Sind Kurse gegen Prüfungsangst wirklich sinnvoll?

vom 05.12.2015, 10:59 Uhr

Eine Bekannte von mir hat Prüfungsangst und hat deswegen nun auch einen Kurs an der Universität belegt. Dieser war relativ teuer und hat sie 110 Euro gekostet. So wie es sich bisher anhört, wird ihr der Kurs aber kaum etwas bringen. Bislang wurden nur Techniken vorgestellt, mit denen man lernt sich im Alltag besser zu organisieren, damit man nichts aufschiebt.

Auch eine andere Bekannte von mir hat schon mal ein Seminar zur Bekämpfung von Prüfungsangst belegt und war damit auch nicht sehr erfolgreich. Dort sollte eher das Selbstbewusstsein gestärkt werden und mit diesem hatte sie eigentlich keine Probleme.

Habt ihr an der Uni schon Kurse gegen Prüfungsangst belegt und konnten diese euch helfen und euer Problem lösen? Oder war es am Ende eher eine Geldverschwendung? Was erwartet ihr von einem solchen Kurs und wie kann so ein Kurs gestaltet werden, um das Ziel zu erreichen?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich habe einen Kurs gegen Prüfungsangst gemacht und er hat mir gar nichts gebracht. Er wurde mir von meiner Schule angeboten, er war auch wirklich gut, aber meine Prüfungsangst war so tief verwurzelt, dass man sie gar nicht rausbekommen hat. Weißt du was mir geholfen hat?

Ich habe mich in der letzten Zeit einfach in viele Prüfungssituationen versetzt und irgendwann hat es Klick gemacht und ich habe bemerkt, dass es doch gar nicht so schlimm ist. Ich habe vor manchen Prüfungen immer noch Angst, ich bin nervös, aber ich bin schon lange nicht mehr unter Brechreiz rausgelaufen. Und die Angst verschwindet immer weiter.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12594 » Talkpoints: 13,15 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Dass man überhaupt Prüfungsangst hat, liegt aber oft daran, dass manche das Lernen ewig aufschieben - und dann eben zu spät anfangen und daher große Angst haben. Für die wäre es gut, wenn sie sich effektiver organisieren und manche Menschen haben auch deswegen Angst, weil sie sich selbst zu kritisch sehen. Ganz sinnlos ist das also nicht. Dass es aber nicht in jedem Fall helfen mag, kann sein.

Ich hatte keine direkte Prüfungsangst, aber ich hatte früher Angst, wenn ich beispielsweise vor wichtigen Leuten reden musste, etwa Teile meiner Forschung bei einer Konferenz vorstellen musste, auch wenn es nur eine kleine war. Und ich habe dann vorher eine Beruhigungstablette genommen. Damit meine ich keinen Bachblüten-Pseudo-Tee, sondern wirklich richtige Beruhigungsmittel, wie Tavor oder Faustan.

Das hat gut geholfen und ich war ruhig, nicht hibbelig, habe mich gut konzentrieren und meine Vorträge gut durchziehen können. Dadurch habe ich mich zunehmend sicherer gefühlt und merkte irgendwann, dass es auch ohne Beruhigungstablette geht.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Zitronengras hat geschrieben:Dass man überhaupt Prüfungsangst hat, liegt aber oft daran, dass manche das Lernen ewig aufschieben - und dann eben zu spät anfangen und daher große Angst haben.

Naja, so unterschreiben würde ich das jetzt nicht. An meiner alten Uni gab es ein Fach, wo die Durchfallquote bei über 83% lag und das bei knapp 200-300 Studenten. Du kannst mir nicht erzählen, dass die alle zu faul waren zum Lernen. Die Anforderungen waren einfach viel zu hoch.

So hatte der Dozent die Fragen so gestellt, dass er ganze Aufsätze als Antwort haben wollte (auch noch wortwörtlich zitiert aus seinem Lieblingsbuch) und die Zeit einfach viel zu knapp bemessen war. Es gab bei ihm nicht eine Klausur, sondern drei Antestate, sodass der Stoff für ein Antestat nicht so extrem viel war, aber dennoch war die Durchfallquote so hoch.

Es gibt auch Dozenten, die eine komplett andere Vorstellung darüber haben, was realistisch von den Studenten an Leistung erbracht werden könnte und was nicht. Dieser Dozent hatte zwei Module, die zu jeweils 3 Antestaten bestanden haben und wo man drei Versuche hatte. Ich hatte am Ende nur noch einen Versuch und habe die Uni gewechselt, weil es nichts gebracht hat das ganze Lernen.

Da wurden die Versuche gelöscht und hier habe ich dasselbe Fach auf Anhieb bestanden. Also am Lernen lag es definitiv nicht, da ist ein Vorurteil. Aber wegen diesem Dozenten habe ich bis heute panische Prüfungsangst und die wird mir auch ein Kurs für Prüfungsangst nicht nehmen können.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Gegen Dozenten, die übertriebene Anforderungen stellen, kann man aber nichts machen. Und dass so ein hoher Teil an Studenten durchfällt, halte ich auch nicht für normal, das sollte doch irgendwie auffallen und entweder dem Dozenten oder dessen Vorgesetzten zu Denken geben.

Hierbei handelt es sich meiner Ansicht nach nicht um den Normalfall, sondern um eine Ausnahme. Ich hatte in meinen beiden Studiengängen kein solches Fach, wo fast alle durchgefallen sind, das gab es bei uns gar nicht.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ob man das für normal hält oder für die Ausnahme, kommt doch darauf an, was und vor allem wo man studiert. In meinem zweiten Studium waren Durchfallquoten von 80 Prozent vollkommen normal. Und da haben sich manche Studenten über ein Jahr vorbereitet, weil es ihr letzter Versuch war.

Bei 80 Prozent kann man sich leicht ausrechnen, dass diese Prüfungen für einen nicht unerheblichen Teil der Leute das Ende des Studiums bedeutet. Aber auch in meinem ersten Studium wurde stark gesiebt, 50 Prozent haben es immer nicht geschafft. Erst nach dem Physikum wurde es leichter.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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