Der Bibliothekar im Wandel der Zeit
Wer beim Stichwort Bibliothekar staubige Karteikarten assoziiert, hat das Computerzeitalter verpasst. Heutzutage geht es da eher um Computer und E-Books. Bibliothekare in der heutigen Zeit sind vieles: Dienstleister, Informationsbroker und Multimediaspezialisten, alles in einer Person. Ob sie Neuerscheinungen erwerben, Veranstaltungen organisieren oder die Digitalisierung vorantreiben - Bibliothekar ist heute ein Multimediaberuf. Da es wichtig ist, dass sie vom Leser erfahren, was dieser braucht, müssen sie ein Gespür dafür entwickeln, welche Informationen die Kunden suchen.
Gesucht werden sie beispielsweise in Stadtbüchereien, wissenschaftlichen Bibliotheken oder Firmen, wobei die Arbeit in der Stadtbücherei am ehesten noch den landläufigen Vorstellungen eines Bibliothekars ähnelt, denn dort stehen u.a. Gespräche mit einem breiten Spektrum an Menschen, Autorenlesungen oder auch Besuche von Schulklassen an. Dagegen unterstützen wissenschaftliche Bibliotheken in erster Linie Forscher und Studenten und teils arbeiten Bibliothekare dort inmitten einer auf ein bestimmtes Thema konzentrierten Informationsflut von der sie explizit möglicherweise gar nicht viel verstehen und so die Dateien und Medien ohne Fachwissen anhand formaler Kriterien durchsuchen müssen.
Auch zum Beispiel Rundfunksender, Firmen, Forschungseinrichtungen, Pressestellen oder nicht zuletzt Kanzleien kommen als Arbeitgeber in Betracht. Egal, ob es etwa um die Importregeln eines Landes, eine seltene Insektenart oder um Promis geht: Rechercheabteilungen beschaffen die gewünschten Informationen, wodurch Institute und Firmen teure Abonnements für Fachzeitschriften sowie Arbeitszeit sparen.
Zum Einstieg in den Beruf führt in der Regel ein Studium, wobei Fachhochschulen die bevorzugte Wahl für alle sind, die es möglichst frühzeitig in die Berufspraxis zieht. Wer forschen möchte, ist mit der Ausbildung an einer Universität sicher bestens beraten. Vorfreude auf ausgiebige Lesestunden sollte indes keiner ernstlich hegen. Anstelle dessen weist der Plan Vorlesungen über Verwaltung, BWL und Informationstechnologie aus. Üblicherweise enden die Studiengänge heute mit einem Bachelor oder natürlich auch einem Master. Vor dem Studium ein Praktikum zu absolvieren ist eher nicht üblich. Während der Ausbildung sind sie dagegen ein Muss. Angaben des Verbandes der Bibliothekare besagen, dass die Zahl der Bewerber die Zahl der freien Plätze übersteigt.
Annähernd jeder 2. Absolvent geht an eine öffentliche Bibliothek, die anderen zumeist an wissenschaftliche Einrichtungen. Schülern mit Mittlerer Reife steht die Ausbildung zu Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste zur Verfügung. Die Aufstiegschancen sind hierbei allerdings begrenzt, dessen sollte man sich klar sein. Für den Berufseinstieg empfehlen sich momentan vor allem wissenschaftliche Bibliotheken.
Wie man sieht hat dieses Berufsbild nicht mehr viel mit unserem Bild davon zu tun. Mag aber auch sein dass ich als "Mitte 70er - Jahrgang" etwas Anderes im Kopf habe als jüngere Semester?
Also die Bibliothekare an der Uni-Bibliothek in meiner Stadt haben garantiert nicht studiert. Das sieht eher ein wenig aus wie eine Mischung aus Ein-Euro-Jobber und Bürokauffrauen. Da ist auch nichts mit Multimediaberuf; klar, die sitzen vorm PC, aber auch nur um zu gucken, wo die Bücher stehen. Die bestellen neue Bücher, sortieren alte aus, helfen, wenn man ein Regal nicht findet und kümmern sich um die Ausleihe. All die fantastischen anderen Dinge, die Du da genannt hast, kommen da nicht vor.
Ich habe die gleiche Erfahrung wie Zitronengras gemacht. In den Universitätsbibliotheken meiner alten Uni machten die Damen auch einfach den Eindruck von Sekretärinnen oder Aushilfskräften. Sie sortierten verstaubte Bücher und im Computer benutzten sie nur das eine Programm, mit dem man die Ausweise der Studenten einscannt und Bücher sucht. Zumindest der Leiter der Bibliothek ist aber wohl ausgebildeter Bibliothekar.
Ich kann mir auch gar nicht vorstellen, dass ausgebildete Bibliothekare in den Branchen, die du genannt hast, unter kommen. Wozu sollte eine Kanzlei oder eine Firma einen Bibliothekar brauchen? Die brauchen doch nur Leute mit Fachwissen. Die Bücher einordnen und wieder raus suchen, kann doch wohl jeder. Und für Hilfsarbeiten haben sie Studenten, Praktikanten und Sekretärinnen. Ein Bibliothekar hat da bestimmt nicht genug zu tun.
Also für mich ist der Beruf des Bibliothekar ein wenig seltsam. Ich sehe ja vielleicht noch ein, dass es sinnvoll ist, auf einen hohen Schulabschluss aufzubauen. Lesen sollte nun wirklich kein Problem sein. Aber was man dafür jahrelang studieren muss, verstehe ich wirklich nicht. Denn das Aufgabengebiet ist doch wirklich sehr beschränkt. Ich stelle mir den Beruf auch sehr langweilig vor. Aber vielleicht habe ich da auch ein falsches Bild.
Eins vorweg: Ich bin Bibliothekarin, und ich bin es gewohnt, dass man mich für eine unqualifizierte Hilfskraft oder grenzdebile Ein-Euro-Jobberin hält, die vor allem an der Lesesaaltheke vor sich hin starrt und kaum lesen und schreiben kann. Und wenn man mich nach meinem Beruf fragt, ernte ich meistens verständnislose Blicke, oder das berühmte "Klingt ja furchtbar langweilig!" Aber man muss sich eben damit abfinden, dass die Leute mit Ignoranz und Verachtung reagieren, wenn sie von etwas keine Ahnung haben.
Natürlich gibt es im Bibliothekswesen sehr viele Aufgabenbereiche, für die man nicht zwangsläufig ein abgeschlossenes Studium braucht. Die Benutzer, wie wir den Feind liebevoll nennen, kommen auch meistens nur mit Hilfskräften in Kontakt, die den undankbaren Job haben, darauf zu achten, dass niemand seine Kaffeetasse über die Bücher schüttet, Kinderpornos herunterlädt oder seinen Hund in die Theologie-Abteilung kacken lässt.
Aber natürlich gibt es auch ausgebildete Fachkräfte mit FH- oder Hochschulstudium, die an Hochschulen, aber auch in Museen, Kanzleien oder Behörden dafür sorgen, dass die richtigen Informationen zeitnah an die richtige Person kommen. Dabei spielen Bücher nach wie vor eine Rolle, aber auch e-Books, Aufsatzdatenbanken und elektronische Zeitschriften werden von den Mitarbeitern bereit gestellt, gepflegt und auf dem neuesten Stand gehalten. Gerade im Medienbereich gibt es ja laufend Neuerungen, mit denen es Schritt zu halten gilt, wenn wir uns nicht selber abschaffen wollen.
Natürlich handelt es sich beim Bibliotheksberuf in der Regel um einen ruhigen Bürojob, aber jeder, der schon mal händeringend nach bestimmten Informationen für seine wissenschaftliche Arbeit gesucht hat, weiß die Arbeit der Bibliothekarinnen und Bibliothekare zu schätzen. Wenn man vom Wissenschaftsbetrieb an sich keine Ahnung hat, weiß man aber natürlich auch nicht, was eigentlich ein Bibliothekar ist und wozu dieser Beruf nützlich ist. Ich kenne umgekehrt auch etliche Jobs, bei denen ich mich frage, ob man die ganze Branche nicht einfach abschaffen kann.
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