auch einfach gelernt. Dazu gehören eben solche Dinge, wie Getränke in der Diskothek nicht ohne Aufsicht stehen zu lassen. Oder wenn man in der Gruppe loszieht, dann bleibt man zusammen. Es ist ungünstig, wenn plötzlich eine allein den Heimweg antreten muss.

Und tatsächlich wirkt ein wenig Abstand zu fremden Männern Wunder. Neigt man in der Diskothek nur den Kopf zum Mann, dann ist grabschen viel weniger wahrscheinlich, als wenn die Körper sich auch berühren. Das wird schnell falsch verstanden.

Dass all solche Tipps wenig bringen, wenn man einem Rudel ausgeflippter Männer gegenüber steht, das ist auch klar. Das hat Frau Reker auch nicht behauptet. Nur sind eben viele Frauen zu sorglos, wenn es harmloser und steuerbarer ist. Das war jetzt nicht geschickt und sicher keine Schuldzuweisung an die Opfer.

Auch sollten Kinder keine Angst haben müssen, wenn sie von Fremden angesprochen werden. Trotzdem besteht eine gewisse Gefahr und man bringt ihnen sicheres Verhalten bei. Dass das nötig ist, das ist für Kinder und Frauen eine unangenehme Situation. Aber so ist sie leider.

Wir fanden das früher nach dem Kino auch nicht witzig gewissen Gruppen zu begegnen. Schon damals haben wir dann durchaus Umwege genommen oder uns mit anderen Gruppen fremder Mädchen oder Paare zusammen geschlossen, um den Weg sicher durch gewisse Gruppen zu bewältigen. Und das ist Jahrzehnte her.

Die Kritik gegen Frau Reker kann man durchaus gut verstehen. Sie hat ja den Frauen dadurch leider keine Hilfe geboten. Die Frauen müssen erst einmal die Taten in Ruhe aufarbeiten und brauchen eine solche dumme Aussage der Frau Reker nicht.

Alle Politiker sollten hier doch mit ihrer Wortwahl sehr vorsichtig umgehen. Oder man will es einfach nur etwas herunter spielen. Das kann man allerdings damit kaum erreichen, denn der mündige Bürger verlangt Antworten dazu. Und genau diese Antworten fehlen noch.

Ich denke, dass die gute Frau sich im Grunde genommen falsch ausgedrückt hat und vermutlich sogar etwas ganz anderes meint. Das richtig Blöde bei der Sache ist eben, dass man sich in einem politischen Amt vorher überlegen sollte, was man sagt und vor allen Dingen wie es ankommt.

Ich gehe auch eigentlich mal schwer davon aus, dass wenn jemand in einer Großstadt wie Köln einen Bürgermeisterposten übernimmt, dann sollte diese Person auch redetechnisch geschult sein. Besonders dann auch noch mit dem Messerangriff als Vorgeschichte.