Aus dem Wachkoma wieder ins normale Leben - geht das?

vom 02.01.2014, 09:18 Uhr

Ich war gestern im Krankenhaus um eine Bekannte zu besuchen und im Zimmer neben ihr war die Türe offen. Dort war ein Mädchen, welches im Wachkoma liegt. Für mich sag dieses Mädchen aus, als ob es eine starke geistige Behinderung hat. Wieso sagt man da eigentlich "Wachkoma"? Sicher ist der Patient wach. Er hat ja die Augen auf. Allerdings habe ich dabei eher den Eindruck, dass durch eine starke Hirnverletzung und eine dadurch entstandene geistige Behinderung eben die Funktionen alle fehlen.

Kann man eigentlich aus dem Wachkoma wieder ins normale Leben kommen? Gibt es Leute, die nach einem Wachkoma wieder völlig gesund wurden oder ist dieses Wachkoma wirklich eher Folge einer durch einen Unfall oder Krankheit entstandene geistige Behinderung?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Das Wachkoma heißt so weil der Patient Schlaf- und Wachphasen hat. In den Wachphasen öffnet er die Augen, nimmt aber meist nichts wahr. Das Wachkoma ist, wie jedes Koma, die Folge schwerer Großhirnschädigungen wobei Patienten auch aus diesem Koma wieder "erwachen" können, also Reize aus ihrer Umgebung wahrnehmen und, wenn oft auch nur über Hilfsmittel, kommunizieren können. Meist folgt das Wachkoma auf schwere akute Episoden, das können Schädelverletzungen sein, Sauerstoffmangel, Unterzuckerung, Vireninfektionen und ähnliches. Neben der Großhirnrinde können auch das Mittelhirn und der Hirnstamm betroffen sein weswegen die Auswirkungen beim Wachkoma sehr verschieden sein können und von völliger Losgelöstheit von der Außenwelt bis hin zu Wahrnehmungen und Kommunikation über Hilfsmittel reichen können.

Problematisch ist dass früher andere Erkrankungen zum Wachkoma gezählt wurden weil man noch nicht die Möglichkeit hatte die Gehirnfunktion exakt zu messen. Heute gibt es da verschiedene Möglichkeiten wie das MRT oder auch das funktionelle MRT mit dem man feststellen kann welche Hirnbereiche zerstört und in welchen Hirnregionen noch Funktionen vorhanden sind. So kann man feststellen ob ein Patient Schmerzen empfindet und ihn entsprechend medikamentieren, auch wenn er nach außen keine Schmerzzeichen zeigt.

Die Therapie teilt sich in mehrer Phasen auf, die Endphase ist eine aktivierende Therapie die eine umfassende Pflege und Körperarbeit umfasst um Nervenverbindungen zu erhalten und vielleicht neue zu knüpfen. Bei einigen Patienten schafft das Gehirn es, wieder Verbindungen herzustellen so dass ein Erwachen möglich sein kann, wichtig ist die schnelle Reaktivierungstherapie. Auch wird fieberhaft an der Möglichkeit gearbeitet neue Kommunikationsmöglichkeiten zu erschaffen. Dr. Birbaumer von der Uni Tübingen arbeitet an einem System mit dem Patienten durch Gedanken einen Computer bedienen können und so mit "Ja" oder "Nein" auf Fragen antworten können wenn die Gehirnleistung die Verarbeitung der Fragen zulässt.

Diese Teste, ob Fragen und Aussagen verarbeitet werden können bieten auch die Möglichkeit einer Prognose ob der Patient wieder aufwacht. Den Patienten werden Sätze vorgelesen. Obwohl sie nicht bei Bewusstsein sind reagieren sie bei Sätzen ohne Sinn anders als bei Sätzen die einen Sinn ergeben, ähnlich wie Säuglinge echte Sprache von Kauderwelsch unterscheiden können. 80 % der Patienten die auf die Nonsenzsätze reagierten wachten in den nächsten drei bis fünf Jahren aus dem Koma auf.

Von zehn Patienten im Wachkoma wachen neun wieder auf. Sie sind dann in der Lage sich zu äußern, wenn auch oft nur über Hilfsmittel, und es kann sein dass sie teilweise wieder Kontrolle über ihre Gliedmaßen bekommen. Die meisten erwachten Wachkomapatienten führen ein Leben in ihrer Familie mit entsprechender Zusatzhilfe oder in Intensivheimen oder in Pflegeheimen mit Ganztagspflege. Eine vollkommene Wiederherstellung ist meist durch die schweren Hirnschäden nicht gegeben.

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» Karteileiche » Beiträge: 259 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge


So richtig kann ich zu dem Thema nichts sagen. Ich musste mich bisher, zum Glück, nie damit auseinandersetzen. Aber ich habe vor einiger Zeit ein Buch von einer Dame gelesen, die während einer Schwangerschaft ein Aneurysma im Gehirn hatte. Sie fiel dann auch ins Wachkoma und wachte erst nach vielen Jahren wieder auf. Aber sie wachte wieder auf. So wie ich das noch in Erinnerung habe, geht es ihr auch wieder vollständig gut.

» Liana » Beiträge: 816 » Talkpoints: 12,72 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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