Pessimistische Selbsteinschätzung bei Beurteilung schädlich?

Wie wohl viele Personen neige ich bei einer Selbsteinschätzung eher zu Pessimismus. Einmal im Jahr habe ich ein Gespräch mit meiner Personalchefin, indem ich bewertet werde. Zu diesem Gespräch muss ich jedes Mal einen Bogen mitbringen, bei dem ich in verschiedenen Punkten wie zum Beispiel "Zuverlässigkeit", "Selbständigkeit" oder "Kunden bewusstes arbeiten" meine Leistung selbst einschätzen muss.

Da ich mich wirklich sehr ungern gegenüber meiner Chefin überschätzen würde. neige ich hier also immer zum Understatement. Über diesen Punkt hatte ich auch nie weiter nachgedacht. Allerdings sollte ich mich mal bei eine andere Stelle bewerben und meine Zeugnisse mitschicken, kann es durchaus sein, dass der Chef der neuen Stelle mich fragt, warum ich denn meine Zuverlässigkeit stets als nur durchschnittlich empfinde. Somit wird also ein falsches Bild von mir erzeugt, das vielleicht auch nicht durch die gute Bewertung meiner aktuellen Chefin aufgelöst werden kann.

Meint ihr, ich sollte anders vorgehen und mich eher relativ nah an der Bewertung meiner Chefin aus dem letzten Gespräch orientieren? Oder soll ich vielleicht doch lieber meiner Taktik treu bleiben? Seht ihr das ebenfalls problematisch, wenn man sich zu schlecht bewertet?

Sich selbst und seine Leistung richtig einschätzen zu können, ist auch eine wichtige Fähigkeit. Daher sollte man sich nie absichtlich zu schlecht einschätzen, vor allem, da es einen in eine schlechte Ausgangslage bringt, wenn man gern eine Gehaltserhöhung möchte.

Nehme beim nächsten Mal die Bewertung deiner Chefin vom letzten Mal als Ausgangspunkt und überlege, bei welchen Punkten du dich ggf. verbessert hast und gebe dir dort eine leicht verbesserte Bewertung. Zudem würde ich deine Chefin gezielt bei den Kriterien fragen, was du im nächsten Jahr anders machen sollst, um eine bessere Bewertung von ihr zu erhalten, am besten dies auch schriftlich festhalten. Dann sollte die Selbsteinschätzung im nächsten Jahr auch einfacher sein, da du selbst beurteilen kannst, ob du die fixierten Sachen umgesetzt hast oder nicht.

Natürlich ist es nicht immer leicht sein eigenes Verhalten einzuschätzen, aber ich denke, dass man das auch ruhig mal sagen darf. Wenn man sich darüber unterhält, kann man ja Dinge erwähnen, die man vielleicht selber bei sich kritisieren würde, aber man sollte sich schon ein bisschen besser versuchen einzuschätzen.

Wenn man sich immer nur schlecht bewertet, könnte die Frage aufkommen, warum man dann noch da arbeitet, weil man ja offensichtlich auch keinen Spaß daran hat sich zu verbessern und deswegen würde ich einfach schauen, was so schief gelaufen ist und dies vielleicht auch mal mit den Kollegen vergleichen. Man bekommt im Alltag ja ein bisschen etwas mit und so wird die Bewertung realistischer.