Nach Streit Familienmitglied verleugnen?

vom 15.11.2015, 18:46 Uhr

Meine Großtante verleugnet ihren homosexuellen Sohn, der schon seit einer Ewigkeit in die Vereinigten Staaten gezogen ist. Wenn man sie also nach der Anzahl ihrer Kinder fragen würde, dann würde sie mit zwei Antworten, obwohl sie eigentlich drei Kinder hat. Ich finde es schade, wenn es schon so weit kommen muss.

Mit einer Schwester habe ich auch kein besonders gutes Verhältnis, wir haben auch keinen Kontakt mehr. Ich verleugne sie zwar nicht, aber ich erwähne sie einfach nicht, außer wenn ich gezielt auf sie angesprochen werde. Eine Freundin von mir war ganz überrascht gewesen, dass ich eigentlich zwei Schwestern habe und nicht nur eine Schwester.

Verleugnet ihr ein Familienmitglied nach einem Streit? Kennt ihr eine Person, die ein Familienmitglied verleugnet? Habt ihr ein Familienmitglied, welches ihr nicht verleugnet, sondern einfach nicht erwähnt? Was ist eurer Meinung nach am besten?

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Nein, ich verleugne niemanden. Ich finde es auch nicht fair, weil die Personen ja existieren und andere Personen ja nichts für den Streit können. Wobei ich auch nicht so sehr mit jemanden zerstritten bin, dass ich so etwas wirklich nötig hätte. Ich denke, dass man mit seinen Verwandten eben leben muss und da nichts ändern kann.

Dass die Mutter ihren Sohn verleugnet nur weil der sich zu seiner Sexualität bekannt hat, finde ich einfach nur schäbig. Es ist ihr Fleisch und Blut und sie stört sich an so einer Sache. Er kann so froh sein, dass sie keinen Kontakt mehr haben, weil so eine Mutter braucht kein Mensch.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Darf ich einmal fragen, ob Dein Großvater besonders altmodisch ist? Ist es für ihn wirklich so schwer, dass der Sohn homosexuell ist oder ging es um Streitigkeiten als solches?

Fakt ist, dass man seinen Sohn nicht für so etwas verleugnen sollte. Da gibt es keine zwei Meinungen, denke ich! Es geht hier um die Wahl der Liebe, die man sich eben nicht aussuchen kann. Im Übrigen haben wissenschaftliche Studien bestätigt, dass Frauen zum Beispiel zu 80 Prozent auf das weibliche Geschlecht in vielen Situationen anziehend reagieren und das obwohl die meisten behaupten, dass sie Heterosexuell sind.

Wir können gegen Gefühle für einen Menschen nichts machen. Das ist nun einmal auch schon des Öfteren durch Studien empor gegangen, weil da der Körper und alle Faktoren eine Rolle spielen. Sollte der Sohn sich jetzt gegen seine Wunschliebe richten,weil es dem Großvater nicht passt?Nein!

Ich kenne jedoch jemanden, die ihren Vater nur noch als Erzeuger sieht und das auch kundtut. Das macht jedoch in diesem Fall nichts, weil ich jetzt näher nicht darauf eingehen möchte. Ich kann jedoch sagen, dass es nur allzu verständlich ist und sie vollkommen Recht hat. Es tun im übrigen seine anderen zwei Kinder von derselben Mutter auch und die neuen zwei Kinder von der anderen Mutter ebenso. Das heißt alle 5 leiblichen Kinder kehren ihm den Rücken, obwohl sie untereinander alle kein Kontakt haben.

Ansonsten sehe ich die Situation bei Dir mit deinem Großvater als doof an. Das geht für mich gar nicht. Es gibt immer Streit über Lebensweisen und Einstellungen im Leben, aber die dürfen doch nicht die Familie entzweien.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Kätzchen14 hat geschrieben:Darf ich einmal fragen, ob Dein Großvater besonders altmodisch ist? Ist es für ihn wirklich so schwer, dass der Sohn homosexuell ist oder ging es um Streitigkeiten als solches?

Mein Großvater ist tot, aber er war da eher locker, genauso wie meine Großmutter. Meine Großmutter möchte sogar, dass die Homo-Ehe erlaubt wird. Du verwechselt meinen Großvater mit meiner Großtante. Die Großtante kommt von der mütterlichen Seite.

Meine Großtante verleugnet ihren Sohn, also das ist die Schwester von meiner Großmutter. Zu ihr habe ich aber keinen großen Kontakt, vor einigen Jahren habe ich sie mal auf einen Familienfest gesehen. Sie ist aber religiös, was mit ihrem Mann ist, das weiß ich nicht, soweit ich mich erinnere, lebt er mittlerweile auch nicht mehr.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Entschuldige bitte, da hab ich etwas durcheinander geworfen. Das wollte ich natürlich nicht. Im Grunde bezieht sich meine Ansicht dann auf Deine Großtante.

Ich verstehe nie, wieso jemand, der eigentlich nicht arg religiös ist, eine Lebenseinstellung mit einem gleichgeschlechtlichen Menschen nicht nachvollziehen kann oder gar leugnet. Liebe ist Liebe. Wenn er es verheimlicht hätte, dann wüsste es bekanntlich auch niemand und dann wäre doch auch alles okay.

Ich finde, dass deine Großtante etwas engstirnig ist. Die Familie sollte heilig sein und jeder darf eben auch sein eigenes Süppchen in puncto Liebe, Lebenseinstellung etc. kochen. Da ist ein derartiges Verhalten intolerant und nicht familiär. Schade ist so etwas.

Als Sohn würde ich das nicht weiter dramatisch finden. Er soll sein Leben leben, glücklich sein und dann die Tante eben machen lassen. Er wird es ihr nie recht machen können. Ich hoffe, er leidet nicht allzu sehr darunter.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Kätzchen14 hat geschrieben:Entschuldige bitte, da hab ich etwas durcheinander geworfen. Das wollte ich natürlich nicht. Im Grunde bezieht sich meine Ansicht dann auf Deine Großtante.

Für so etwas brauchst du dich doch nicht zu entschuldigen. Vor allem wenn man mehrere Beiträge hintereinander gelesen hat, dann kann man mal durcheinander kommen oder etwas überfliegen. Ich habe mich auf gar keinen Fall angegriffen gefühlt.

Meine Großtante ist schon über 80 Jahre alt, zu ihrer Jugendzeit war Homosexualität auch verboten. Vielleicht hat sie das geprägt, wobei meine Großeltern auch nichts gegen Homosexuelle haben. Meine Großmutter findet einige schwule Prominente auch sehr gut.

So unterschiedlich können Geschwister sein, die unter den gleichen Umständen aufwachsen.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Zum Thema Homosexualität ist es immer schwer für ältere Menschen dort eine Erklärung zu finden. Es gibt eine Familie in meinem Umfeld deren Enkeltochter ist lesbisch. Schon seit Jahren lebt sie in einer Beziehung zu einer Frau. Oma und Opa akzeptieren das sehr gut.

Trotzdem ist der Opa etwas komisch in seiner Ansicht. Für ihn gibt es zum Beispiel keine Bisexualität. Er kapiert nicht, dass Mann und Mann durchaus auch Mann und Frau sein kann. Das nervt ihn an und da wird er richtig fuchsig bei Diskussionen. Dann kommt immer, entweder so oder so, etwas dazwischen gibt es nicht.

Ihre Großoma hingegen fand das nicht so witzig. Es gab schon einmal eine Tante in der Familie, die immer mit Frauen zusammen war. Als die Großenkelin dann auch sagte, dass sie lesbisch sei kam von der Großoma direkt die Aussage "wirst Du jetzt auch so wie Tante B".

Das fand ich auch enorm heftig als dumme Aussage. Doch akzeptiert hat es letzten Endes jeder, dass muss man dann fair sagen. Auf die Idee zu verleugnen wäre niemand gekommen, auch wenn es möglicherweise nicht jeder verstehen möchte.

Vielleicht ist das bei der Großtante in Deinem Fall etwas schwieriger. Wer mit dem Verbot der Homosexualität und damals war es im zweiten Weltkrieg ja nicht nur verboten, sondern mit dem Tod bestraft worden oder jahrelanges ausbeuten im Zwangslager. Das hier, wenn Deine Großtante aus dieser Zeit stammt das Unverständnis groß ist, kann man zumindest ein bisschen verstehen.

Doch auch bis frühe 90er, meine ich, war Homosexualität nicht erlaubt. Es ist für viele sehr schwer zu verstehen, wie man dasselbe Geschlecht lieben kann. Ich weiß selber nicht, wieso. Ist es die Angst davor, etwas anderes zu akzeptieren, was nicht der Norm entspricht? Denn ehrlich gesagt, war schon zu Römerzeiten Homosexualität allgegenwärtig.

Ich weiß natürlich wirklich nicht, wieso die Großtante so engstirnig ist. Ich hoffe, dass sie noch rechtzeitig in ihrem Leben vielleicht das Verlangen hat, etwas mit dem Jungen zu sprechen. Manch einer bereut am Ende seines Lebens, wenn er schwerkrank ist, was man so getan hat und ich hoffe, dass sie nicht zu spät irgendwann die familiäre Liebe des jungen Mannes zurückerlangt.

Ist echt schwierig. Nicht jeder kann mit Homosexualität leben. Für uns ist es einfach zu sagen, du bist Homophob. Hast Du mal mitbekommen, dass sie jemand gefragt hat, wieso sie so reagiert?

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich persönlich finde es auch schade, wenn ein Familienmitglied ein anderes Familienmitglied verleugnet. Normalerweise muss es nicht so weit kommen, dass ein Familienmitglied ein anderes Familienmitglied leugnet. Aber manchmal ist es eben so, dass es Differenzen zwischen zwei Familienmitgliedern gibt, die sich nicht aus dem Weg räumen lassen und, die sich eben auch nicht klären lassen. Und die eben so tiefgründig sind, dass ein Familienmitglied sich so verletzt fühlt oder sogar hintergangen fühlt. Dass das eine Familienmitglied der Meinung ist, das andere Familienmitglied aus der Familie auszuschließen und es zu verleugnen.

Natürlich kann es diverse Gründe geben, weshalb ein Familienmitglied aus der Familie ausgeschlossen wird und im Endeffekt von einem anderen Familienmitglied verleugnet wird. Unter anderem können es eben Gründe sein, wie die Richtung der Sexualität oder ein Familienmitglied heiratet einen Mann, den die Familie aber nicht akzeptieren möchte, wegen seiner Herkunft zum Beispiel. Aber es können eben auch belanglose Dinge sein, weshalb ein Familienmitglied der Meinung ist, dass ein anderes Familienmitglied ausgeschlossen werden müsste. Manchmal reicht ein kleiner Streit eben aus, um aus der Familie verbannt zu werden. Wobei ich eben der Meinung bin, dass dieses Verhalten nicht richtig ist.

Vor allem finde ich das Verhalten nicht angemessen, wenn man in dem Fall sein eigenes Kind aus der Familie verbannt und das eigene Kind eben leugnet. Ich finde es als Mutter nicht gut, wenn man drei Kinder zur Welt gebracht hat, aber eben nur erzählt, dass man zwei Kinder hätte. Da ist für mich der Grund persönlich auch unwichtig. Für mich persönlich würde es kein Grund geben, weshalb ich eins meiner Kinder aus der Familie werfen sollte und es verleugnen sollte. Ich habe auch drei Kinder und ich könnte mir nicht vorstellen, dass ich irgendwann einmal sagen würde, dass ich nur zwei Kinder habe. Selbst, wenn meine Kinder eine Straftat begehen würden und dafür eben ins Gefängnis müssten, wäre ich natürlich nicht stolz darauf und ich wäre auch sichtlich enttäuscht. Aber in der Situation würde ich mein Kind doch nicht alleine lassen und zu dem noch verleugnen.

Ich persönlich habe eigentlich kein Familienmitglied, was von mir geleugnet wird und im Endeffekt aus der Familie verbannt wurde und eben nicht mehr zur Familie zählt. Es gibt da einen Onkel, mit dem habe ich kaum Kontakt, wobei ich auch noch nie ein gutes Verhältnis zu ihm gepflegt habe. Auch heute besteht kein Kontakt mehr mit meinem Onkel, wobei ich aber noch einen anderen Onkel habe, mit dem der Kontakt sehr gut ist und, wir eben auch ein gutes Verhältnis pflegen. Meine Onkels, sind die Brüder von meiner Mutter. Von dem einen Onkel erzähle ich eben viel und den anderen Onkel erwähne ich eben auch kaum, es sei denn, ich werde gezielt danach gefragt. Aber ich verleugne meinen Onkel nicht. Wenn mich jemand fragen würde, wie viele Onkels ich habe, dann würde ich ihn auf jeden Fall mit dazu zählen.

» kai0409 » Beiträge: 3345 » Talkpoints: 72,64 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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