Nach der Geburt kein Leben mehr haben - normale Ansicht?

vom 27.12.2015, 17:47 Uhr

Wir waren gestern bei meinem Bruder, der vor ungefähr 7 Wochen Vater geworden ist und das zum ersten Mal. Seine Entscheidung für das Kind war eher spontaner Natur, weil wir davon geredet haben ein Kind haben zu wollen und dann hat er schnell eines gemacht, weil er dieses auch vor mir bekommen wollte. Deshalb haben sich die beiden nicht unbedingt intensiv mit dem Thema Kind auseinandergesetzt, was gestern wirklich aufgefallen ist. Wobei sie sich aber auch nicht schlecht anstellen.

Mein Bruder meinte dann so, dass man nach der Geburt nichts mehr schaffen würde und belächelte meinen Mann, der dann noch Prüfungen in der Zeit schreiben muss. Dabei ist er da nicht lange weg und letztendlich ist der Kleine ja nicht immer alleine, sondern bei mir. Er meinte dann, dass man nicht mal gut einkaufen kann oder Medikamente oder andere Dinge besorgen könnte.

Ich fand das ein bisschen lächerlich. Klar, man hat mehr zu tun, aber so ein Kind schläft ja auch viel und deswegen muss man ja nicht immer zu Hause sein, sondern kann es auch mal tragen oder durch die Gegend fahren und so Erledigungen machen. Es klang sehr danach, dass er glaubt nun kein Leben mehr zu haben und das alles vorbei wäre, auch mit dem Beziehungsleben.

Natürlich leidet das auch darunter, dass das Kind eben Aufmerksamkeit braucht, aber das weiß man ja vorher und in einer gefestigten Beziehung sollte das kein Problem sein. Findet ihr die Ansicht normal oder könnt ihr das auch nicht verstehen?

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Sein Kind ist ja gerade einmal sieben Wochen alt. Da ist es noch etwas anstrengend, sich an die neue Situation zu gewöhnen. Gib ihm noch ein paar Wochen und er sieht das bestimmt etwas lockerer.

Du hast schon Recht, dass man das Kind öfter auch mal mitnehmen kann. Allerdings ist es aufwändiger, weil man sich nach Zeiten richten muss, Windeln und eventuell Fläschchen dabei haben muss. Ein Einkauf ist anstrengender, weil das Kind am Anfang noch getragen werden muss zusätzlich zum Einkauf.

Oder es weint im Supermarkt. Spontan mal eben in den Supermarkt oder zum Bäcker oder Briefkasten, wenn keiner sonst da ist, um mal kurz aufzupassen? Nein, da muss das Kind ebenfalls angezogen werden, mit dem Tragetuch oder der Babyschale im Auto mitgeschleift werden.

Wenn das Baby dann etwas gewachsen ist und krabbeln kann, gehört ihm die volle Aufmerksamkeit. Schnell am Pc etwas schreiben etc.? Nee nee. Das Kind heckt dann wieder irgendetwas aus. Dann braucht man einen Laufstall, den meine Tochter zum Beispiel hasst, denn sie will bei mir sein und mit mir spielen. Also weint sie so lange, bis man ihr seine Aufmerksamkeit schenkt.

Da hilft es dann sehr, wenn ein Partner da ist, der sich währenddessen mit dem Nachwuchs beschäftigt. Also man kann durchaus noch Dinge erledigen, aber anders wie vorher und mit wesentlich größerem Aufwand. Ist zumindest meine Meinung. Aber meine Familie meint da gerne, dass ich übertreibe. :D

» YariXxX » Beiträge: 635 » Talkpoints: 21,58 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Als mein Großer 2010 geboren wurde, herrschte anfangs draußen eine Eiseskälte und dichtes Schneetreiben. Ich war dadurch an die Wohnung gekettet. Meine Hebamme riet mir damals davon ab, mich mit dem frisch geborenen Kind bei -10 Grad vor die Tür zu wagen. Sie meinte, ich solle mindestens zwei Wochen warten. Das tat ich dann und hatte danach auch wieder ein halbwegs normales Leben.

Die Frage, die sich mir stellt ist ja, was ist ein Leben? Wie lebt man? Nachdem mein Sohn sich angepasst hatte, war ich öfter draußen unterwegs, als jemals zuvor. Wir sind jeden Tag stundenlang an der frischen Luft spazieren gegangen. Ich habe Freunde getroffen, wir waren bei Krabbelkursen oder einfach einkaufen. Natürlich war es angenehmer, wenn mein Partner mal zu Hause war und auf das Kind aufpassen konnte, aber es ging auch so gut.

Als er größer war, wurde es auch nicht schlechter. Als er sitzen konnte, saß er dann entweder im Kinderwagen oder später im Einkaufswagen. Und als er Laufen konnte, lief er nebenher. Computer und Laptop sind und waren ein Tabu, wenn die Kinder wach waren/sind. Im Beisein der Kinder bleiben sie aus.

Wir haben mittlerweile ein zweites Kind, was nun auch schon bald drei Jahre alt wird. Mit zwei kleinen Kindern hatte sich mein Leben erheblich eingeschränkt. Das gebe ich offen zu. Alles dauerte länger als ohnehin schon, die Nächte waren komplett zerschossen, aber dass ich kein Leben mehr hatte, das kann ich nicht sagen,

Bis heute sind wir abends nicht oft ausgegangen. Natürlich muss man immer schauen, dass Oma aufpassen kann. Aber uns fehlt nichts. Wir waren vor den Kindern auch schon nicht so oft abends weg. Und wenn wir mal Gesellschaft haben wollen, dann laden wir die Freunde abends zu uns ein.

» Liana » Beiträge: 816 » Talkpoints: 12,72 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^