Offener und latenter Konflikt - Seichtes lesen erwünschter?
Aufschlüsselungen zu Geschichten, Romanen und Kurzgeschichten gibt es viele und alle haben gemeinsam, dass sie anhand von Akten und einzelnen Konflikten, Erklärungen und Beschreibungen vorgestellt werden. Unter anderem wird fast immer vorgegeben, dass es im ersten Drittel, meist und am besten schon im ersten Akt, einen offenen und einen latenten Konflikt geben sollte. An dem Konstrukt selber, dieses zu erschaffen und wachsen zu lassen, habe ich kein Problem, mir erschließt sich der eigentliche Sinn nur nicht.
Fühlt ihr euch im Lesevergnügen beraubt oder einfach gelangweilt, wenn es keinen offenen Konflikt gibt? Mir ist das gerade ein Dorn im Auge, da es meiner Meinung nach einfach nicht in jede Geschichte und teilweise auch nicht zu jedem Schreibstil passt. Braucht man dieses subtile lesen und möchte gar nicht selber nachdenken, mit fiebern und erforschen wie die Geschichte weitergeht? Offene Spannung kann sich doch auch erst später aufbauen oder durch kleine Hinweise, Gesten oder Erzählweisen ausdrücken. Empfindet ihr es falsch wenn es am Anfang eines Buches keinen offenen Konflikt gibt?
Wenn ich zur Unterhaltung lese, ist es für mich wichtig, dass die Figuren eine erkennbare Motivation haben, überhaupt irgend etwas zu tun. Das kann ein "Konflikt" im engeren Sinne sein, aber dieser Begriff ist in meinen Augen sowieso zu vielschichtig und unterschiedlich interpretierbar. Aber wenn es keinen Konflikt, keinen Mangel, kein Defizit oder keinen Antrieb gibt, kann ja keine Handlung zu Stande kommen. Und ich lese schon ganz gerne Bücher mit irgendeiner Form von Handlung.
Dabei muss es sich auch nicht um äußere Handlung handeln. Wirklich gute Bücher ziehen den Leser auch dann in ihren Bann, wenn die Hauptfigur 200 Seiten lang auf einer Parkbank sitzt und über das Leben nachdenkt. Aber selbst in diesem Fall finde ich, dass irgendeine Form von Konflikt vorhanden sein sollte. Und selbst wenn die Figuren im Buch eigentlich ganz zufrieden und harmonisch wirken, ist es dennoch die Aufgabe des Verfassers, die unterschiedlichen Schichten aufzudecken und dem Leser zu zeigen, dass es doch immer irgendwo hakt.
Es kann sogar zum "Konflikt" zwischen den Buchfiguren und dem Leser kommen, weil diese Werte und Vorstellungen verfolgen, die absichtlich darauf angelegt sind, beim Lesepublikum Unbehagen zu erzeugen und sie dazu zu bringen, ihre eigenen Ansichten zu hinterfragen.
Wenn nichts von alledem in einem Buch stattfindet, würde ich mir nicht die Mühe machen, es zu lesen. Deswegen bin ich auch von klassischen Urlaubslektüre-Romanen meist schnell gelangweilt, da der Hauptkonflikt meistens darin besteht, dass "Er" nach Tunesien fliegen will, während "Sie" Schottland bevorzugt.
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