Woher kommen die vielen Vorurteile gegen christliches Leben?

vom 20.12.2015, 17:20 Uhr

Dieser Ansicht bin ich auch. Auch verstehe ich nicht wie du, Zitronengras, dich an der jeweiligen Kirchenzugehörigkeit aufhängst. Nur katholische Christen sollen regelmäßig in die Beichte gehen? Ich habe noch nie so einen Blödsinn gehört. Mag sein, dass man es nur in der katholischen Kirche "Beichte" nennt, aber alle anderen christlichen Kirchen haben das doch auch.

Wie ich schon erläutert habe, ist es eben doch nur durch den Glauben getan, weil der Glaube einen Menschen auch rückkoppelnd beeinflusst. Glaube verändert einen Menschen, sodass er dann in seinem Verhalten geleitet wird, er mutiert dann aber nicht zu einem Gute-Taten-Roboter. Es ist nicht alles, was von außen wie eine gute Tat aussieht, tatsächlich eine solche und es ist auch nicht alles, was von außen nach „na das ist aber kein perfekter Christ“ ausieht, tatsächlich sündhaft. Glaube heißt nicht, auch wenn das gerne so falsch verstanden wird, dass man wie mit einem Muttiheft gute Taten sammelt und sich dadurch einen Platz im Paradies erwirtschaftet.

Nein, die anderen christlichen Kirchen haben keine Beichte. Ich finde es sehr frech von dir, mit Formulierungen wie „noch nie so einen Blödsinn gehört“ zu arbeiten. Wenn du mir so kommst, dann macht es eigentlich keinen Sinn, mit dir zu diskutieren; beleidigen lassen muss ich mich auch nicht. Ich würde auch nie anderen, von deren Thema ich keine Ahnung habe, unterstellen, dass sie Blödsinn von sich geben. Das macht man einfach nicht.

Nein, andere Christen haben die Beichte so nicht. Das ist ein katholisches Sakrament; Katholiken gehen zur Beichte, zumindest manche. Weil im katholischen Glauben die Annahme dahinter steht, dass man eine Art Vermittlungsfunktion zwischen dem Menschen und Gott haben möchte. Daher beichtet man dem Pfarrer und der spricht stellvertretend für Gott die Vergebung aus. Das glaubt man aber in der evangelischen Kirche nicht, da geht man eben nicht zur Beichte und man hat auch kein Sakrament, bei dem die Christen dem Pfarrer ihrer Sünden erzählen, was nur einen anderen Namen als „Beichte“ hätte. Wer da der Meinung ist, er hätte etwas Falsches getan, würde das im Gebet direkt ansprechen und um Vergebung bitten, ohne vermittelnde Funktion eines Pfarrers.

In Matthäus 7,21 steht ja schon geschrieben "Es werden nicht alle, die zu mir sagen: HERR, HERR! ins Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel". Diese Glaubenschristen forschen daher in der Bibel um diesen Willen zu erkennen. Frag mich nicht wie das funktionieren soll, ich selbst bin nicht gläubig. Aber sie haben den Willen danach, den ich bei dir persönlich nicht erkennen kann.

Ich habe weiter oben schon lang und breit erklärt, warum es eben doch reicht, einfach nur zu glauben. Du stellst das so hin, als würden alle, die nicht total fromm leben, nicht richtig glauben. Es geht beim Glauben nicht darum, ein perfektes Leben zu führen, es geht auch nicht darum, gute Taten im Muttiheft zu sammeln und genauso geht es nicht darum, jede Form von Unordnung oder Faulheit zu vermeiden. Unordnung und Faulheit sind keine Sünden. Und ich finde es sehr krass, wenn dann jemand behauptet, dass richtige Christen doch nicht unordentlich sein dürfen. Wer so denkt, der hat einfach den Glauben nicht verstanden.

Das Bibelzitat, was du hier beschreibst, damit ist gemeint, dass das Praktizieren von religiösen Handlungen alleine keine Seligkeit mit sich bringt, sondern eben der Glaube und das Leben nach dem Willen Gottes. Was nun aber der Wille ist, den Gott für ein einzelnes Leben hat, kann individuell unterschiedlich sein. Das sagt einem das eigene Gewissen, was von Gott geleitet wird. Das, was für einen richtig ist, muss daher nicht für den anderen richtig sein. Gute Werke alleine bringen keine Seligkeit. Es geht auch nicht darum, die zehn Gebote eisern zu befolgen, was bei manchen auch schwierig werden würde. Es geht darum, zu erkennen, dass eigentlich niemand perfekt ist. Und diejenigen, die so tun als wären sie perfekt, wirken meistens auch nicht sonderlich lebhaft. Der Mensch erfährt durch Jesus die Vergebung der Schuld, denn dafür ist er ja gestorben und dass man das wiederum anerkennt, hat etwas mit dem Glauben zu tun.

Das ist der Unterschied zwischen dem Alten Testament, das eher durch die Idee geprägt war, ganz starre Regeln aufzustellen, durch deren Einhaltung man sich Heil erarbeiten kann und dem neuen Testament, dass von der Idee geprägt ist, dass ein Mensch eigentlich nie gut genug sein kann und dass daher Jesus diese Gesamtschuld der Menschen auf sich genommen hat und für diese gestorben ist, was man im Glauben annimmt, dann aber auch selbst durch den Glauben verändert wird und dazu in die Lage versetzt wird, sich von seinem Gewissen leiten zu lassen.

Ich habe vor einigen Tagen wegen einem anderen Beitrag über eine Frau, die noch unbedingt vor der Geburt ihres Kindes heiraten will, kurz nach unehelichen Kindern gegoogelt. Dabei bin ich auf diesen Thread aus einem christlichen Forum gestoßen. Und da soll mir noch mal einer sagen, die Christen wie aus unseren Vorurteilen gäbe es nicht.

Wenn man lange genug sucht, dann findet man immer irgendwelche Extrembeispiele. Das Forum, was du verlinkt hast, hat tatsächlich eine krasse Inhalte. Allerdings - wenn man lange genug sucht - man findet zu jedem beliebigen Thema irgendwo im Internet Foren, wo sich Extreme trollen. Ja, die meinen das wahrscheinlich ernst, zumindest einige. Die bringen da ein paar Zitate aus dem alten Testament und leiten daraus ab, dass Nicht-Christen oder uneheliche Kinder irgendwie schlecht und böse seien. Da stimme ich dir zu. Dazu fallen mir auch Bibelzitate ein, nämlich 1. Joh. 4:
„Gott ist die Liebe“

und 8. Joh. 7:
Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein
.
Und das, was man da in dem Forum lesen kann, klingt das nach Liebe und Nachsicht? Nicht wirklich oder? Es steht nicht in der Bibel, dass standesamtliche Hochzeiten sinnlos sind, dass unverheiratete Eltern Rabeneltern seien usw. Natürlich gibt es aber Menschen, die das denken und die das sicherlich in die Bibeltexte hineininterpretieren. Aber wer so denkt, verharrt gedanklich noch bei der Stufe „Es gibt gut und böse und alle, die nicht so fromm leben wie ich mir das vorstelle sind böse“. Das deckt sich nicht mit meinem lutherischen Bild des Glaubens und des in Liebe Geleitetseins. Und letztlich gibt es sicherlich auch Menschen, die einen religiösen Wahn haben und die fallen dann, wie in dem Forum, besonders auf. Das ist dann aber kein Glaubensphänomen, sondern eher eine Störung.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

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Wenn ich ehrlich bin, dann habe ich Vorurteile gegenüber Glaubensreligionen aller Art. Das bedeutet jedoch nicht, dass ich die einzelnen Menschen dort vorverurteilen möchte. Doch im Ernst, wer einem alten sowie neuem Testament nacheifert und glaubt, was dort stand, so lebt und wirklich alles verteufelt, was heute existiert, der hat für mich den Sockenschuss des Lebens. Einfach aus dem Grund, weil die Hardcore-Gläubigen wirklich keine Meinungen zu lassen, kaum etwas andersartiges akzeptieren usw. Alles im Hinblick auf Gott. Gott hat gesagt, Gott wäre sauer, Gott würde das bestrafen etc.

Eigentlich bin ich sehr offenherzig und akzeptiere jeden. Egal, welchen Glauben der jenige besitzt. Sei es der Katholik, der Christ, der Scientologe usw. Ich lasse jeden in erster Linie seinen Glauben, solange dieser nicht die Grenzen der "Normalität" überschreitet, die Toleranz der Menschen brechen soll und schon fanatisch sowie krankhaft wirkt.

Das ist zum Beispiel bei Katholiken, die wirklich jedem Wort der Bibel glauben schenken und den Papst vergöttern so. Jedes mal muss man sich da anhören, AIDS ist vom Teufel gesandt worden, Homosexuelle würden Gott beschmutzen usw. Das geht mir sowas von auf den Keks, dass die Menschen den Blick für die Realität verloren haben und wirklich glauben, dass das alte Testament ihr Lebenswerk ist.

Gehe ich davon aus, dass die Testamente heute verfasst worden wäre, dann möge es möglicherweise viel toleranter sein. Die damalige Zeit ließ es nicht zu und ist mit heute nicht zu vergleichen. Das mag jedoch niemand dort zu kapieren oder man möchte es nicht! Während dann ein Papst vor Kondomen und der Pille warnt und in Afrika weitere Kinder mit HIV angesteckt werden, Kinder in Hungernot geboren werden usw. So viel zum Thema Gott und das was man so dahinter sieht.

Das ist es, was mich ankotzt! Anders sieht es aber doch eigentlich bei den Christen aus. So hardcore Christen kenne ich gar nicht. Mir ist auch wirklich nie aufgefallen, dass dort wer ein Vorurteil gegen hat. Eher gegen Katholiken, das sehe ich ständig, aber Christen? Nie gesehen! Außer von wirklich fanatischen Muslimen, was es eben auch gibt, aber ansonsten sehe ich das hier zu lande nicht.

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