Mutter fordert immer Respekt wegen sozialem Engagement

vom 11.12.2015, 22:04 Uhr

Vor einiger Zeit war ich mal wieder zu Besuch bei meiner Mutter. Wir hatten dann einen Streit, bei dem sie Respekt von mir eingefordert hat. Das Seltsame ist, dass sie mir dann mal wieder aufgezählt hat, warum ich Respekt vor ihr haben sollte. Diese Liste beginnt sie immer mit meinem Pflegebruder, den sie schon als Studentin jedes Wochenende aus dem Kinderheim zu sich holte bis sie ihn dann letztlich ganz bei sich aufnahm.

Fortgeführt wird die Liste mit ihren Hunden, die allesamt Straßenhunde waren und weiteren Patenschaften für Hunde, Kühe und Pferde. Und da ich noch nie etwas für andere Menschen oder Tiere gemacht hätte, dürfte ich mich eben nicht respektlos ihr gegenüber verhalten.

Mal ganz abgesehen davon, dass ich mein Verhalten gar nicht respektlos fand, weil es nur darum ging, was ich anhatte, was eben auf die Hunde meiner Mutter zurückzuführen ist, die nicht gerade wenig an der Zahl sind. Und auch abgesehen davon, dass ich ihr Engagement und auch, dass sie sich mit Anfang 20 um ein Waisenkind gekümmert hat, durchaus respektiere. Die Frage, die sich mir halt aufdrängt, ist die, ob ich sie deshalb als Mutter tatsächlich anders behandeln sollte.

Denn in erster Linie ist sie für mich doch meine Mutter. Wichtig ist, wie sie sich als meine Mutter verhält und wie ich mich als ihre Tochter verhalte. Das macht unsere Beziehung aus, da wir nun mal Mutter und Tochter sind. Und eben nicht Mitstreiterinnen in einem Tierschutzverein.

Nehmen wir mal an, ein Elternteil ist bei Ärzten ohne Grenzen und rettet jeden Tag unter Einsatz des eigenen Lebens Menschenleben. Wenn diese Person deshalb aber nur fünf Tage im Jahr daheim ist, kennt das Kind den Elternteil gar nicht. Man kann das berufliche oder ehrenamtliche Engagement ja durchaus respektieren, aber das ist doch kein Freifahrtschein für eine gute Eltern-Kind-Beziehung.

Also meiner Meinung nach könnte meine Mutter hundert Straßenhunde aufnehmen. Wenn sie sich als Mutter aber so daneben benimmt, wie sie es in den letzten Jahren zunehmend macht, ist das nun mal ausschlaggebend für den Verlauf unserer Beziehung. Im Umkehrschluss könnte ich mir vorstellen, dass man den Kontakt zu seiner Mutter nicht abbricht, obwohl sie eine schwere Straftat begangen hat, weil sie eben immer eine tolle Mutter war.

Was sagt ihr dazu? Haben eure Eltern auch schon mal so ähnlich Respekt eingefordert? Wofür sollte man seine Eltern respektieren und wie beeinflusst das die Beziehung zueinander?

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich denke schon, dass man das deiner Mutter anerkennen kann und deswegen auch stolz auf sie sein kann, aber wenn sie sich mies benimmt, dann muss man ihr das auch sagen und sollte das auch sagen. Meiner Meinung nach solltest du noch mal in einer ruhigen Minute das Gespräch mit ihr suchen.

Vielleicht kannst du ihr deine Situation begreiflich machen, indem du dich eben erklärst. Wobei du das sachlich machen solltest und das Ganze nicht wie ein Vorwurf formulieren solltest. Du kannst ja mal versuchen ein ruhiges Gespräch zu führen.

Ich denke schon, dass man anerkennen muss, was sie leistet und was sie für ein Mensch ist, aber deswegen ist man ja nicht automatisch eine tolle Mama, denn das was man bei anderen vielleicht richtig und gut macht, muss man ja beim eigenen Kind nicht genauso machen. Dennoch würde ich mal fragen, was ihr fehlt und was sie sich auch von dir wünscht.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Leider verwechseln sehr viele Menschen den Respekt für besondere Daten mit dem Respekt der Person gegenüber. Ich kann Deine Mutter als Beispiel dafür löblich hervorheben, was sie alles für Straßenhunde tut. Das steht außer Frage, aber deswegen wäre ich trotzdem in der Lage zu sagen, Deine Mama ist eine schlechte Mama. Gesetz dem Fall das es natürlich so wäre.

Respekt ist nicht gleich Respekt. Auf der einen Seite hat man Respekt für ein soziales Engagement, aber wenn Person A als Mutter versagt, dann habe ich davor keinen Respekt. Darüber hinaus wäre ich die letzte Person, die dann sagt, ach komm Schwamm drüber, sie macht dafür in anderen Belangen genug.

Viele Menschen haben das, dass sie sagen, weil sie auf der einen Seite richtig tolle Dinge tun, muss man sie respektieren und ruhig mal irgendwelche Fauxpas übersehen. Das sehe ich nicht so!

Natürlich haben wir vor jedem Menschen immer Respekt, weil es schon eine Form der Höflichkeit ist. Das bedeutet jedoch nicht, dass sich das nicht ändern kann, wenn entsprechende Personen sich verändern. Gerade bei Eltern reichen Kleinigkeiten aus, aber es gibt auch richtig große Thematiken, die den Respekt schwinden lassen.

Hinzu kommt, dass zum Beispiel bei Eltern immer häufiger Ausreden für Respekteinforderungen kommen. Auf der einen Seite sind sie als Mutter/Vater schlecht, haben auf der anderen Seite aber Hunde aus schlechten Verhältnissen geholt usw. Kinder müssen sich dann oft anhören, dass sie sich für den Hund geopfert hätten und die Kinder ja auch etwas von dem Tier gehabt haben. Also bitte mehr Respekt.

Das ist nur ein Beispiel von vielen, welches Du natürlich auch auf schlimmere Thematiken anwenden kannst. Das hab ich im Haushalt auch. Auf der einen Seite sagt man Vater zu mir, dass er immer gut zu mir war, was stimmt. Auf der anderen Seite schlug er ununterbrochen meine Mutter, was mein Respekt nicht gerade gehoben hat. Doch seiner Aussage nach muss ich Respekt haben, weil das Schlagen gegen meine Mutter ja nicht mich direkt betraf. Schon komisches Gedankengut oder?

Du könntest in dem Fall mal versuchen mit deiner Mutter vernünftig zu reden. Sie ruhig mit Argumenten entkräften. Vielleicht klappt es und wenn nicht, dann musst Du ihr nicht Respekt zusprechen, wo sie ihn nicht verdient! Schon gar nicht im Hinblick auf vorausgegangene gute Taten, so läuft das nun nicht!

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich denke auch, dass du den natürlichen Respekt haben solltest, den man eben vor seiner eigenen Mutter haben sollte. Ich denke auch nicht, dass es darauf ankommt, was die Mutter eben schon alles für gute Taten begangen hat. Sondern es kommt eben darauf an, wie die Mutter sich ihrem Kind gegenüber verhält. Wenn die Mutter sich eben auch respektvoll ihrem Kind gegenüber verhält und eine gute Beziehung zu dem Kind führt, dann kann man von dem Kind eben auch erwarten, dass das Kind der Mutter gegenüber mit Respekt auftritt. Aber, wenn die Mutter eben keine gute Mutter ist und die Beziehung zu dem Kind auch nicht so gut ist, dann ist es nachvollziehbar, dass das Kind der Mutter gegenüber kein Respekt hat.

Ich persönlich denke nicht, dass das Kind der Mutter gegenüber Respekt haben sollte, weil das Kind das Engagement der Mutter berücksichtigen müsste. Das Kind hat nicht gleich mehr Respekt vor der Mutter, nur, weil die Mutter eben nach ihrem Studium ein Kind aus einem Kinderheim adoptiert hat oder, weil die Mutter eben viele Hunde aus dem Ausland oder desgleichen aufgenommen und gepflegt hat. Oder, weil die Mutter eben viele andere Patenschaften bei Hunden, Pferden und anderen Tieren besitzt. Ich denke, dass das soziale Engagement nicht ausschlaggebend ist, um zu sagen, dass das Kind mehr Respekt vor der Mutter haben sollte, als der normale Respekt, der in dem Fall auch angebracht ist.

Natürlich kann man in dem Fall besonders Stolz auf seine Mutter sein. Immer hin scheint sie viel geleistet zu haben, wenn sie es geschafft hat, zu Ende zu studieren, im Nachhinein sogar ein Kind aus dem Kinderheim adoptiert hat, zu dem ein eigenes Kind groß gezogen hat. Nun sich um viele Tiere kümmert, sie zu Hause aufgenommen hat und sie eben auch sehr gut pflegt, und zu dem auch noch andere Patenschaften, für andere Tiere, aufgenommen hat. Das ist schon eine Menge, die die Mutter da geleistet hat. Wenn sie zu dem auch immer eine gute Mutter war und die Kinder eben nicht vernachlässigt hat, dann kann man wirklich stolz auf seine Mutter sein. Aber ich bin eben der Meinung, dass man aus dem Grund nicht mehr Respekt vor seiner Mutter haben muss, wie gewöhnlich.

Ich denke auch, dass es darauf ankommt, wie sie sich als Mutter eben verhält, was ausschlaggebend für eine gute Beziehung ist. Ich kann auch nicht ganz verstehen, weshalb deine Mutter mehr Respekt von dir einfordert, wenn dein Verhalten überhaupt nicht respektlos war. Vielleicht solltest du einmal mit ihr sprechen und ihre Meinung eben mit ausschlaggebenden Argumenten zerkleinern. Es wäre ja nicht schön, wenn die Mutter-Tochter-Beziehung zu Bruch gehen würde, weil deine Mutter der Meinung ist, dass du sie nicht ausreichend respektierst. Wenn du ihr sagst, dass du stolz auf sie bist, weil sie eben viele gute Taten macht, sie dich aber eben auch schätzen soll und dich respektieren soll. Vielleicht kommt ihr dann auf einen gemeinsamen Nenner und eure Beziehung wird wieder besser.

» kai0409 » Beiträge: 3345 » Talkpoints: 72,64 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich finde diese Frage sehr interessant und sehe es auch so, dass es zwar toll ist, was deine Mutter geleistet hat und auch immer noch engagiert leistet. Aber das ist für mich auch nicht wirklich ein Grund, sie dann als Mutter in einem anderen Licht zu sehen, weil es dabei eben auf das Verhältnis zu dem Kind oder den Kindern ankommt und nicht darum, was die Mutter für andere Kinder oder Tiere tut.

Dass man dafür Respekt haben möchte, das sehe ich schon ein, denn es ist ja auch toll, wenn man engagiert ist und sich in eine gute Sache reinhängt. Aber das würde ich dann nicht in einem Streit jemandem aufs Brot schmieren, wenn es doch um etwas ganz anderes geht. Das bringt dann doch auch nichts, wenn man dann immer wieder darauf eingeht, dass man aber sozial engagiert ist. Das würde bei mir ehrlich gesagt den Respekt verringern, weil ich es schlimm finde, wenn man den immer wieder einfordert.

Ich glaube, dass ich das in einem solchen Streitgespräch dann auch sagen würde, dass es ja toll sein mag, was das soziale Engagement angeht, aber dass das in dem Moment keine Rolle spielt und dass ich das auch nicht immer hören möchte. Wenn man das immer wieder betont, dann muss ich zugeben, dass ich den Eindruck gewinne, dass die Person nicht wirklich sozial engagiert ist, sondern so nur Respekt und Bewunderung von anderen Menschen bekommen möchte und das finde ich nicht so toll.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


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