Seinem Kind dessen Freunde ausreden?
Mein Schwager ist ein Mensch, der der Ansicht ist, dass Freunde grundsätzlich schlecht sind und es keine wahren Freundschaften gibt. Möglicherweise hat er einmal schlechte Erfahrungen mit so genannten "Freunden" gemacht, ich weiß es nicht. Befremdlich finde ich nur, dass er jetzt auch versucht, seinen Sohn so zu erziehen, dass er eine Kopie von sich selbst wird und quasi auf Freunde pfeift und sich nur auf die familiären Kontakte konzentriert.
So hatte mein Neffe am Donnerstag seinen 15. Geburtstag, den er auch mit einigen Freunden aus seiner Klasse in der Billiardhalle feiern wollte. Mein Schwager hat alles versucht, ihm das auszureden und wollte, dass sein Sohn sich nur auf eine kleine familiäre Feier konzentriert und die Freunde in diesem Punkt komplett ignoriert. Erfolgreich war er nicht, sein Sohn setzte sich durch und feierte trotzdem mit seinen Freunden.
Ich finde nicht, dass man seinem Kind Freunde "verbieten" oder auch ausreden kann. Mit wem soll sich mein Neffe sonst unterhalten? Er hat nur eine Schwester und ansonsten nur Cousinen. Ich finde, gerade in dem Alter braucht man gleichaltrige Menschen, die dasselbe Geschlecht haben, egal ob verwandt oder befreundet. In seiner Situation bleibt ihm aber gar nichts anderes übrig, wenn er den Austausch mit Gleichaltrigen sucht, sich Freunde zu suchen. Ich finde das Verhalten seines Vaters total daneben und finde, jeder sollte eigene Erfahrungen machen, was Freunde angeht.
Wie seht ihr das? Würdet ihr eurem Kind dessen Freunde ausreden wollen? Unter welchen Umständen und wann ist das auf keinen Fall "legitim"?
Erfahrungsgemäß bringt es überhaupt nichts, einem Kind seine Freunde auszureden. Auch wenn man es als Elternteil nicht gerne sieht, dass das eigene Kind sich mit bestimmten anderen Kindern, die einem unsympathisch erscheinen, abgibt, denke ich, dass die Kinder was Freunde anbelangt, immer ihre eigene Entscheidung treffen.
Mein Vater hat ebenfalls eine soziale Phobie, also Angst, Menschen in seine Nähe zu lassen und wollte mir auch immer sämtliche Freunde ausreden, weil er immer meinte, dass diese einen schlechten Einfluss auf mich hätten. Dann habe ich ihn angelogen, gesagt ich wäre nicht mehr mit diesen Mädchen befreundet und habe mich dann eben heimlich mit ihnen getroffen.
Kinder brauchen doch Freunde, am besten noch im selben Alter, um sich emotional gut zu entwickeln. Ich kann gar nicht verstehen, dass es immer noch Menschen gibt, die versuchen, ihren Kindern ihre Freunde zu verbieten. Ich konnte das bei meinem Vater schon nicht verstehen, bin aber schockiert, dass es offenbar noch andere Menschen gibt, die so ticken.
Auch vor sonstigen schiefen Bahnen kann man die Kinder nur mit der grundlegenden Erziehung und Liebe in den ersten paar Lebensjahren bewahren und nicht, indem man ihnen die Freunde verbietet, die sie auf die schiefe Bahn bringen. Denn hätte in der Erziehung und mit der Zuneigung alles gepasst, wären die Kinder gar nie auf die schiefe Bahn geraten, so denke ich.
Ich muss gestehen, dass ich mich öfter dabei ertappe, dass ich meinem Sohn versuche Freunde auszureden. Es sind ja oftmals nicht mal die Kinder, die da mein Problem sind, sondern die Eltern. Mein Sohn geht in den Kindergarten und kommt manchmal doch schon mit der Frage bei mir an, ob er sich mal mit dem und dem treffen darf. Natürlich stehe ich ihm da nicht immer im Weg. Ich habe mich schon mit einigen Müttern kurzgeschlossen und die Kinder haben sich getroffen, jedoch habe ich aber auch schon mal gesagt, dass ich nicht möchte, dass er sich mit den Kindern trifft.
In einer Kindergartengruppe gibt es Familien unterschiedlichster Herkunft. Es liegt mir fern zu sagen, dass ich nicht möchte, dass mein Kind sich mit Ausländern oder Hartz4-Empfängern trifft, das ist mir egal. Mir ist es aber wichtig, dass die Leute sich normal ausdrücken können, dass sie gepflegt aussehen und auch nicht stinken. Und leider kam es schon vor, dass mein Sohn sich mit Kindern treffen wollte, die schon fünf Meter gegen den Wind nach Zigarettenrauch riechen und sich sehr vulgär ausdrücken. Da schiebe ich dann den Riegel vor, aber ich versuche es, meinem Sohn zu erklären.
Wenn er später größer ist, dann weiß ich, dass ich ihm seine Freunde nicht verbieten kann. Da ist er dann aber hoffentlich selber in der Lage, zu entscheiden, wer gut und wer schlecht für ihn ist. Das Gleiche wünsche ich mir natürlich auch für mein zweites Kind.
Ich finde es aber auch befremdlich, dass der Schwager seinen Sohn genauso erziehen möchte und er eben seine Meinung seinem Sohn aufdrängen möchte, was das Thema Freunde angeht. Nur, weil der Schwager der Meinung ist, dass es keine richtigen Freunde gibt und, dass man auch keine Freundschaften benötigt, kann er doch nicht seinem Sohn so eine Laus ins Ohr setzen und ihm seine eigene Meinung aufdrängen. Das finde ich persönlich überhaupt nicht gut, da ist es eigentlich auch egal, was für eine schlechte Erfahrung der Schwager sammeln musste, weshalb er solch eine Meinung hat. Das ist meiner Meinung nach keine richtige Entschuldigung für sein Verhalten seinem Sohn gegenüber.
Gut finde ich es ja, dass der Sohn sich eben nichts sagen lassen hat und seinen Willen komplett durchgesetzt hat. Mit fünfzehn Jahren ist man natürlich auch so weit, dass man seine eigene Meinung hat, aber mit fünfzehn Jahren bekommt man es nicht zwangsläufig hin, bei seinen Eltern seine Meinung und seinen Willen durchzusetzen. Ich finde eben auch, dass man den fünfzehnten Geburtstag eben nicht einfach nur mit Familienmitgliedern, in einem kleinen Kreis, feiern kann. Wichtig finde ich in dem Alter eben auch, dass die Freunde auch auf die Geburtstagsfeier kommen dürfen. Mit fünfzehn Jahren sind die Freunde meist noch wichtiger, als die Familie, was in dem Alter auch völlig normal ist. Und anscheinend hat der Junge ja auch Freunde, sonst wären ja keine zu seiner Geburtstagsfeier gekommen.
Ich denke auch nicht, dass man seinen Kindern die Freunde verbieten oder ausreden kann und es eben auch nicht sollte. Ich finde es wichtig, dass Kinder eben Freunde haben, immer hin können die Kinder nur auf diese Art und Weise nur ihr sozial Verhalten lernen. Vor allem in dem Fall finde ich es wichtig, dass der Junge Freunde hat. Es ist ja tatsächlich so, dass der Junge eben nur eine Schwester hat oder eben nur Cousinen hat und für einen Jungen in dem Alter ist es eben wichtig, gleichaltrige Freunde zu haben. Immer hin müssen Jungen sich auch mit anderen Jungen messen und unterhalten und desgleichen können.
Ich persönlich würde meinen Kindern nicht die Freunde ausreden oder verbieten wollen. Natürlich bin ich auch der Meinung, dass auch die eigenen Kinder, eigene Erfahrungen sammeln müssen, vor allem, wenn das um das Thema Freunde und Freundschaften geht. Es kommt nun mal vor, dass man auch an die falschen Freunde gerät, wobei man auch immer Freunde findet, die für das Leben sind. Und diese Erfahrungen müssen die Kinder eben selber sammeln, denke ich. Meinen Kindern würde ich nur in den seltensten Fällen die Freunde verbieten oder ausreden. Und zwar erst dann, wenn der freundschaftliche Kontakt meinem Kind nicht gut tun wird. Das heißt, wenn der Freund von meinem Kind in der Drogenszene oder in andere kriminellen Szenen unterwegs ist.
Es bringt überhaupt nichts, wenn man versucht, seinen Kindern die Freunde zu verbieten. In den von Dir geschilderten Fall gibt es nicht einmal Begründungen, die das Verhalten rechtfertigen würden. Wie zum Beispiel kiffende Freunde, straffällige Freunde usw. Deswegen ist es noch viel bekloppter, darüber nachzudenken, dass man dem Sohn seine Freunde verbieten möchte und dieser sich nur auf familiäre Kontakte besinnen sollte.
Freunde verbieten klappt in der Regel nie. Auch nicht dann, wenn die Begründungen dafür gegeben wären. Die Kinder treffen sich heimlich mit den Menschen, wo sie keinen Kontakt mit haben sollen. Das ist ein normaler Prozess in der Kindheit und gleichzeitig eine Rebellion und Abkapslung von den Eltern, welche das Leben bis dato natürlich besonders diktieren oder gar vorleben. Das wäre somit völlig normal, wenn es auch nicht klappt.
Kinder müssen immer selber dahinter steigen, wann Freunde gut oder schlecht sind. Verbieten hat hier keinen Anreiz und hilft wahrscheinlich nur sehr selten. Das war bei mir so und bei allen Menschen, die ich kenne. Wirklich bei allen und das ohne eine einzige Ausnahme.
In diesem Fall kommt allerdings hinzu, dass der Vater familiäre Wertigkeiten als "reiner" im Gegensatz zur Freundschaft bezeichnet. Mag womöglich daran liegen, weil er selber schlechte Erfahrungen mit Freunde gesammelt hat. Er verschweigt jedoch seinem Sohn im Prinzip, dass es auch in der Familie zu Falschheit, Hinterlistigkeit, Lügen, Betrügen, Manipulationen & Co kommen kann.
Derweil möchte er seinem Sohn gutem Gewissens falsche Freunde ausreden. Eben weil er selber offensichtlich viel Schlimmes mit vermeidlichen Freunden aushalten musste. Das ändert jedoch nichts daran, dass der Sohn es lernen muss, wie es im Leben zu geht.
Man stelle sich vor, der Sohn ist so wie sein Vater? Am Ende sterben Familienangehörige und er ist allein, weil er keine Freunde hat. Völlig isoliert, kaum soziale Bindungen außer Familie und weiß nicht einmal mehr, wie man das ändern soll. Nein, nein - das wäre der falsche Weg!
Kätzchen14 hat geschrieben:Er verschweigt jedoch seinem Sohn im Prinzip, dass es auch in der Familie zu Falschheit, Hinterlistigkeit, Lügen, Betrügen, Manipulationen & Co kommen kann.
Im Prinzip hast du Recht, aber in der Familie meines Schwagers gibt es das alles nicht. Hier ist es so, dass jeder den anderen direkt ins Gesicht klatscht was er denkt und keiner ist irgendwie beleidigt. Hier wird gar nicht manipuliert, man ist ehrlich, hilfsbereit, gar nicht auf den eigenen Vorteil bedacht und gar nicht falsch oder hinterlistig.
Ich bin in einer Familie groß geworden, wo das komplette Gegenteil der Fall ist, wo Menschen gegeneinander ausgespielt werden, wo manipuliert und gelogen wird, weil gewisse Personen nicht wissen, wie ein Kompromiss funktioniert und unbedingt ihren alleinigen hundertprozentigen Willen durchdrücken müssen. Für mich war das eine ganz neue Erfahrungen, dass es eben auch Familien gibt, wo es das nicht gibt. Daher kann ich schon verstehen, dass mein Schwager die Familie ein wenig zu sehr idealisiert. Finde sein Verhalten dennoch falsch.
Daran, dem Kind zu sagen, dass die eigene Familie, wie es in diesem Bespiel anscheinend der Fall ist, wunderbar ist, ist erst mal nichts falsch. Denn wenn man so einen selten guten Zusammenhalt hat, sollte man den Kindern das auch gut bewusst machen.
Schwierig finde ich nur die Prämisse entweder Familie oder Freunde. Normalerweise kann man doch beides haben? Ich kann es nachvollziehen, wenn man dem Geburtstagskind sagt, dass am richtigen Geburtsdatum mit der Familie gefeiert wird und mit den Freunden erst ein Wochenende darauf. Das würde auch eine Priorität setzen und Freunde nicht völlig ausschließen. Damit können Kinder leben.
Einem Kind ohne Ausnahmen Kontakte zu Freunden zu verbieten, das finde ich schädlich. So macht man Kinder unglücklich und behindert ihre soziale Entwicklung. Wie sieht das denn der Rest der Familie? Wie ist es mit der Mutter? Kann da niemand mal ein Machtwort sprechen und dem Vater ins Gewissen reden?
Einzelne Freunde ausreden, finde ich durchaus legitim. Wenn man fest stellt, dass einzelne Freunde das Kind zum Konsum von Drogen oder zu Straftaten überreden wollen, dann finde ich es wichtig, dass man mit aller Überzeugungskraft versucht, dem Kind zu erklären was echte Freunde sind und dass echte Freunde das nie tun würden. Aber das ist ja auch etwas ganz anderes.
trüffelsucher hat geschrieben:Wie sieht das denn der Rest der Familie? Wie ist es mit der Mutter? Kann da niemand mal ein Machtwort sprechen und dem Vater ins Gewissen reden?
Der Rest in der Familie hat in der Hinsicht nichts zu melden. Mein Schwager lässt sich in die Kindererziehung überhaupt nicht reinreden, selbst wenn sein Bruder (also mein Freund) etwas sagt, wird das nicht ernst genommen, weil das ja der jüngere Bruder ist. Mein Schwager ist der älteste Bruder in der Familie und lässt sich von keinem was sagen, nicht mal von seiner Frau.
Da die Familie aus der ehemaligen Sowjetunion stammt, ist die Mentalität auch eher konservativ geprägt. Soll heißen, dass die Frau im Haus nichts zu melden hat und sich dem Manne unterzuordnen hat. So nimmt man auch seine Frau wahr. Ich habe eher den Eindruck, dass sie wie so eine stille Sklavin und Dienerin ihrem Mann jeden Wunsch von den Augen abliest. Wenn sie mal Kritik äußern sollte, wird das von meinem Schwager gezielt ignoriert.
Ich bin froh, dass mein Freund in dieser Hinsicht "moderner" ist, mit so einem konservativen "Zaren" würde ich persönlich nicht klar kommen.
Das ist dann natürlich schwierig, wenn man es mit so einem Despoten als Vater zu tun hat. Aber vielleicht könnte die Verwandschaft den Jungen mal heimlich zur Seite nehmen und ihm erklären, warum sein Vater so reagiert. Vielleicht dein Partner und der Bruder. Wenn man versteht, woher das kommt, dann fällt einem die Akzeptanz oft leichter. Vielleicht weiß dein Bruder ja, wie es zu der übertriebenen Skepsis gekommen ist.
Falls nicht, kann man vielleicht seine Hypothesen äußern. Vielleicht waren es ja keine einzelnen negativen Erfahrungen mit Freunden, sondern der Schwager fühlt sich in der neuen Kultur noch nicht so wohl und es fehlt ihm an Vertrauen.
Auf jeden Fall kann das auch ganz schön schwierig werden. Mit 15 lässt der Junge sich das gerade so vielleicht noch bieten. Aber vielleicht fängt er ja bald an, gegen den übermächtigen Vater zu rebellieren. Spätestens dann vielleicht, wenn er das erste Mal verliebt ist, und der Vater die Wunschpartnerin seines Sohnes nicht akzeptiert. Vielleicht, weil sie sich nicht unterordnet wie seine Frau.
Und was ist mit den Eltern des Bruders und deines Partners? Insbesondere dem Vater? Da kann man nur hoffen, dass der noch lebt und seinem Sohn mal ein Machtwort spricht. Ansonsten bleibt die Aufgabe wohl wirklich an deinem Partner hängen. Zumindest versuchen sollte er es. Auch wenn der große Bruder nach außen hin so tut, dass er nicht auf den Kleinen hört, kann er vielleicht trotzdem ein Umdenken erreichen, das der Bruder dann vielleicht als seine eigene Idee ausgibt, um nicht das Gesicht zu verlieren. Mit etwas Glück klappt das.
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