Jemandem nicht sagen, dass Produkt wirkungslos ist?

Eine Bekannte von mir arbeitet in einer Kosmetikfirma und ist da auch an der Entwicklung von Produkten beteiligt. In ihrer Freizeit betreibt sie einen Blog, in dem sie alle möglichen kosmetischen Produkte testet. Das Unternehmen in dem sie arbeitet verkauft auf Koffeinshampoos für die Haare und meine Bekannte weiß, dass diese nichts bringen.

Dennoch erzählt sie den meisten Menschen nichts davon. Es gibt keine Studien dazu und es konnte noch nie eine Wirkung nachgewiesen werden. Dennoch lässt sie zu, dass ihr Mann seit Jahren unterschiedliche Koffeinshampoos und Haarwasser mit Koffein verwendet, da er hofft so seine Haardichte verbessern zu können. Sie meinte, dass sie ihm die Hoffnung lassen möchte.

Würdet ihr es jemandem verschweigen, wenn die Person ein Mittel verwendet, von dem ihr wisst, dass es keine Wirkung hat? Macht ihr das auch, damit die Person noch eine letzte Hoffnung hat und sich zumindest einbilden kann, dass es einen Unterschied macht?

Mir würde es ehrlich gesagt nicht gefallen, wenn mein Partner auf so ein Zeug herein fällt. Wenn er es mal ausprobiert, ist das ja in Ordnung. Haarausfall ist auch für Männer schwer. Aber bevorzugen würde ich, wenn mein Partner nicht jahrelang einer Traumvorstellung hinterherrennt und für wirkungsloses Zeug Geld ausgibt, sondern wenn er sich der Problematik stellt und sie zu akzeptieren lernt.

Und daher würde ich das auch nicht unterstützen, in dem ich nicht meinen Senf dazu abgeben würde. Vielmehr würde ich ihn dabei unterstützen, Unvermeidliches eben zu akzeptieren. Daher hätte ich ihm gleich nach ein paar Wochen Anwendung ohne Wirkung genau das bestätigt. Und wenn ich sogar aufgrund meines Berufes weiß, dass es nicht wirkt, hätte ich ihm das schon vor dem Kauf der ersten Flasche gesagt.

Was bringt einem denn Hoffnung, wenn sie nie erfüllt wird? Das ist ja fast schon grausam, jemanden hoffen zu lassen, obwohl man das weiß. Wenn man erst nach Jahren erfährt, dass es nichts bringt, ist das doch viel schlimmer als gleich am Anfang. Und dann wird er sich auch ganz schön blöd vorkommen. Wenn er dann noch erfährt, dass seine Partnerin es immer gewusst hat. Also ich wäre sauer.

Das kann ich offen gesagt nicht nachvollziehen. Es ist eine Sache, dass sie nicht in ihrem Blog verbreitet, dass Koffeinprodukte nichts bringen oder dass sie eben nicht auf Familienfeiern und Klassentreffen jedem der es hören oder nicht hören will, aufs Butterbrot schmiert, dass es nichts bringt.

Das kann ich noch verstehen, wenn man das nicht macht, weil das irgendwann zu viel ist und eher danach aussieht, als ob man verzweifelt nach Aufmerksamkeit schreit oder so. Aber dass man das dem engsten Umfeld - in diesem Fall dem Partner - nicht sagt finde ich absolut unverständlich und bescheuert.

Ich sehe das so wie Bienenkönigin. Ich hätte dem Partner gesagt, dass das nichts bringe und ihn dann eine Packung testen lassen, damit er sich eine eigene Meinung bildet. Anschließend hätte ich ihn darin unterstützt, dass er es einfach akzeptiert, dass er sich verändert und sich trotzdem attraktiv findet. Dichtes Kopfhaar ist schließlich nicht das einzige, das einen Mann attraktiv wirken lässt.

Wenn man in einer Kosmetikfirma arbeitet, dann muss man das Unternehmen bis zu einem gewissen Grad auch repräsentieren und es würde nichts bringen, wenn man im Namen der Kosmetikfirma alle Produkte als wirkungslos bezeichnet.

Aber beim Partner muss man da doch eine Ausnahme machen. Vor allem, wenn der Partner auch nicht alleine durch diese schwierige Phase geht, sondern seine Sorge zum Haarausfall auch teilen kann. Viele Kosmetikprodukte kosten auch eine Menge Geld, das ist dem Mann nicht fair gegenüber.

Ich denke auch, dass es darauf ankommt, wem man so etwas sagt oder eben nicht sagt. Ich kann es schon verstehen, dass sie so etwas nicht publik macht, indem sie in ihrem Blog schreibt, dass die Produkte wirkungslos sind, beziehungsweise, dass eben noch keine Wirkung nachgewiesen werden konnte. Immerhin verdient sie ja das Geld bei dieser Firma und damit würde sie sich selber schaden. Aber den eigenen Ehemann sollte man nicht über solche Fakten im Ungewissen lassen, zumindest könnte ich das nicht so machen.