Gleichzeitig bewundert und bemitleidet werden wollen normal?

In den letzten Jahren ist vor allem bei besonders erfolgreichen Personen immer häufiger etwas zu beobachten, dem ein US-amerikanischer Serienmacher die Bezeichnung 'humblebrag' verliehen hat, was im Deutschen ungefähr 'Bescheidenheitsprahlen' bedeuten könnte.

Letztendlich bedeutet das, dass eine Person eine prahlerische Aussage wie etwa „Ich bin die 10km heute in weniger als 30 Minuten geschwommen [...]“ macht, nur um dann mit dem Zusatz „[...] habe aber vergessen, dass ich in dieser Zeit eigentlich die WG-Toilette hätte putzen sollen“ auch noch Mitleid erregen zu können.

Von der Wahl dieses Beispiels mal abgesehen sollte klar werden, worauf ich hinaus möchte. Man prahlt mit der einen Sache, verlangt aber im nächsten Moment direkt Mitleid für etwas. Man ist also sozusagen im doppelten Sinne bedürftig.

Einige Menschen finden das allerdings ganz normal. Wirkliche Prahlerei sei das nicht, denn im Grunde solle ja, wie in meinem Beispiel gezeigt, auch angeführt werden, dass man trotz einer so tollen Leistung noch ein ganz normaler Mensch sein. Als ob sie das nicht ohnehin wären.

Kennt ihr auch Menschen, die sich auf ein solches 'Bescheidenheitsprahlen' verstehen und das auch öfters tun? Was haltet ihr denn generell davon? Habt ihr es selbst schon angewendet, möglicherweise sogar unbewusst?

Ich finde, dass man durchaus manchmal stolz auf Dinge sein kann, die man gut gemacht hat und wo man sich auch selbst über eine gute Leistung oder Erfolge freut. Dass man sich anstrengt und etwas Gutes erreicht, ist ja nicht selbstverständlich, es ist eine Leistung und die darf doch auch gerne benannt werden oder nicht?

Aber dennoch ist es in unserer Gesellschaft ja nicht so richtig gerne gesehen, wenn jemand Freude über die eigenen Leistungen zeigt und damit angibt. Es wird ja beispielsweise in der Arbeit irgendwie vorausgesetzt, dass sich jeder anzustrengen hat, nach dem Motto "Nicht gemeckert ist schon ausreichend Lob".

Wenn ich jetzt also sage "Das habe ich toll gemacht", dann macht man sich mit dieser Aussage vielleicht unbeliebt - denn es gilt schnell als Prahlen oder Angeberei. Gute Menschen prahlen doch nicht usw. Vielleicht haben daher manche das Gefühl, sie müssten die gute Leistung gleich wieder abschwächen.