Könntet Ihr Euer eigenes Pferd essen?
Ich habe eben diesen Bericht gelesen, wo eine Schwedin ihr verletztes Pferd nach reiflicher Überlegung hat schlachten lassen und das Fleisch dann selbst gegessen und auch im Bekannten- und Verwandtenkreis verteilt hat. Nachdem sie dies in den sozialen Netzwerken auch verbreitet hatte, hagelte es Kritik, gegen die sie sich gewehrt hat. Wer sei sie denn, dass sie so wählerisch sein könne, nur Fleisch von gesunden Tieren zu essen und das Fleisch von Tieren, die ohnehin getötet werden mussten, zu verweigern?
Ich lasse es nun mal dahinstehen, ob die Schlachtung des Pferdes gerechtfertgt war. Für mich liest sich der Bericht so, als ob es in Ordnung gewesen sei, weil sich das Tier sonst gequält hätte, weil es beim Laufen einfach Schmerzen hatte. Ich kann es auch verstehen, dass ein Pferd geschlachtet wird. Dies ist eine sehr gängige Methode, Reitpferde zu erlösen, weil Einschläfern und das Entsorgen danach einfach zu teuer sind.
Auch das Essen finde ich dann nicht verwerflich, denn wieso sollte gesundes, essbares Fleisch weg geworfen werden? Da bin ich völlig auf der Seite der Schwedin, dass es keinen Grund gibt, dieses Fleisch zu verschmähen, wenn andernorts gesunde Pferde geschlachtet werden, um sie zu essen. Aber ich habe ein anderes Problem damit.
Ich glaube nicht, dass ich mein eigenes Pferd essen könnte. Es war immerhin ein guter Kamerad, so etwas wie ein Haustier, zu dem ich eine emotionale Bindung habe. Für mich ist eben auch ein Pferd mehr als nur ein Sportgerät. Und genauso wenig, wie ich meinen Hund oder mein Meerschweinchen essen könnte, könnte ich mein eigenes Pferd essen. Ich habe ja sogar schon Probleme mit Pferdefleisch überhaupt. Dass es gegessen wird nach der Schlachtung, stellt aber kein Problem für mich dar.
Wie ist es mit Euch? Könntet Ihr Euer eigenes Pferd, auf dem Ihr jahrelang geritten seid, essen? Oder stehen bei Euch dort die Emotionen im Weg?
Ich könnte das auch auf keinen Fall. Ich halte auch Kaninchen und Hühner. Die sind als Nahrungsmittel ja sehr viel verbreiteter als Pferdefleisch und liegen oft auf den Tellern. Aber abgesehen davon, dass ich Vegetarier bin, könnte ich niemals ein Tier essen, das ich lebend kannte. Meine Tiere sterben an Altersschwäche und dann werden sie im Garten vergraben.
Die Kritik an der Frau verstehe ich aber auch in keinster Weise. Wenn sie das kann, soll sie das gerne machen. Ich sehe keinen Unterschied darin, Fleisch einer fremde Kuh im Supermarkt zu kaufen oder das eigene Pferd zu essen. Für das Tier macht es keinen Unterschied, bis auf den, dass das Pferd wahrscheinlich glücklicher dran war als die Kuh.
Also ethisch steht das Verspeisen des eigenen Pferdes auf keinen Fall schlechter da. Immerhin musste es sowieso sterben. Manche essen ja auch tierische Verkehrsunfallopfer, überfahrene Igel und ähnliches.
Ich glaube das hängt einfach mit der Mentalität und Prägung zusammen und auch davon, inwiefern man eine Bindung zu dem jeweiligen Tier zulässt. Wenn ich ein Pferd hätte und das viele Jahre, dann würde es mir nach dessen Tod auch schwer fallen, es zu essen.
Aber ich glaube auch, dass so etwas nur beim ersten Tier große Überwindung kostet, irgendwann hat man da mehr oder weniger "Routine" drin und da denkt man nicht mehr an das Tier selbst. Schließlich ist das Tier ja tot, es ist nur noch eine leere Hülle. Das Wesen des Tieres, seine Seele, ist ja weg. Also ist das ja gar nicht mehr so schlimm finde ich.
Ich kenne auch eine Familie, die zu Hause Kaninchen und Hühner hält, aber keinen Bauernhof in dem Sinne besitzt. Die schlachten ihre Tiere auch ab und zu und haben da kein Problem mit.
Für meine Pferde ist es rein praktisch nicht möglich, dass sie gegessen werden. In ihrem Equidenpass ist die Verwendung als Lebensmittel ausgeschlossen. Das hat zwei Gründe. Auf der einen Seite stehen ihnen so mehr Behandlungsmöglichkeiten zu Verfügung. Denn wenn gewisse Medikamente angewendet werden, ist der Verzehr gesetzlich verboten.
Auf der anderen Seite möchte ich nicht, dass sie Schlachttiere sind, sollte ich sie jemals verkaufen. Es geht dabei nicht um das Schlachten an sich oder den Verzehr. Ich schließe so grausame Transporte quer über den Kontinent aus.
Denn tatsächlich werden meine Pferde geschlachtet, wenn es nötig ist. Allerdings geht das Fleisch in den Zoo. Wenn das Medikamentenproblem nicht bestehen würde und gesichert wäre, dass sie so verantwortungsvoll geschlachtet werden, wie ich es kenne, dann könnte sie meinetwegen auch jemand essen.
Mit dem Tod ist das weg, was mein Tier ausgemacht hat. Als Lebensmittel würden sie eher besser behandelt als in der Tierkörperbeseitigung. In vier Teile zersägen und verbrennen ist auch nicht schöner. Allerdings würde sowieso niemand so alte Pferde essen.
Ich selbst möchte meine Pferde nicht auf dem Teller haben. Wenn man weiß, dass man ein Tier verzehren wird, hat man ein anderes Verhältnis zum Tier. Man behandelt es nicht schlechter, man schätzt es nicht weniger, aber man sieht es nicht als Kumpel an. Gute Freunde möchte ich nicht essen. Jemandem ohne diese Bindung an das Tier kann ich das Fleisch aber gönnen.
Es wäre doch schade um das gute Fleisch. Warum sollte noch ein Tier sterben, das wahrscheinlich ein schlechteres Leben hatte? Deshalb geht eben bei uns das Fleisch ins Raubtierhaus. Von mir aus könnte es auch in der Theke liegen, aber das verhindern die Gesetze und das Alter eben.
Ich habe darüber auch einen Bericht gelesen und ich muss sagen, dass ich Respekt vor dieser Frau habe, die es so entschieden hat. Sie hat ja auch angegeben, dass sie lange darüber nachgedacht hat und sich sicher nicht einfach so zu diesem Schritt entschlossen hat. Ich denke aber, dass ich das nicht könnte, weil beim Essen sicher mein Hals ganz zugeschnürt wäre, weil ich immer an die schönen Stunden mit diesem Pferd denken müsste.
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