Selbstmord - erst ok, wenn man den Grund kennt?
In meiner Familie gab es vor einigen Jahren einen Selbstmord. Am ersten Tag war noch unklar was der Grund dafür war. Im Prinzip war es schon klar. Der Mann hatte starke Depressionen und sein Leben war jeden Tag ein Kampf für ihn, aber man dachte eben, dass er nicht mal einen Brief geschrieben hatte und konnte sich den Zeitpunkt nicht erklären.
Am nächsten Tag fand man dann einen Brief, in dem eben eine Erklärung stand, dieselbe, die man bereits erwartet hatte und so konnte man in gewisser Weise eher akzeptieren, was er getan hat. Wir wussten ja um seine Qual, aber es war eben noch mal gut, dass auch als Begründung zu lesen, beziehungsweise zu hören. Ich denke, dass man damit auch nicht umgehen kann, wenn man dann als Frau beispielsweise keinen Grund genannt bekommt, auch wenn man eine Vermutung hat. Würdet ihr erst vernünftig weiterleben können, wenn ihr den Grund wisst?
So etwas kommt ja so gut wie in jeder Familie mal vor, deswegen kann es ja sein, dass es auch bei euch in der Familie so einen Fall gab. Hat die Person sich erklärt und verabschiedet oder seid ihr im Unklaren geblieben und musstet dann mit der Unwissenheit leben? Kommt man damit wirklich irgendwann klar? Ohne professionelle Hilfe kann ich mir das nicht vorstellen, da müsste man schon seelisch sehr stark sein.
Also aus meiner Familie ist mir kein Fall bekannt, wo sich wirklich jemand umgebracht hat. Depressionen kommen schon häufiger vor, aber da "retten" sich die Betroffenen in irgendwelche Süchte wie den Alkohol, Drogen und einer ist sogar zum Workaholic geworden und kann nicht still sitzen. Es scheint fast so, als wäre die Arbeit eine Strategie, mit den negativen Gedanken nicht alleine sein zu müssen und sich abzulenken.
Mein Onkel lebt mit seiner Frau und deren Eltern in einem Haus und da ist es wohl so, dass der Partner seiner Schwiegermutter sich wohl umgebracht hat. Seine Partnerin war wohl bei der Tochter zum Frühstück, sodass der Partner alleine in der Wohnung war und als sie nach einigen Stunden wieder kam, hatte er sich mitten im Wohnzimmer die Pulsadern aufgeschnitten und war bereits verblutet.
Ob er einen Abschiedsbrief hinterlassen hat weiß ich gar nicht, ich stelle mir das aber sehr traumatisierend vor, den eigenen Partner so zu sehen, total unvorbereitet. Diese Bilder kriegt man doch nie ohne psychologische Hilfe verarbeitet und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass das besser gehen soll, wenn man einen Brief findet. Es ist eine Sache, von so einem Todesfall zu hören und es dann verarbeiten zu müssen als wenn man die Leiche gefunden hat und das dann verarbeiten muss.
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