Verschlechtert ein Schock das Erinnerungsvermögen?
Eine Freundin von mir erzählte mir neulich, dass sie sich seit etwas über einem Jahr relativ schwer an Dinge, die in diesem Zeitraum passiert sind, erinnern könne. Sie hatte damals ein schwerwiegendes emotionales Erlebnis, das durchaus einen Schock ausgelöst hat. An viele Dinge, die seit diesem Erlebnis bis heute passiert sind, kann sie sich nur vage erinnern, wenn überhaupt.
Da es kein schwerer Unfall gewesen war, es zu keinerlei körperlichen Verletzungen kam, ist eine organische Schädigung des Gehirns, die diese Erinnerungsschwierigkeiten hätte auslösen können, ausgeschlossen. Auch meint meine Freundin, fühle sie sich nicht dauerhaft im Schockzustand, beziehungsweise wäre dieses Gefühl jetzt schon lange wieder vorbei. Das Erinnerungsvermögen bleibt allerdings schlechter, als es vor dem Ereignis der Fall gewesen war.
Vielleicht ist das auch eine subjektive Empfindung, ich weiß es nicht. Aber falls es wirklich eine nachweisbare Verschlechterung der Gedächtnisleistungen gibt, könnte das tatsächlich von einem emotionalen Schock kommen? Würde das dauerhaft so bleiben, oder legt sich das über die Jahre wieder? Andere typische Anzeichen einer posttraumatischen Belastungsstörung beispielsweise liegen nicht vor.
Oder kommt das schlechter gewordene Gedächtnis eher nicht von dem schockierenden Ereignis, sondern man sollte die Gründe an anderer Stelle suchen? Wenn ja, was könnte es sein? Beim Arzt war meine Freundin übrigens schon, sichtbare beziehungsweise messbare neurologische Veränderungen hat der Arzt nicht feststellen können.
Die Erinnerungen an die Zeit vor dem schlimmen Ereignis sind übrigens alle noch gut vorhanden. Beeinträchtigt ist nur das Gedächtnis für alles, was seitdem passiert ist. Weiter zurückliegende Erinnerungen sind also nicht betroffen.
So wie sich das anhört, war die Bekannte bei einem Neurologen. Vielleicht wäre es aber sinnvoller, testen zu lassen, ob vielleicht doch eine posttraumatische Belastungsstörung oder andere negative Nachwirkungen vorhanden sind. Nicht immer merkt man das als Betroffener selbst so direkt. Gelegentlich werden unangenehme Gefühle auch verdrängt. Aber das müsste eben ein Fachmensch im Einzelfall beurteilen.
Theoretisch kann es auch ganz andere Ursachen haben. Um eine Demenz zu entwickeln, muss man kein alter Tattergreis sein. Das kann erschreckend früh anfangen. Ich will niemandem persönlich was unterstellen und es muss natürlich für diesen Fall nicht zutreffen. Aber es gibt durchaus Fälle, wo überhöhter Alkoholkonsum schon in jungen Jahren das Gehirn erheblich schädigt.
Es kann aber auch ganz andere Ursachen haben, die weitaus weniger peinlich sind. Zum Beispiel kann enormer Schlafmangel von jungen Eltern auch das Gedächtnis beeinträchtigen, so lange der Schlafmangel besteht. Oder es könnten hormonelle Probleme sein, beispielsweise durch die Schilddrüse. Aber das kann im Einzelfall nur der passende Facharzt abklären.
Da es eine Frau zu sein scheint, könnte durchaus auch ein kleiner Schlaganfall die Ursache sein. Der Konsum der Anti-Baby-Pille erhöht das Risiko dafür bei vielen Frauen. Und der erste Schlaganfall muss nicht so stark sein, dass man gleich gelähmt oder stumm ist. Allerdings bin ich auch überfragt, ob das der Arzt nicht bei der Nervenmessung hätte merken müssen. Da sollte man vielleicht noch mal nachfragen und das nicht als wahrscheinlichste Idee werten.
Der Arzt hat sicherlich keine Nerven vermessen. Welche Nerven will man da vermessen? Entweder hat er ein EEG gemacht oder einen Gedächtnistest und wenn das unauffällig ist, dann würde ich denken, dass sie sich das auch ein wenig einbildet. Wenn man sich dauernd Gedanken über etwas macht, dann hat man erst recht den Eindruck, dass etwas nicht stimmt.
Was ist denn ein EEG sonst, als dass man die Nervenarbeit vermisst? Ich verstehe jetzt den Einwand nicht so richtig. Und natürlich ist das EEG nicht das einzige Verfahren, Nerven zu messen. Alternativ wäre da das ENG zu nennen.
Und hier zu unterstellen, eine uns im Forum unbekannte Person bildet sich das ein und ist dann quasi ein Simulant, das finde ich unsachlich. Klar kann man sich manche Krankheit einbilden, aber wer sagt denn, dass das in dem Fall tatsächlich so war? Das ergebnisoffen zu erkunden ist definitiv Aufgabe der Ärzte und nicht die von Forenmitgliedern.
Was ist denn ein EEG sonst, als dass man die Nervenarbeit vermisst? Ich verstehe jetzt den Einwand nicht so richtig. Und natürlich ist das EEG nicht das einzige Verfahren, Nerven zu messen. Alternativ wäre da das ENG zu nennen.
Ein EEG misst Hirnströme, also die Aktivitäten der übertragenden Signale im Gehirn. Das könnte man zwar ganz entfernt als Nervenemssung bezeichnen, aber eigentlich ist das ein falscher Begriff. Bei Nervenmessung denkt doch jeder, dass man einzelne Nerven untersucht oder ähnliches. Darum geht es ja aber nicht, es geht um Gehirnregionen, deren Gesamtpotentiale erfasst werden. Das EEG sagt, ob es Auffälligkeiten gibt, aber woher die kommen - von einer Störung des Gehirns oder nur Angst, sagt es nicht. Wenn das unauffällig ist, dann ist es doch schonmal gut. Als Nervenmessung bezeichnet man das aber wirklich nicht, das ist ein unpassender Begriff dafür.
Und hier zu unterstellen, eine uns im Forum unbekannte Person bildet sich das ein und ist dann quasi ein Simulant, das finde ich unsachlich. Klar kann man sich manche Krankheit einbilden, aber wer sagt denn, dass das in dem Fall tatsächlich so war?
Simulantentum und Einbildung sind zwei verschiedene Sachen. Ein Simulant ist jemand, der etwas simuliert - sagt ja schon das Wort - also vorspielt und so tut als ob, mit Intention. Das wäre etwa der Fall, wenn jemand bewusst Krankheitssymptome vorspielt, um damit etwas zu erreichen.
Sich etwas einbilden ist was anderes, das passiert unabsichtlich. Es wird von einem emotional belastenden Ereignis gesprochen, was auch etwas schlimmer war als der normale Alltagsstress und danach fiel auf, dass sie sich weniger merkt. Klinisch scheint das aber unauffällig zu sein - laut Neurologen. Ich gehe mal davon aus, dass der Neurologe sie auch ordentlich untersucht hat und nicht nur mal kurz mit ihr geredet.
Was kann denn passieren, nachdem man etwas Anstregendes erlebt hat? Das Ereignis selbst führt natürlich dazu, dass man sich Dinge schlecht merkt, man ist halt gestresst. Wobei Stress nicht generell die Merkfähigkeit blockiert, man merkt sich durch eine gewisse Aktivierung manches auch besser, etwa wenn man in der Prüfung ein wenig (nicht zu viel, nicht bis zum Blackout) aufgeregt ist oder man merkt sich einfach Dinge, die emotional besetzt sind, besser.
Aber wenn der Stress zu stark ist und es ein richtiger Schock ist - hier geht es ja nicht um einen Unfall, sondern es wird vielleicht privat was Schlimmes passiert sein - dann merkt man sich das Ereignis gut, weil hochgradig emotional, aber andere Sachen nicht mehr so. Es findet eine Selektion statt. Das muss ja nicht gleich eine posttraumatische Belastungsstörung sein, bei der würde man auch Probleme mit der Erinnerung an das Ereignis haben und außerdem z.B. immer wieder das Gefühl, dass das Schlimme wieder passiert.
Man kennt das vielleicht von Prüfungen, das konnte ich an mir auch beobachten. Ich hatte immer Angst vor Prüfungen, habe gelernt wie wild und danach, wenn die Prüfung vorbei war, war ich richtig ein wenig durcheinander, nicht nur die Stunden danach, sondern wirklich einen längeren Zeitraum. Da hatte ich Merkprobleme.
Nun ist es aber auch normal, dass man mal was vergisst. Wenn man sich erinnern soll, was man exakt vor einer Woche gegessen, angezogen und gemacht hat, wird man vieles auch nicht mehr wissen, außer es war was ganz Herausragendes. Solche Alltagsinformationen merkt man sich nicht. Und normalerweise macht man sich nie Gedanken darüber. Muss man ja nicht wissen, was man vor einer Woche so getragen hat oder? Eigentlich stört es gar nicht, wenn man das vergisst.
Aber wenn man mal darauf achtet und vielleicht ohnehin emotional angegriffen ist, dann kommt mitunter so eine ängstliche Erwartungshaltung. Oh weh, ich weiß gar nicht mehr, was ich vor einer Woche gemacht habe. Mit mir stimmt sicherlich etwas nicht. Angst steigt an - "Vergesslichkeit" wird größer, es fallen einem noch mehr Dinge auf, die man sich nicht gemerkt hat.
Ich finde, wenn jemand etwas Schlimmes erlebt hat und auch schon beim Arzt war, dann ist es gar nicht so schlecht, mal zu fragen, ob man sich da nicht hineinsteigert. Du wirfst gleich mit zahlreichen Krankheitsbegriffen um dich, vermutest eine Demenz oder Schlaganfall. Ist das nicht auch unsachlich? Führt es nicht erst recht zu Verängstigungen, wenn man Menschen in einem Forum schreibt, die Freundin könnte eine Demenz haben?
Das ergebnisoffen zu erkunden ist definitiv Aufgabe der Ärzte und nicht die von Forenmitgliedern.
Was ja schon erfolgt ist. Und die Frage wurde in einem Forum gestellt, da darf man - wie du auch - im Forum seine Meinung dazu schreiben oder nicht?
Der Körper macht das sicherlich um sie zu schützen, also damit ihr das Ganze nicht noch mal auf das Gemüt schlagen kann und deswegen werden bestimmte Dinge einfach aus dem Gedächtnis gelöscht. Ich würde das Ganze mal bei einem Psychologen ansprechen und dann nach und nach aufarbeiten, was da so passiert ist und wenn man das so macht, kann es durchaus sein, dass die Erinnerung wieder kommt und man dann keine Probleme mehr hat.
Ich würde es nicht so sehen, dass die Person aus dem Beispiel umfassend medizinisch untersucht wurde. Nicht jeder einzelne Arzt kann sämtliche Störungen und Krankheiten untersuchen und diagnostizieren oder ausschließen.
Daher eben meine Meinung, dass man nicht Vermutungen anstellen sollte, bevor mehrere Ärzte unterschiedlicher Fachrichtung mögliche krankheitsbedingte Ursachen ausschließen konnten. Nur weil jemand neurologisch unauffällig ist, heißt das nicht, dass er gesund ist. Und man weiß auch nicht, ob in dem Fall der Neurologe alle notwendigen Untersuchungen durchgeführt hat. Im Ausgangsthread war ja nur gesagt:
, sichtbare beziehungsweise messbare neurologische Veränderungen hat der Arzt nicht feststellen können.
Man weiß auch nicht genau, wie der Arzt untersucht hat. Deshalb finde ich es auch sinnlos darüber zu diskutieren, ob die Nerven nun vermessen wurden, oder ob der umgangssprachliche Ausdruck der Nervenmessung korrekt ist. Das macht wenig Sinn, weil man die Richtigkeit hier weder belegen noch widerlegen kann.
Theoretisch könnte genauso gut auch ein ärztlicher Irrtum oder ein defektes medizinisches Messgerät denkbar sein. Es ist schlicht eine Unterstellung, dass die Person das einfach so hat, ohne Ursache. Ob nun unbewusst oder bewusst eingebildet oder simuliert. Es ist und bleibt eine Unterstellung.
So lange ich den Fall nicht selbst untersucht habe und alle Untersuchungsergebnisse von den Fachärzten gelesen und verstanden habe, kann ich nicht davon ausgehen, dass ein Krankheitszeichen jeglicher faktischer Grundlage entbehrt.
Das hilft einem Patienten auch nicht weiter, ihn so in die Ecke zu stellen. Denn wenn man erst mal als eingebildeter Kranker da steht und das vielleicht sogar unbegründet, wird es richtig schwer, Hilfe zu bekommen.
Und selbst wenn es eingebildet sein sollte, kann man sich auch fragen, ob die Auswirkungen des Schocks möglicherweise psychologische Verletzungen hinterlassen haben, die auch behandelt werden sollten. Denn letztlich wird Gesundheit ja nicht nur auf körperlicher, sondern auch auf geistiger Ebene definiert.
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