Rassistisch wenn man bei Afrika direkt an Hungersnot denkt?

Ich habe mir neulich ein Buch von einer afrikanischen Autorin gekauft, die über zwei Flüchtlinge schreibt. Im Internet habe ich die Autorin dann auch gegoogelt, weil ich wissen wollte was es sonst noch für Bücher gibt und wie ihre Biografie ist. Dabei bin ich auf eine Rede von ihr gestoßen.

Sie sagt in dieser Rede, dass man sie gewissermaßen diskriminiert hat, als sie nach Amerika gekommen ist. In ihren Büchern ging es oftmals um westliche Menschen und schöne Geschichten. Aller erwarteten aber von ihr, dass sie Bücher über hungernde und leidende Kinder schreib und dachten, dass so ihre Kindheit ausgesehen hätte.

Das fand sie sehr merkwürdig, denn offenbar ist dass das einzige Bild was die Menschen von Afrika haben. Alle denken, dass in Afrika nur gehungert wird und es allen schlecht geht. Dabei geht es vielen Teilen Afrikas sehr gut und bevor die Europäer dort angekommen sind, ging es ihnen noch sehr viel besser.

Ist es bei euch auch so, dass ihr bei Afrika immer nur an hungernde Kinder denkt und dann sogar Mitleid habt, wenn ihr hört dass jemand aus Afrika kommt? Wieso ist das so? Kann man sich nicht vorstellen, dass es Menschen in Afrika auch gut gehen kann und diese nicht auf irgendwelche Hilfsorganisationen angewiesen sind?

Rassistisch würde ich das nicht nennen. Es ist uninformiert, einseitig, vielleicht sogar dumm. Aber rassistisch wäre es nur, wenn man den Hunger auf die Hautfarbe oder "andere Gene als wir Europäer" schieben würde. Nicht zu wissen, dass nicht alle Menschen in Afrika hungern, beinhaltet ja erst mal keine Wertung.

Da ich Afrikanistik studiert habe, bin ich häufiger über solche Ansichten gestoßen. Zunächst mal konnten sich viele nicht vorstellen, was man denn da lernt. Dass auch der afrikanische Kontinent viel Stoff für Geschichts-, Wirtschafts-, Kultur- und Literaturkurse hergibt, ist den meisten nicht bewusst.

Als ich für drei Monate nach Kenia bin, hatten viele auch ein Bild von mir im Busch vor Augen. Wenn man dann sagt, dass es in Nairobi Wolkenkratzer gibt, staunen die meisten. U-Bahnen, Börsenhandel, Einkaufszentren. Ich habe immer solche Dinge aufgezählt und die Augen sind immer größer geworden.

Aber natürlich sind die Bilder nicht ganz falsch. Das muss man ihnen auch zugute halten. Es gibt die Lehmhütten, die Viehhirten, die Armen und die Hungernden. Aber meiner Meinung nach sollte man die andere Seite Afrikas auch mehr ins Rampenlicht setzen.

Dass allerdings afrikanische Autoren nur von der "afrikanischen Not" schreiben sollten, ist wirklich krass. Deutsche Autoren dürfen über Alles und Nichts schreiben. Da sagt niemand etwas, wenn die ihre Geschichte in Thailand ansiedeln.

Für mich ist es nicht rassistisch, wenn man Afrika direkt mit Hungersnot, Armut und Elend assoziiert. Woher kommt das denn? Mir fällt da spontan ein, wie Hilfsorganisationen wie "Brot für die Welt", "Kindernothilfe" oder "Unicef" Werbespots produzieren und ausstrahlen, wo dann hungernde afrikanische Kinder gezeigt werden, die dann so richtig traurig und elendig in die Kamera schauen, um die westlichen Zuschauer zum spenden zu animieren.

Wenn man dann immer nur hungernde Kinder sieht, mit gesundheitlichen Problemen dadurch und im Hintergrund irgendwelche Lehmhütten und die Kinder haben keine "richtige" Kleidung (nach westlicher Vorstellung), dann festigt sich ein vollkommen falsches Bild von Afrika.

Irgendwie ist das ja auch von den Medien geschaffenes Bild, was man da so aufrecht erhält. Rassistisch finde ich das also nicht, aber wenn man das so sieht, ist man eben ein bisschen einseitig gebildet oder bildet sich seine Meinung nur über irgendwelche Blättchen, die reißerische Geschichten schreiben. Wobei das Bild ja an sich auch nicht falsch ist, aber es gibt eben auch andere Seiten und nicht nur das eine Afrika.