Beruf erlernen, der regional gefragt ist?

vom 06.01.2016, 09:08 Uhr

Ich hatte vor kurzem eine sehr interessante Unterhaltung mit meinem Schwager. Es ging um die allgemeine berufliche Laufbahn und er nannte seine Frau als Beispiel.

Als die beiden frisch verheiratet waren, wollte seine Frau eine Ausbildung machen, wobei sie sich wohl für eine Ausbildung als Apothekerin entschieden hat, was ja durchaus legitim ist. Ich finde, wenn es einen interessiert, sollte man lernen dürfen was man möchte. Er meinte jedoch, dass sie den Fehler gemacht hätte, diesen Beruf zu erlernen, weil Apotheker in seiner Region überhaupt nicht gefragt sind.

Der Markt ist quasi übersättigt davon und es ist verdammt schwer, da überhaupt beruflich Fuß zu fassen. Er riet ihr eher dazu, dass sie einen Beruf erlernt, der in ihrer Region stark nachgefragt wird und wo man immer Arbeit finden würde, auch wenn der Job einen selbst nicht wirklich interessiert. Sie hat sich aber durchgesetzt, ist nach der Ausbildung tatsächlich nicht übernommen worden und das ist mittlerweile über 10 Jahre her.

Die beiden haben auch schon lange ein Haus gekauft, also wegziehen oder so ist nicht drin. Hinzu kommt, dass die Großstadt, in der die beiden leben, eine Art Metropol-Stellung hat. Im Umkreis von 100km ist eigentlich nur Dorf. Die nächste Großstadt ist etwa 110km entfernt und Pendelei wegen Arbeit kommt natürlich nicht in Frage. Würdet ihr einen Beruf erlernen, der regional gefragt ist, auch wenn er euch nicht wirklich interessiert?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich finde, die Nachfrage nach dem Beruf in der Region, aber auch ein wenig über die entsprechende Region hinaus sollte schon berücksichtigt werden wenn man sich überlegt, diesen zu ergreifen. Letztendlich bringt es einer Person ja nichts, einen Beruf A zu erlernen wenn sie genau weiß, dass sie in dieser Region bleiben möchte, der Beruf A dort aber absolut nicht gefragt ist und praktisch keine Stellen vorhanden sind.

Genau so sinnlos ist es aber meiner Meinung nach, einen Beruf B zu ergreifen, der in der Region, in der man aufgewachsen ist, sehr gefragt ist man aber gleichzeitig weiß, dass man nach der Lehre unbedingt in eine andere Region ziehen möchte, es dort auf dem Arbeitsmarkt aber wesentlich schlechter aussieht.

Man sollte sich deshalb schon genauer überlegen, wo man sich eventuell in fünf oder 10 Jahren sieht und ob man wirklich sein ganzes Leben in dieser einen Region verbringen möchte. Bei der Berufswahl wird es eben heute immer wichtiger auch zu schauen, in welche Richtung sich der Berufszweig in der Zukunft entwickeln könnte.

Wenn beispielsweise heute schon bekannt ist, dass das große Autowerk vor Ort in 10 Jahren geschlossen und nach Osteuropa verlagert wird, sich der nächste Arbeitgeber in diesem Bereich aber 200km weiter entfernt befindet - dann sollte ich mir schon überlegen, ob ich wirklich einen darauf zugeschneiderten Beruf erlernen möchte. Zumindest dann, wenn man nicht flexibel sondern standortgebunden ist.

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» TamiBami » Beiträge: 2166 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Sicherlich sollte man bei der Berufswahl die Möglichkeiten in der Region und natürlich auch der Zukunft beachten. Was nützt der tollste Job, wenn man keinen Arbeitgeber findet. Aber wo sollte das Problem bei dieser Frau liegen?

Schließlich ist sie mit ihrer Ausbildung keine Apothekerin, sie ist pharmazeutisch-technische Assistentin. Und damit kann sie doch zig Jobs ausüben, die ein besseres Gehalt und angenehmere Arbeitszeiten bieten. Da ist die Wohnlage sofort ziemlich unwichtig.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



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